Ein Jahr - eine Chance
Reaktion auch so. Es fiel ihr offensichtlich sehr schwer.
Torben Crawford blieb jedoch auch nicht unbemerkt, dass seine Kellnerin Madeleine absolut mied, und das war nicht nur unhöflich sondern auch unprofessionell. Das würde er morgen beim Meeting anbringen und abklären. Er rechnete es Madeleine hoch an, dass sie so großzügig darüber hinwegsah und hier keine Szene machte, wie es viele andere Frauen an ihrer Stelle getan hätten.
Torben Crawford war sehr angespannt. Der Tag hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen und eigentlich wollte er nur noch endlich zur Ruhe kommen.
Sie waren gerade mitten beim Essen, als der Hotelmanager Mr. Miller zu ihnen trat.
„Mr. Crawford, gut, dass Sie hier sind. Wir haben da ein mittelgroßes Problem.“
Ärgerlich drehte Torben Crawford sich zu ihm. Sein Blick sprach Bände.
„Mr. Miller. Wissen Sie, was ich hier gerade mache?“
„Oh ja, natürlich. Entschuldigung. Guten Appetit natürlich. Also wir haben…“
Torben Crawford hob angespannt die Hand und Mr. Miller sprach abrupt nicht weiter.
„Mr. Miller. Sie sind doch schon seit Eröffnung dieses Hotels mein Manager, oder?“
„Ähm, ja, Mr. Crawford.“
„Und in all den Jahren haben Sie es sich noch immer nicht merken können, dass ich es wie die Pest hasse, beim Essen gestört zu werden?“
Torben Crawfords Stimme war zwar leise, aber der Tonfall hart und streng. Mr. Miller wurde sogleich leichenblass.
„Entschuldigen Sie, Mr. Crawford. Selbstverständlich, Mr. Crawford.“
„Da Sie aber schon da sind, möchte ich Ihnen meine Verlobte Madeleine Morgen vorstellen. Egal mit was für einen Wunsch Frau Morgen zu Ihnen kommt, möchte ich, dass Sie sich darum kümmern. Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt. Ich komme nachher noch mal zu Ihnen.“
Damit machte er eine Handbewegung, auf die Mr. Miller sofort reagierte und lautlos verschwand.
„Ihre Verlobte?“, schnaubte Madeleine leise, aber ihre Wut war deutlich herauszuhören.
Da Torben Crawford nicht darauf reagierte, fuhr Madeleine leise fort: „Und morgen heiraten wir und als nächstes kommen die süßen Kleinen, oder wie?“
„Von mir aus“, brummelte Torben Crawford nur ruhig und hoffte inständig, dass sie nicht weiter ausholte.
Er hatte sich so über den Manager geärgert, dass ihm das einfach herausgerutscht war. Ihm war selber nicht klar, wie ausgerechnet ihm das passieren konnte. Ruhig widmete er sich weiter seinem Essen.
Insgeheim freute er sich aber doch über ihre Reaktion. Viele Frauen gab es schon, die ihn heiraten wollten, aber alle erst, seitdem er zu Geld gekommen war und als wohlhabend galt. Bei ihr war das anders. Bei ihr hätte er wohl eher Chancen, wenn er ein armer Schlucker wäre. Leicht amüsiert zuckten seine Mundwinkel und er überlegte, ob er sich bei ihr für den Fauxpas entschuldigen sollte, und sah vorsichtig zu ihr hinüber.
Aber Madeleine hatte ebenfalls bereits wieder mit dem Essen begonnen und sah aus, tja, wie sah sie aus? Als wenn sie etwas aushecken würde. Diese Frau war einfach unglaublich und so langsam gefiel ihm der Gedanke immer besser, mit dieser Frau tatsächlich verlobt zu sein.
Als die Kellnerin das Geschirr abräumte und Madeleine wieder ignorierte, sagte diese ruhig, aber recht bestimmt: „Bringen Sie doch bitte Mr. Crawford und mir noch je einen Palatschinken mit Vanilleeis.“
Überrascht sah die Kellnerin Madeleine an, als wenn sie sie jetzt erst wahrgenommen hätte.
„Mr. Crawford isst keinen Nachtisch!“, sagte die Kellnerin dann recht bestimmend.
Madeleine sah zu Torben Crawford hinüber, der leicht amüsiert die Augenbrauen hochgezogen hatte und offensichtlich abwartete.
„Entschuldigen Sie bitte. Habe ich mich gerade so undeutlich ausgedrückt?“
Madeleines Stimme war ruhig, freundlich, aber auch recht bestimmend und dabei sah sie der Kellnerin direkt in die Augen, die sich daraufhin wieder von Madeleine abwandte und direkt fragend zu Torben Crawford hinübersah.
„Oder hast du es dir doch überlegt und möchtest lieber das Tiramisu, Schatz?“
Das ‚Schatz’ hatte sie besonders betont und sah ihn auffordernd an.
Amüsiert lächelte Torben Crawford auf. Mit solchen Retourkutschen konnte er leben und eigentlich hatte er es ja auch verdient.
„Nein, nein. Ist schon in Ordnung!“
„Aber Sie essen nie Nachtisch, Mr. Crawford!“
Die Kellnerin kriegte sich nicht mehr ein.
„Wenn Ms. Morgen meint, dass wir noch einen Palatschinken essen sollten, essen wir noch
Weitere Kostenlose Bücher