Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
einige Zeit zusammen und ich finde, sie sollten
dich wirklich kennenlernen, auch wenn meine Eltern und ich gerade kein sehr
gutes Verhältnis haben.“ Sie musste wieder daran denken, dass niemand ans
Telefon gegangen war, als sie vorgestern angerufen hatte, und auch ihre
Nachricht, die sie auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, unbeantwortet
geblieben war. Sie merkte, wie Josue leicht zusammenzuckte.
„Findest du das nicht zu früh?“
„Sind wir nun zusammen oder nicht? Ich denke, wenn wir diese
Frage ernsthaft mit Ja beantworten können, ist es niemals zu früh, sich auch zu
zeigen.“ Dabei dachte sie, dass sie immer noch nicht wusste, wie Josue und
Camilla jetzt zueinander standen. Auf seiner Geburtstagsfeier meinte sie zwar,
deutlich gemacht zu haben, wer hier Josues Freundin war. Aber ehrlich gesagt
konnte sie weder Camilla noch Josue diesbezüglich einschätzen.
„Also gut, dann hole ich meinen Terminkalender und wir
fahren wenigstens zu deinen Eltern. Vielleicht können wir ja noch einen Tag am
Strand dranhängen, dann können die Kinder sich auch mal austoben. Und wenn wir
uns zu zweit abwechseln, wird die Fahrt vielleicht auch nicht ganz so
anstrengend.“
Emily seufzte innerlich. Natürlich hatte sie nicht gedacht,
dass seine Kinder gleich zu ihren Eltern mitmussten, aber so war das wohl, das
ganze Paket rückte an. Und nie im Leben wäre sie auf die Idee gekommen, mit dem
Auto nach Hamburg zu fahren. Allerdings wollte sie nicht auch noch an diesem
minimalen Angebot rummeckern, da es sonst vielleicht gleich wieder
zurückgezogen würde. Josue holte seinen Kalender. Die nächsten Wochenenden
waren schon wieder voller Proben, aber Anfang Oktober fand sich ein Wochenende.
„Wäre es nicht entspannter, mit dem Zug zu fahren?“, fragte
sie dann doch noch. „Die Kinder fahren auch umsonst, wenn ein Elternteil mitfährt.“
„Das ist prima. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal
Zug gefahren bin.“
Emily ergriff die Chance. „Ich schau nach einer
Bahnverbindung und maile dir den Preis. Wenn wir jetzt buchen, können wir
vielleicht noch einen Sparpreis ergattern.“
Josue nickte, schien aber wenig glücklich über sein
Zugeständnis zu sein.
„Warst du schon mal in Hamburg?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin immer nur durchgefahren.“
„Dann lernst du endlich die Weltstadt kennen, aus der ich
komme“, sagte sie und schwang sich auf seinen Schoß, um ihn ein bisschen mit
Küssen herauszufordern. Doch er war mit seinen Gedanken ganz woanders und so
glitt sie enttäuscht bald wieder herunter.
Sie zog sein Gesicht zu ihrem und fragte: „Woran denkst du?“
Josue schwieg, dann antwortete er doch: „An meinen letzten
Urlaub mit Kathleen und den Kindern, da waren wir auch an der Nordsee, auf
Juist.“
Ah, die Schickimicki-Insel, dachte Emily.
„Lizzy hatte Angst vor dem Meer und wollte sich die Finger
nicht mit Sand dreckig machen und Flo war das genaue Gegenteil. Er wurde vom
Wasser magisch angezogen und wir hatten alle Hände voll zu tun, ihn nicht
ertrinken zu lassen, dabei war er erst eineinhalb Jahre alt.“ Er lächelte
wehmütig und streckte seinen langen Körper.
„Emily, ich muss ins Bett.
Übernachtest du hier oder bei dir zuhause?“ Die Frage sollte möglichst
belanglos klingen. Emily wusste aber, dass er lieber alleine geschlafen hätte,
um kein schlechtes Gewissen zu haben, dass er nicht mit ihr schlafen würde. Sie merkte, wie ihr Körper ganz schwer wurde bei dem Gedanken, wie kompliziert
ihre Beziehung in dieser Hinsicht war.
„Ich werde mich dann aufmachen, ich muss morgen früh raus“,
gab sie zurück, außerdem hatte sie das dumpfe Gefühl bei sich zuhause nach dem
Rechten sehen zu müssen. Er brachte sie zur Tür und küsste sie zärtlich, so
dass sie fast wieder schwach geworden wäre, aber sie wusste inzwischen, dass
das sein Versuch war, sie zu trösten.
Während sie heimradelte, liefen ihr die Tränen über die
Wangen. Manchmal schien alles so schwer und verfahren zu sein, dass sie gar
nicht mehr wusste, ob sie so eine Beziehung noch wollte.
13
Eine Mutter-Überraschung, die große Versöhnung und
Josue im Interview
Sie schloss die Haustür auf und es beschlich sie
sofort ein eigenartiges Gefühl. Dann öffnete sie die Wohnungstür und
schnupperte. Der Duft kam ihr bekannt vor, aber das konnte doch nicht sein.
Thorsten trat aus seinem Zimmer und bat sie mit Gesten, in die Küche zu treten.
Dann schloss er
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