Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
Noten behutsam in die nächsten neugierigen
Hände und drückte Emily ganz fest. „Du weißt gar nicht, was du da für einen
Schatz gefunden hast. Ich freu mich so. Das ist das schönste
Geburtstagsgeschenk meines Lebens.“
Camilla lächelte säuerlich und Emily dachte ein wenig
hämisch an den hochmodernen Salz- und Pfeffer-Streuer, den sie ihm mit viel
Brimborium überreicht hatte und der sicher genauso viel gekostet hatte, wie ihr Geschenk.
„Wo haben Sie die
Handschrift denn gefunden?“, fragte Camilla neugierig. „Das wird wohl
mein Geheimnis bleiben“, sagte Emily mit einem feinen Lächeln.
Emily hatte Sehnsucht nach der Ferne. Sie wollte so gerne
noch ein paar Tage wegfahren, ehe das Semester wieder losging. Durch die viele
Arbeit im Seniorenheim und das bewegte Leben mit Josue und seinen Kindern
fühlte sie sich richtig erholungsreif. An einem der nächsten ruhigeren Abende,
die sie bei Josue verbrachte, sprach sie das Thema an. Josue legte gerade eine
CD auf, von der er wusste, dass Emily sie auch mochte. Der zarte Schmelz des
Vokalensembles „Armacord“ erfüllte den Raum und Emily ließ sich von den
Melodien wegtragen. Josue setzte sich neben sie auf das Sofa und legte den Arm
um sie.
„Hast du nicht auch manchmal Fernweh?“, fragte sie ihn. „Ich
würde so gerne noch ein paar Tage wegfahren.“
Josue nickte nachdenklich. „Ich habe schon lange keinen
Urlaub mehr gemacht. Es ist immer so viel zu tun und dann ist es ja auch noch
eine finanzielle Frage.“
Emily wunderte sich, dass er einen gehobenen Lebensstandard
pflegte, aber bei der Urlaubsfrage stets die Bremse zog. „Es müsste ja auch gar
nicht teuer sein, vielleicht könnten wir sogar zelten?“ In dem Augenblick, als
sie das aussprach, wusste sie schon, dass das für Josue wohl nicht mehr in
Frage kam. So sah sie auch nur, dass er fragend eine Augenbraue hob.
„Auch Ferienwohnungen
müssen gar nicht teuer sein“, beharrte sie. Auf der Insel Pellworm, wo
meine Großmutter gelebt hat, gibt es ein Dorf nahe am Strand, da könnte ich
eine nette Ferienwohnung anfragen.
„Die Kinder haben schon wieder Schule, wie stellst du dir
das denn vor?“, fragte er.
„Wie machst du das denn, wenn du auf Konzertreise bist? Da
muss doch auch jemand auf die Kinder aufpassen.“
„Frau Schmitt war die letzten beiden Male so freundlich,
aber sie übernachtet nicht gerne hier.“
Emily schüttelte sich innerlich bei der Vorstellung, dass
Frau Schmitt auch schon in Josues Bett genächtigt hatte.
Er schien ihre Gedanken zu lesen. „Sie besteht darauf, eine
Gästematratze im Wohnzimmer aufzuschlagen“, sagte er mit einem Grinsen, „in
meinem Bett wüsste ich sie auch nicht gerne.“
„Und könnte sie das nicht für ein verlängertes Wochenende
für uns tun?“, bettelte Emily.
„Dann müsste ich ihr allerdings eine Geschichte erzählen,
ich denke nicht, dass sie damit einverstanden ist, wenn ich mit dir in Urlaub
fahre.“
„Also hat sich Frau Schmitt dir gegenüber schon wenig
positiv über mich geäußert?“, hakte Emily nach.
Josue ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen und
konnte ihr bei der Antwort nicht in die Augen schauen. „Sie macht keinen Hehl
daraus, dass sie unsere Beziehung für nicht standesgemäß hält.“
Emily atmete tief aus und bemühte sich, nicht an die Decke
zu gehen. Sie wusste ja, was Frau Schmitt von ihr hielt, und sie vermieden es
beide, sich allzu häufig zu begegnen. Es war ihr aber trotzdem unangenehm, dass
sie mit Josue darüber gesprochen hatte.
„Gibt es niemand anderen, der die Kinder nehmen könnte. Dass
sie vielleicht mal bei ihren Freunden unterkommen?“
Josue schüttelte den Kopf. „Ich würde deren Eltern wirklich
überstrapazieren, wenn ich eins meiner Kinder mehrere Nächte an sie ausleihen
würde.“ Er streichelte sanft ihren Arm und sie ließ ihren Kopf gegen seine
Schulter sinken. „Arme Emily, es ist nicht so einfach mit einem Mann mit
Kindern zusammen zu sein, oder?“
Emily nickte. „Ich hätte einfach gerne, dass wir auch Zeit
für uns haben. Wir sehen uns so oft nur zwischen Tür und Angel.“
„Und jetzt, was ist das gerade? Denk doch mal, wie viele
gemütliche Abende wir in der letzten Zeit schon hatten.“
Gemütliche Abende, bei denen du todmüde um zehn Uhr ins Bett
gewankt bist und mich mit meiner ganzen Lust alleine gelassen hast, dachte
Emily. „Außerdem denke ich daran, dass ich dich gerne meinen Eltern vorstellen
würde. Wir sind jetzt schon
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