Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
fühlte sich
wie auf einer schaukelnden Sänfte hoch auf einem Elefanten. Zwischen Wachen und
Träumen glitt sie dahin und streichelte sanft Josues warmen Rücken. Da fühlte
sie, dass etwas nicht stimmte. Josue zog sich zurück. Emily konnte den Seufzer
nicht unterdrücken, der sich tief aus ihrem Inneren einen Weg bahnte.
„Es tut mir leid“, sagte er, „ich wünsch dir trotzdem eine
gute Nacht“. Er gab ihr einen kurzen Gutenachtkuss und drehte sich dann von ihr
weg. Emily spürte seine Verzweiflung und fühlte sich gleichzeitig ohnmächtig,
aber auch erregt. Das war doch zum Schiffeversenken! Bald hörte sie seine
leisen Schnarchgeräusche. Da tastete sie sich behutsam vorwärts zu ihrer heißen
Mitte. Während sie sich mit sanften, kreisenden Bewegungen streichelte, träumte
sie sich weit weg in ein freundlich wogendes Kornfeld. Dort erregte ein Mann
ohne Gesicht sie mit einem Büschel weicher Halme, die er über ihre Haut und ihr
Geschlecht strich, bis sie es nicht mehr aushielt und ihn in sich zog. Sie kam
mit einem erstickten Stöhnen. Danach fand sie lange keinen Schlaf, obwohl sie
todmüde war.
Anna packte die bunte Holz-Schnullerkette aus, die Emily für
Fred mitgebracht hatte, und den luxuriösen Badeschaum für Anna packte Flo aus,
der sich immer gerne beim Geschenkeaufreißen beteiligte. Emily wollte die
beiden kurz vorstellen, bevor sie mit Emilys Eltern in den Zoo gingen.
Anna und Harry wohnten inzwischen in einer hellen
Penthouse-Wohnung, die sicher ein Vermögen wert war. Emily wusste nicht, ob sie
ihnen gehörte oder nur gemietet war, aber letztlich machte das auch keinen Unterschied.
Die Wohnung hatte kaum Wände, nur ein kleines Kinder- und Schlafzimmer, der
Rest bestand aus Wohn- und Küchenbereich. Flo und Lizzy nahmen gerade erneut
Anlauf, um mit ihren Socken die langen Strecken auf den polierten Marmorfliesen
zu schlittern. Klein Fred schrie aus vollem Hals, während ihn Anna zu beruhigen
versuchte. Er verschmähte ihre wunderschöne Brust, die Anna ihm mehrfach
angeboten hatte. Harry stand seelenruhig in der Küche und kochte Kaffee. Hier
waren auch einige Leckereien auf einer Art Tresen angerichtet. Emily und Josue
standen am Fenster und schauten auf das diesige Hamburg hinunter. Emily gab
Josue gerade eine grobe Orientierung, welche Sights hier von oben zu sehen
waren, als es klingelte. Josue brachte – sichtlich erleichtert, dem Geschrei zu
entkommen – die Kinder nach unten zu Emilys Eltern und Emily konnte einige
Worte mit Anna alleine wechseln.
„Er ist ein Traum von einem Mann“, sagte Anna, „gut, dass
ich in festen Händen bin.“ Sie musste kaum leiser sprechen. Fred übertönte
sowieso alles.
Emily lächelte stolz. „Ich bin so froh, dass du ihn
kennenlernen kannst. Das nächste Mal, dass wir uns sehen, wird voraussichtlich
auf Ruths oder unserer Hochzeit sein.“
Anna nickte. „Sind wir nicht alle ganz schön bieder mit
unseren braven Lebensläufen?“ Sie sah Emily nachdenklich an. „Na ja, du
vielleicht nicht, ich denke, das ist nicht einfach, gleich zwei Kinder
dazuzubekommen. Aber sie scheinen nett zu sein, oder?“
Wie immer, wenn das Thema zur Sprache kam, spürte Emily
einen Kloß im Hals und erschrak vor ihrem eigenen Mut. „Es geht wirklich gut
mit ihnen, zumindest zurzeit. Aber sag mal, was hat Fred denn, er hört gar
nicht mehr auf.“ Es war anstrengend und nervenaufreibend sich nebenbei zu
unterhalten, während er krähte und krähte. Anna zuckte verzweifelt mit den
Schultern. „Wir wissen es nicht. Aber so geht es seit seiner Geburt. Er schreit
einfach einige Stunden tagsüber und auch nachts.“
Harry war herangekommen und legte ihr den Arm um die
Schulter. „Komm, gib den kleinen Mann her. Ich werde ihn mal wickeln und
föhnen, vielleicht gefällt ihm das.“ Das Weinen wurde leiser und leiser, als
Harry sich entfernte. Anna und Emily ließen sich auf eine schwarze Sitzgarnitur
sinken. Anna wirkte erschöpft.
„Ich liebe ihn buchstäblich aus voller Brust, auch wenn er
so schreit. Er tut mir so leid, weil ich denke, dass er irgendwie leidet oder
es ihm hier auf der Welt nicht gefällt. Aber es geht wirklich an meine
Grenzen.“
Emily nahm ihre Hand. „Das kann ich mir gut vorstellen.“
„Ich bin so froh, dass Harry so gelassen und gutmütig ist,
sonst hätte ich vielleicht schon aufgegeben“, gestand sie. „Nichts ist mehr wie
vorher. Wir können mit ihm nicht ausgehen, die Besuche werden schon spärlicher,
weil man sich kaum
Weitere Kostenlose Bücher