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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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intensiv an, als wollte er sie zum Leben erwecken. Männer waren echt feige
in solchen Dingen, dachte Emily und preschte vor: „Also, wie geht’s dir
inzwischen?“
    Er zuckte die Achseln. „Besser.“ Er hatte immer noch dunkle
Ringe unter den Augen.
    „Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass du mich anrufst,
wenn es dir so schlecht geht. Wozu sind wir denn zusammen?“
    „Ich wollte dich nicht mit reinziehen, weißt du“, sagte er
mit abgewandtem Blick. Sie nahm seinen Kopf und drehte ihn zu sich, dass er ihr
in die Augen sehen musste.
    „Ich bin schon reingezogen, du Scherzkeks. Hallo, wir werden
heiraten, oder? Tiefer reinziehen gibt es doch gar nicht.“
    „Aber das hatte nichts mit dir zu tun, da solltest du auch
nicht drunter leiden.“
    „Aber die Kinder, oder wie? Ich dachte, mich trifft der
Schlag, als ich Lizzy in dem Chaos stehen sah.“ Emily war nun doch lauter
geworden.
    Er winkte müde ab. „Das geht schon irgendwie. Schließlich
kommt das nicht oft vor.“
    „Ich finde nicht, dass sie das miterleben sollten. Sie waren
beide ziemlich fertig, wenn du das gemerkt hast.“
    „Ja, habe ich, stell dir vor. Ich habe mich bei ihnen
entschuldigt.“
    „... und ihnen ein Geschenk gekauft und damit war dann
wieder alles in Butter?“ Emily mochte es nicht, wenn sich ihre Stimme so
überschlug.
    „Woher weißt du“, setzte er an und brach dann ab. „Ist ja
auch egal. Du musst verstehen, dass es manchmal einfach zu viel ist.“
    „Wenn du mir das nächste Mal Bescheid sagst, dann könnte ich
dir ja die Kinder abnehmen, dass du mal allein sein kannst“, bot Emily schon
versöhnlicher an.
    „Du warst ja mit deinen lieben Hamburger Freunden beschäftigt
und hast nicht gemerkt, wie es mir ging.“
    „War es das, was Harry gesagt hat?“, bohrte Emily.
    „Lass gut sein, ich will da nicht drüber reden.“
    „Josue.“ Sie nahm seine Hand zwischen ihre Hände. „Ich muss
aber wissen, was damals los war und was dich so umtreibt.“
    „Nein, das musst du nicht.“
    „Mensch, Vertrauen ist wichtig in einer Beziehung, oder? Und
ich will schon über die wichtigsten Dinge aus deiner Vergangenheit Bescheid
wissen.“
    „Du bist informiert. Meine Frau Kathleen hatte vor drei
Jahren einen Autounfall und ist tot. Mehr gibt es nicht zu wissen“, sagte er
mit völlig ausdrucksloser Stimme. Emily zog ihr Bein weg, wandte sich ihm zu
und packte ihn an den Schultern.
    „Du willst mit mir zusammen sein, oder? Näher als Mann und
Frau kann man doch gar nicht zusammen sein. Und in so einem wichtigen Punkt
machst du dicht, dass ich gar nicht an dich rankomme. Sag’s mir, was dich
quält.“ Sie schüttelte ihn ein bisschen. Aber er blieb in sich zusammengesunken
sitzen und reagierte nicht. „Ich weiß gerade gar nicht, was ich will“, sagte er
leise.
    „Und was ist mit uns?“, entgegnete Emily noch leiser.
    Endlich schaute er sie an. „Emily, du bist so lieb zu mir
und den Kindern. Ich weiß wirklich nicht, ob ich dich verdient habe.“
Sonderbar, hatte Harry nicht genau die gleichen Worte gewählt? „Ach, red’ doch
keinen Unsinn. Liebe muss man sich nicht verdienen.“ Er reagierte gar nicht. So
saßen sie noch eine Weile nebeneinander. Jeder gefangen in seiner Einsamkeit.
Schließlich stand Emily auf, was ihr kaum gelang, da ihre Gliedmaßen schwer wie
Blei waren. Sie drückte Josue einen Kuss auf die Stirn. Er nickte unmerklich.
Auf dem Weg zur Tür hoffte sie noch auf eine Reaktion. Leise zog sie die Tür
ins Schloss und fuhr nach Hause.
     
     
     
     
     

18
     

Eine unvergessliche Nacht in der
Schrebergartenhütte,
zerrissene Jeans und keine offene Ehe
     
    Die nächsten Tage vergingen. Emily vermisste die
Kinder und natürlich Josue schmerzlich. Aber sie dachte nicht daran, sich
zuerst zu melden. Jetzt war er am Zug, wenn ihm noch etwas an ihr lag. So
gingen die Tage dahin. Emily besuchte ihre Veranstaltungen. Dieses Semester
interessierte sie besonders der Lektürekurs zu Jürgen Habermas, dessen Texte
hatte sie nämlich noch nie verstanden, und „Change Management in Theorie und
Praxis“, obwohl Letzteres vermutlich nicht für Anfängerinnen gedacht war. Im
Habermas-Kurs traf sie Franka wieder, die doch kein Urlaubssemester machte.
Zwei Veranstaltungen hatte sie gemeinsam mit Clara belegt. Beide freuten sich
jedes Mal, sich zu sehen, und tuschelten wie die Schulmädchen, was ihnen
mehrere schiefe Blicke der Banknachbarn einbrachte.
    Nach der Veranstaltung gingen sie noch einen Kaffee

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