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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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kehrt zu ihrem Fahrrad zurück und schob es
gedankenverloren Richtung Rohrbacher Straße, während sie die neuen
Informationen zu verdauen suchte. Josue schien zwei Kinder zu haben und gar
nicht so richtig kleine. Der Junge war wohl drei bis vier Jahre, das Mädchen
wirkte so dünn und zerbrechlich in ihrem gepunkteten Sommerkleidchen, dass man
ihr Alter schwer schätzen konnte. Vielleicht so sieben bis neun, dachte Emily.
Die Dame war vermutlich ihre Kinderfrau oder Oma? Nein, eher Kinderfrau, sie
hatte so einen professionellen, wenig liebevollen Umgang mit den Kindern, das
sah Emily gleich. Insgeheim war sie erleichtert, dass sie nicht Josue mit den
Kindern getroffen hatte, das wären doch langsam der Zufälle zu viele, selbst
für einen in ihrer Wahrnehmung eher geistesabwesenden Musiker.
    Wollte sie das, einen Mann mit zwei Kindern? Na ja,
eigentlich wollte sie nur ihn, wenn er wirklich der Mann war, den sie sich
erträumt hatte, und dann war das wohl der Preis, den sie zu zahlen hatte, mit
zwei Kindern klarzukommen. Das hatten ihre Eltern ihr eingeimpft: Für alles im
Leben gibt es einen Preis.
    Emily mochte Kinder, auch wenn sie noch nicht viel Übung im
Umgang mit ihnen hatte, da in ihrem Freundeskreis die Kinder noch nicht so
gepurzelt waren. Auch in der Verwandtschaft hatte sie nichts mit Kindern zu tun
gehabt bis auf zwei Nichten von Klaus, die ab und zu das Wochenende bei ihnen
verbracht hatten. Allerdings war sie immer die Kinderspezialistin im Laden
gewesen, die die meisten der kleinen Ungeheuer humorvoll bändigen konnte. Über
diese willkommenen Abwechslungen hatte sie sich damals gefreut. Aber das war
etwas anderes, als gleich zwei Kinder frei Haus geliefert zu bekommen. Nun ja,
die beiden hatten es auch nicht leicht, schon so jung ihre Mutter zu verlieren
und von der alten Tante dort betreut zu werden, bis endlich ihr Papa nach Hause
kam. Schon flatterte ihr Herz vor Mitleid.
    Jetzt bleib auf dem
Teppich, sagte sie sich dann streng. Du machst dir schon Gedanken um die Kinder
und hast noch nicht mal herausgefunden, ob dir der Vater überhaupt gefällt. Das
ist halt so, wenn man ein Gesamtpaket beurteilen möchte, argumentierte ihr
anderes Ich, da muss man immer alle Aspekte mit einbeziehen. Jetzt knurrte erst
einmal ihr Magen. Da kam ihr der Fastfood-Inder einige Häuser vor ihr gerade
recht. Heute schlag ich über die Stränge, viel teurer als Mensa-Essen ist das
hier auch nicht, dachte Emily. Sie bestellte Chicken-Korma und ein Mango-Lassi,
setzte sich an einen Tisch am Fenster und aß genussvoll.
    Mit einem wohligen Gefühl im Bauch fuhr sie nach Hause und
leerte den Briefkasten. Eine Postkarte von Ruth, die auf Studienreise war.
Diesmal in oder auf Malta, Emily wusste gar nicht so genau, wo das lag. Und ein
Päckchen lag darin, mit einem kleinen Geschenkanhänger: Für Emily. Sie ging die
ausgetretene Holztreppe hoch, ließ ihre Tasche in der Diele fallen und öffnete
das Geschenk am Küchentisch. Oh, Pralinen, lecker! Ein zusammengefalteter
Zettel fiel heraus.
    Liebe Emily, ich
weiß, dass Du mir aus dem Weg gehst, nachdem Du heute schon wieder nicht beim
Essen warst. Ich würde Dich wirklich gerne sehen und mit Dir reden.
    Es grüßt Dich
herzlich, Gabriel
    Emily seufzte. Langsam war es unausweichlich, sie musste
sich einem Gespräch mit ihm stellen und durfte ihn nicht länger zappeln lassen.
Manche Männer verstehen eben keine nonverbalen Signale, dachte sie. Sie nahm sich
die erste Praline. Oh, die waren richtig gut. Dazu sollte es einen Kaffee
geben. Sie setzte einen auf und wie vom Duft angezogen, kam Thorsten aus seinem
Zimmer.
    „Hallo“, begrüßte er sie, „lange nicht mehr gesehen, wie
geht’s?“ Er schien ja richtig gute Laune zu haben.
    „Willst du auch einen Kaffee?“, bot sie halbherzig an.
    „Gerne.“ Er setzte sich.
    „Hier, greif zu“, sagte sie und schob ihm mit leicht
bedauernder Geste die Pralinen zu. Er nahm natürlich gleich die, auf die sie es
als nächstes abgesehen hatte.
    „Hm“, mampfte er und meinte mit Blick auf das
Herzchen-Geschenkpapier „Die sind wohl von einem Verehrer?“ Emily zuckte die
Schultern. Er lachte gutmütig.
    „Was ist denn mit dir und der Kleinen mit dem Wuschelkopf,
ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen?“
    Jetzt liefen seine Ohren ein wenig rot an. „Alles bestens.
Wir wollen es nur ein bisschen langsam angehen lassen. Sie braucht viel Zeit
für sich. Weißt du, sie ist Künstlerin“.
    „Ich finde, sie sieht nett

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