Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
bist attraktiv, in deiner Gesellschaft fühlt man
sich wohl und du bist sogar schlagfertig, wenn’s drauf ankommt, und jeder Mann
sollte sich freuen, wenn du auf ihn zugehst.“
Emily schnaufte. „Findest du?“ Das klang so gar nicht nach
Ruth, aber so einen Zuspruch hatte sie sich gewünscht.
„Also jetzt vergessen wir die Sache und genießen unser
Wochenende, vielleicht fällt uns ja gerade dann noch etwas ein, ok?“
Emily trank einen großen Schluck Tee, verbrannte sich die
Zunge und hustete glücklich, dass ihre Freundin immer so schön pragmatisch war.
Nach einer Weile sah Emily zufällig auf die Uhr. „Schon
sechs, ach du meine Güte! Ich glaub’, wir schaffen es heute nicht mehr, in die
Stadt zu gehen. Ruth, hilfst du mir noch beim Vorbereiten?“
Ruth schob sich vom Sofa hoch, klatschte in die Hände und
fragte: „Also dann, was kann ich tun?“
Gemeinsam bauten sie in Emilys Zimmer eine Tafel auf,
deckten sie mit zwei alten Bettlaken, verteilten viele Kerzen im Raum und
streuten großzügig kleine gelbe Blumen und Thymian-Zweige über den Tisch. Emily
stellte das Bier kalt und den Wein warm. Ruth drapierte den Mozzarella-Salat
und Emily rieselte den Kakao über das Tiramisu. Schließlich erwärmte sie die
fünf verschiedenen Saucen und setzte zwei Töpfe mit Nudelwasser auf. Dabei
hörten sie ihre Hits aus den 90ern und kamen manchmal nur langsam voran, weil
sie unbedingt mittanzen mussten.
Schon klingelten die ersten Gäste.
Emily wurde ganz hektisch. „Hilfe, ich wollte doch noch ins
Bad und mich umziehen.“ Sie öffnete die Tür.
Da stand Thorsten und freute sich über ihren gehetzten
Gesichtsausdruck. „Reingefallen, ich bin’s nur.“ Hinter ihm kam Nadine durch
die Tür und spontan umarmte sie Emily. Sie überreichten ihr zwei Weinflaschen.
„Haben wir meinem Dad aus dem Keller geklaut, sicher sehr
hochwertig, auch wenn ich davon keine Ahnung habe.“ Er grinste und Emily freute
sich darauf, geklauten Wein von Thorstens Vater zu trinken.
Dann stellte sie Ruth vor und fragte: „Kann ich euch allein
lassen, ihr könntet die Kerzen anzünden, auch wenn’s noch nicht dunkel ist“,
und verschwand mit ihrem seegrünen Viskosekleid mit der Goldborte wie der Blitz
im Bad. Als es erneut klingelte, war sie bereit und schrecklich aufgeregt.
Clara stand vor der Tür und hatte jemanden mitgebracht.
Sie blinzelte Emily zu. „Hast du noch ein Plätzchen frei,
das ist Max.“ Emily ließ ihren Blick an dem baumlangen Kerl nach oben gleiten
und landete in einem offenen Gesicht, das fröhlich grinste und von rotblonden
Stoppelhaaren gerahmt wurde. „Herzlich willkommen, Max“, sagte sie und musste
ihre Hand vorsichtig befühlen, ob nichts gebrochen war, so einen Händedruck
hatte der Kerl. Hinter ihnen kam Gabriel die Treppe hoch. Emily hatte lange
überlegt, ob sie ihn einladen sollte, aber dann hatte sie es einfach getan und
er sah richtig erfreut aus und hatte versprochen, sich zu benehmen. Schick sah
er aus mit seinem blaugestreiften Hemd. Sie umarmten sich zögerlich und er
drückte ihr einen kleinen Wiesenblumenstrauß in die Hand. „Der ist aber süß,
vielen Dank“, sagte sie und dachte: Das ist schon süß, dass er auf der Wiese
Blumen pflücken geht. Sie stellte den Strauß gleich in einem Glas auf den
Tisch, er passt wunderbar zu der Deko des Abends. Dann klingelte es erneut. Das
war Bohni mit Herrn Hirzel. Er geleitete ihn ganz langsam die Treppe hoch. Herr
Hirzel küsste ihr formvollendet die Hand und überreicht ihr eine Packung
Asbach-uralt-Pralinen. Da war er wohl eher von seinem Geschmack ausgegangen,
aber sie freute sich trotzdem.
Und fast waren sie vollständig, da klingelte es nochmal und
Claras Großmutter erschien. Emily hatte Clara vorher gefragt, ob ihr das recht
wäre, wenn sie sie ebenfalls einladen würde, und Clara hatte nichts dagegen.
Jetzt war sie dennoch ein wenig überrascht, vielleicht hatte sie ihre Aussage ganz
vergessen vor lauter Max. Einen hätte sie noch gerne eingeladen, David schien
aber abgetaucht zu sein, denn sie hatte ihn an den üblichen Plätzen seit ihrem
letzten traurigen Treffen nicht mehr gesehen und auch keine Adresse von ihm.
Aber um David musste man sich keine Sorgen machen, sagte ihr Bauch und sie
wandte sich ihren Gästen zu, schenkte gemeinsam mit Ruth ein Gläschen Sekt aus
und hob ihr Glas. „Ich freue mich, dass ihr alle heute Abend gekommen seid. Ich
darf euch meine Freundin Ruth aus Hamburg vorstellen. Es ist schön, so
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