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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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sie, atmete einmal tief aus und betrat
hocherhobenen Hauptes das Restaurant. Sie sah ihn sofort rechter Hand an einem
Vierertisch in einer Nische. Er studierte die Speisekarte. Sie blieb stehen und
schaute ihn einfach nur an. Er sah wieder umwerfend aus in einem rosakarierten
Hemd, das wunderbar mit seiner braunen Haut harmonierte. Da hob er den Blick.
Ein zutiefst staunender Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Sie trat zögernd
einen Schritt auf ihn zu. Er stand auf und ging ihr entgegen. „Sie sind das?“,
fragte er mit seiner sonoren Stimme und war dabei ein einziges Fragezeichen.
„Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Warum haben Sie das denn nicht
geschrieben?“
    Emily zuckte die Achseln und gab ihm die Hand. Oh, diese
warme, weiche, große und doch so feingliedrige Hand. Sie musste sich zwingen,
sie wieder loszulassen. „Ich hatte nicht das Gefühl, mich bei unseren letzten
Begegnungen besonders gut benommen zu haben“, sagte sie mit einem Frosch im
Hals, so dass ihre Stimme rau und ein wenig brüchig klang.
    Er rückte ihr einen Stuhl zurecht. „Bitte setzen Sie sich
doch.“ Er nahm ebenfalls wieder Platz und sah sie an. Sie merkte, wie etwas
Kleines in ihrer Brust vor Sehnsucht zappelte wie ein gefangener Vogel. Wo war
der Tiger hin verschwunden?
    „Das ändert einiges“, sagte er wie zu sich selbst.
    „Was ändert einiges?“, wollte sie nun doch neugierig wissen
und ihre Stimme wurde ein wenig fester.
    „Darf ich offen zu Ihnen sein?“
    Emily nickte stumm.
    „Ich bin heute Abend nur aus Höflichkeit erschienen, weil
ich weiß, wie schwer es ist, wenn man sich verliebt und keine Antwort erhält.“
    Ach ja, wusste er das, das war ja interessant.
    „Ich wollte mich allerdings nicht auf ein Gespräch einlassen
und die Dame gleich mit meinem Desinteresse konfrontieren.“
    Emily nahm den Inhalt seiner Worte kaum wahr, so versunken
war sie in den Anblick seiner Mimik beim Sprechen. Da gab es die ersten Falten
beiderseits seines großen, wohlgeformten Mundes, die ihm ein leicht wehmütiges
Aussehen verliehen. Die markanten Wangenknochen bewegten sich nicht beim
Sprechen, dafür sein breites, kraftvolles Kinn mit dem Grübchen umso mehr.
    „Jetzt bleibe ich vielleicht doch ein wenig, um mit Ihnen zu
plaudern“, fügte er mit einem Lächeln hinzu und musterte sie mit Interesse.
Emily fiel vor lauter Schauen gar nicht auf, dass er die Unterhaltung alleine
bestreiten musste.
    „Wissen Sie, wie ich Sie heimlich genannt habe, nach unserer
zweiten Begegnung?“
    Emily schüttelte den Kopf und kam sich langsam etwas
einfältig auf.
    „Die kleine Waldfee“.
    Jetzt musste sie doch lachen. „Aber warum denn das?“
    „Nun, Sie sind immer so grün angezogen und dann, Sie wissen
schon“, jetzt wurde er ein wenig verlegen, „Ihre Ohren da zwischen den Haaren“.
    Emily strich sich gleich die Haare hinter die Ohren und
lächelte schief. Sie wusste, dass ihre leicht abstehenden Ohren sich manchmal
zwischen den Haaren hindurchschoben. Dann wäre sie auch als Elfe durchgegangen,
aber umso besser, wenn er den Unterschied nicht kannte. Schließlich war es für
sie schmeichelhafter, als Fee in seinem Gehirn zu spuken, als eine Elfin am
Weihnachtsfließband zu geben. Sie beschloss, die Sache mit Humor zu nehmen.
    „Ich habe einfach hervorstechende Eigenschaften“, versuchte
sie einen kleinen Scherz, der mit einem Lächeln quittiert wurde. Vermutlich
stand die Bedienung schon etwas länger an ihrem Tisch und sah sie fragend an,
aber sie hatten sie wohl beide nicht bemerkt. „Für mich einen halbtrockenen
Weißwein“, sagte sie. Sie trank ja lieber Bier, am liebsten Astra. Aber erstens
gab es das hier nicht und zweitens war das viel zu vulgär für einen Abend wie
diesen. Er bestellte einen Chianti.
    Dann wandte er ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit zu.
„So, da haben Sie sich einfach so in mich verliebt?“ Flirtete er etwa mit ihr?
    Emily zeigte unschuldig ihre Handinnenflächen, „einfach so,
ich konnte gar nichts dagegen tun.“
    „Hm, und was machen wir jetzt?“, fragte er mit einem jungenhaften
Lächeln. Sie wusste, damit würde er jede Frau ins Bett bekommen, ob er das auch
wusste? Aber mal langsam mit den jungen Hühnern.
    „Ich dachte, ich könnte Sie ein wenig näher kennenlernen“,
sagte sie tapfer, „damit ich auch weiß, ob Sie meiner Liebe würdig sind.“
Hilfe, jetzt hatte sie von Liebe gesprochen, sie biss sich auf die Zunge. Er
sah sie wieder interessiert an, vielleicht ein

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