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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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Stationszimmer vorbei, in der
Hoffnung, Bohni zu treffen. Doch da war nur Edith, die ihr zunickte.„Na, biste
wieder schlauer geworden?“
    „Heute nicht so, aber zu schlau ist ja auch nix“, versuchte
sie zu scherzen. „Grüße an die anderen, ich gehe dann.“
    „Könntest du gerade noch die Müllbeutel mit nach unten nehmen?
Die haben die Putzfrauen heute vergessen.“ Emily nickte. Edith verstand es doch
immer wieder, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, dachte sie,
während sie mit fünf stinkenden Müllbeuteln bepackt im Aufzug hinunterfuhr.
     
    Zuhause angekommen startete sie ihren Laptop, um wenigstens
zu versuchen, die Thesen für die letzten zwei Seminartermine bei Herrn Monte zu
formulieren. Schließlich durfte sie sich nun nicht hängen lassen, so kurz vor
Semesterende. Zuerst schaute sie aus reiner Gewohnheit in ihr Postfach. Oh,
Gabriel hatte eine kurze Notiz geschrieben.
    Habe mit Ruth
telefoniert. Ich bin dir dankbar, dass Du nichts von unserer kleinen Episode
erzählt hast, das macht es einfacher. Irgendwann werde ich es ihr vielleicht
selbst erzählen.
    Herzliche Grüße,
Gabriel.
    PS: Wie geht es
Dir, du warst Dienstag ja sehr abwesend und kurz angebunden.
    Dann sah sie eine weitere Mail, die sie fast als Spam
weggeklickt hätte, da der Absender „Musiker1001“ ihr nichts gesagt hatte. Sie
öffnete sie und las:
    Liebe Emily,
leider hat unser Treffen am Sonntag so abrupt geendet. Ich wollte den Abend
gerne mit einem Spaziergang fortsetzen. Hast Du Samstag um 18.00 Uhr Zeit? Ich
schlage vor: Treffpunkt Eichendorff-Gedenkstein über dem Philosophenweg. Bitte
gib kurz Bescheid, ob Du kommen kannst. Eine schöne Woche wünscht Dir Josue.
    Sie war völlig perplex. Wie hatte er ihre E-Mail-Adresse
herausgefunden? Hatte er nun etwa seinerseits Nachforschungen über sie
angestellt? – So also fühlte sich das an. Mit diesem mulmigen Gefühl musste sie
nun leben, schließlich hatte sie ihm viel mehr nachgestellt ... Sie ließ sich
rückwärts auf ihr Bett fallen und wartete, wann sich endlich das Gefühl der
Freude einstellen würde, schließlich schien er angebissen zu haben! Vermutlich war
es das ganze Jäger-Köder-Gerede, das ihr den Spaß verdarb. Immerhin, ein Date
zur Prime-Time am Samstag, wenn er nicht wieder um acht zuhause bei seinen
Kindern sein musste. Und der Ort war sicher gut gewählt. Sie war seit ihrem
ersten Besuch des Philosophenwegs nicht mehr dort gewesen, aber sie erinnerte
sich an das Gefühl der Leichtigkeit über den Dächern von Heidelberg, das sie
dort gespürt hatte.
     
    Da stand sie nun also pünktlich um sechs am
Eichendorff-Gedenkstein und zog ihre leichte Weste fester um die Schultern.
Heute war es nicht so richtig warm und nieselte, aber natürlich ging die Optik
bei so einem Treffen vor und die Regenjacke hing zuhause am Haken. Sie trippelte von einem Fuß auf den anderen. Diesmal
war sie die Erste. Das ganze Seniorenheim wusste von ihrem Date. Inzwischen
arbeitete sie richtig gerne dort und hatte mit vielen Bewohnerinnen und
Bewohnern ein gutes Verhältnis. Manchmal war es wirklich lästig, dass sie ihr
Herz so auf der Zunge trug, andererseits waren die Reaktionen und guten Wünsche
der alten Herrschaften auch richtig süß gewesen, wenn ihre Augen zu glänzen
anfingen und sie vermutlich an Szenen ihrer Jugend zurückdachten. Schon allein
deswegen war es gut gewesen, das Thema anzusprechen, rechtfertigte sie sich.
Jetzt könnte er ja langsam kommen, schon drei Minuten Verspätung, bei anderen
war sie da nicht so tolerant wie mit sich selbst. „Schläft ein Lied in allen
Dingen“, ob sie wohl jemals bis zum Zauberwort mit Josue vordringen würde? Da
sah sie seinen schwarzen Lockenschopf bei den Mandelbäumchen um die Ecke wehen,
er schien sich sichtlich zu beeilen und leicht keuchend stand er wenig später
vor ihr.
    „Hallo Emily, schön, dass es geklappt hat.“ Er beugte sich
zu ihr hinunter und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange.
    Wie angenehm er duftete. Das war sicher ein teures
Rasierwasser und wie sanft sich seine Haut anfühlte, ob er sich extra für sie
rasiert hatte? „Ja, ich freu mich auch“, sagte sie und konnte einen kleinen
Hüpfer nicht unterdrücken.
    „Wollen wir?“, fragte er und zeigte mit der Hand auf den Weg
Richtung Ziegelhausen.
    Sie nickte lächelnd und bemerkte erneut ihre
Sprachlosigkeit, die sie bei seiner körperlichen Präsenz zu überfallen schien.
    „Es war wirklich unhöflich von mir, am Samstag so

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