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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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„In
Handschuhsheim.“
    „Gefällt’s dir dort?“, fragte Emily weiter.
    „Handschuhsheim ist prima.“
    „Aber?“, fragte Emily, die merkte dass irgendetwas nicht
stimmte.
    David winkte ab. „Das erzähle ich dir ein anderes Mal, in
Ordnung?“ Emily nickte.
    „Übrigens“, lenkte er ab „weißt du, dass wir hier im
Paradies stehen?“ Emily sah sich um, konnte aber nur einen rechteckigen
Mauerrahmen entdecken.
    „Ja, das heißt hier so. Aber ich denke, mit den richtigen
Menschen ist man doch immer im Paradies.“
    Flirtete er etwa mit ihr? Sie sah unsicher zur Seite und
nickte vage.
    „Komm“, sagte er unbekümmert, „ich zeig dir noch, wo der
einzige Heilige von Heidelberg liegt. Er heißt Friedrich von Hirsau. Früher
konnte man sein Felsengrab besichtigen, aber es gab so viele Beschädigungen
durch Lagerfeuer und selbsternannte Archäologen, die auch hier nach den zwölf
Aposteln suchten, dass sie es schließen mussten.“
    „Ja, entschuldige, ich wollte vorhin ja auch gleich graben.“
    Er grinste nur. Emily sah auf die Uhr. Es war bereits
sieben.
    „Hast du noch was vor heute?“, fragte er freundlich.
    „Ich wollte noch zum Friseur“, seufzte sie, „aber das lass
ich jetzt wohl doch bleiben.“
    „Ist doch gut so“, sagt er mit einem prüfenden Blick auf
ihren kleinen Pferdeschwanz, „alles bestens.“
    „Also, wenn du das sagst“, erwiderte sie lächelnd. „Frisuren
werden ja auch überbewertet. Aber wollen wir trotzdem so langsam wieder
absteigen?“
    Er nickte und reichte ihr seine Hand, so dass sie bequem von
der Mauer hüpfen konnte. Die Hand fühlte sich ein wenig rau, aber auch warm und
fest an.
    Während sie den Berg wieder hinunterstiegen, hatte Emily das
Bedürfnis, ihm von ihrem Date zu erzählen, aber sie wusste nicht, wie sie es
anfangen sollte. Aber da sie das Gefühl hatte, dass David sie so akzeptierte,
wie sie war, berichtete sie frei heraus: „David, ich muss dir noch eine
sonderbare Geschichte erzählen.“ Aufmerksam wandte er ihr sein offenes Gesicht
mit der großen Nase zu. „Ich hab mich wohl verliebt“, begann sie und bemerkte
nicht, wie sich eine kleine, steile Falte zwischen Davids Augenbrauen bildete.
    „Na, schieß los“, ermunterte er sie.
    Und sie erzählte ihm von den letzten drei verschrobenen
Monaten mit allen Hoffnungen und Ängsten, und es fühlte sich so erleichternd
an, das alles einmal in seiner Gesamtheit loszuwerden.
    „Und morgen hast du also dein erstes Date“, stellte er fest.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte er ein wenig wehmütig, „ich freue mich, dass du
dich getraut hast, ihn anzuschreiben.“
    Sie nickte. „Ist es nicht komisch, dass ich mich gar nicht
so freuen kann? Ich weiß zwar nicht, was ich erwartet hätte.“ Natürlich wusste
sie, was sie erwartet hätte. Eine schöne Karte, ein paar gefühlvolle Worte.
„Aber ich habe es mir nicht so vorgestellt.“
    Er blieb stehen. „Also, Emily. Jetzt stell dir vor, dich
würde ein wildfremder Mann anschreiben – und soweit ich verstanden haben, hast
du nicht zu erkennen gegeben, dass ihr euch schon mal begegnet seid, oder?“ Sie
schüttelte den Kopf. „Würdest du da nicht auch zurückhaltend reagieren, wenn du
überhaupt antworten würdest?“
    Sie nickte versonnen, klar, er hatte völlig recht. Aber sie
musste jetzt tatsächlich mit der riesigen Lücke zwischen ihren romantischen
Vorstellungen und der Realität klarkommen, die sich inzwischen in Form einer
großen Schere in ihrem Kopf und in ihren Träumen aufgebaut hatte. „Aber kennst
du das nicht auch, dass man sich etwas so ganz anders vorstellt, als es dann
wirklich passiert?“, fragte sie ein wenig selbstmitleidig.
    Diesmal nickte er bedächtig. „Ich weiß, was du meinst, aber
meiner Erfahrung nach macht es nur unglücklich, wenn man sich etwas zu genau
vorstellt. Ich versuche inzwischen, offen zu bleiben, für das, was wirklich
passiert.“ Und dabei sah er sie ganz intensiv an, so dass sie das Universum in
seinen Augen sehen konnte und sich wie ein kleines Schulmädchen vorkam. Dabei
war er mindestens drei Jahre jünger als sie.
    „Wie alt bist du eigentlich?“, fragte sie, um ihre
Befangenheit abzuschütteln.
    „Ich zähle inzwischen sechsundzwanzig Lenze und du?“
    „Ich bin schon achtundzwanzig, ätsch“, sagte sie und rannte
ganz albern den Berg weiter runter. Er rannte hinterher und in seinem Rucksack
schepperte es laut. Schwer atmend und lachend kamen sie einige hundert Meter
weiter zum

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