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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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Cellistin lobte,
die im Cellokonzert aufgetreten war, wurde sein Gesichtsausdruck kurzzeitig
verschlossener. „Ja, das war Camilla, sie ist wirklich ausgezeichnet“, sagte er
nur.
    Emily revanchierte sich mit einigen skurrilen Szenen aus dem
Altenheim. Sie merkte aber, dass ihm diese Welt so fremd war, dass er nur
kopfschüttelnd lächeln konnte. Aber so wäre es ihr vor einigen Monaten wohl
auch gegangen, wenn ihr jemand von Oberwachtmeistern und Kanarienvögelmüttern
und selbsternannten Feldwebeln und Fürstinnen erzählt hätte, die alle unerkannt
mitten unter uns leben.
    Das Essen kam und beide machten sich hungrig darüber her.
Sie fand es sehr sympathisch, dass er gelegentlich auch mit vollem Mund sprach.
Dann ging doch wieder ihre Neugier mit ihr durch. „Wie kommt es denn, dass du
so mexikanisch oder indianisch aussiehst, aber akzentfreies Kurpfälzisch
sprichst?“
    „Mein Vater kommt tatsächlich aus Mexiko, das hast du gut
erkannt. Er hatte hier eine Gastdozentur für Sprachwissenschaft und hat sich
bei seinem Aufenthalt in Deutschland in meine Mutter verliebt. Sie war
Violinistin hier im Orchester. Und dann blieb er hier.“ Er schwieg
nachdenklich. „Die Ehe meiner Eltern schien allerdings immer eine reichlich
wackelige Angelegenheit zu sein, vielleicht aufgrund der interkulturellen
Spannungen oder weil mein Vater hier nie so richtig beruflich Fuß fassen
konnte, ich weiß es nicht.“
    „Und wo sind deine Eltern jetzt?“, fragte Emily behutsam.
    „Mein Vater ist schon vor einigen Jahren an Krebs gestorben,
meine Mutter hatte sich bereits im Jahr 2000 in einen Engländer neu verliebt.
Sie wohnt in Oxford und wir sehen uns nur selten.“
    „Das ist schade“, dachte Emily laut, „wenn die Kinder hier
gar keine Großeltern in der Nähe haben.“
    Er nickte. „Ja, das würde auch für mich die Sache ungemein
erleichtern.“ Er zuckte mit den Achseln. „Kathleens Eltern wohnen in einem
alten Castle an der Pembrokshire Coast am äußersten Zipfel von Wales. Er ist
ein alter Earl, ein britischer Graf. Sie haben die Kinder schon mehrfach
eingeladen, aber die Kinder alleine trauen sich nicht und wir haben kein gutes
Verhältnis mehr seit Kathleens Tod.“
    Emily hätte gerne nachgefragt, fand es aber noch zu früh.
    Josues Blick schweifte in weite Fernen und Emily hatte das Gefühl,
dass nur noch sein Körper vor ihr saß. Nach einer Weile räusperte sie sich und
wechselte das Thema „Das war so lecker hier, das werde ich mir merken“, sagte
sie und er kam langsam wieder zurück.
    „Möchtest du noch etwas bestellen oder gehen wir langsam
wieder zurück?“ Welch Frage. Natürlich hätte sie die ganze Nacht hier mit ihm
sitzen können. Das musste er aber nicht gleich wissen.
    „Vielleicht könnten wir noch einen kleinen Absacker trinken
und uns dann auf den Heimweg machen?“, schlug sie vor. Sie bestellte einen
Ramazzotti, er einen Grappa. Wieder sahen sie sich tief in die Augen, so dass
Emily ganz weiche Knie bekam, als sie anstießen.
    „Auf eine wunderbare Zukunft in Heidelberg“, sagte er
versonnen. Nachdenklich spielte er mit Emilys Hand, die auf dem Tisch lag. Sie
hielt ganz still, um ja keine seiner Berührungen zu verpassen. Ihre Hände waren
klein, die Finger eher kurz. Ihre Nägel hatten weiße Ränder, um die ihre
Freundinnen sie immer beneidet hatten, da sie sich so die french manicure sparen
konnte. Er strich vorsichtig die Zwischenräume zwischen ihren Fingern nach, ein
wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, dann bewegte er den ein oder anderen
Finger, wie um zu prüfen, ob alle auch funktionstüchtig seien. „Du hast
freundliche Hände“, sagte er sanft.
    Emily nickte. „Hände sind wichtig, finde ich“, entgegnete
sie. Leider zog er seine Hand dann weg und rückte seinen Oberkörper ein wenig
zurecht, so als wollte er sich zur Ordnung rufen. Der Zauber war verflogen,
Emily winkte der Kellnerin. Die Rechnung belief sich exakt auf einen halben
Tagesverdienst im Altenheim. Er bedankte sich herzlich für die Einladung, half
ihr in die klamme Weste und holte seinen Schirm aus dem Schirmständer. Sie
traten in die kühle Nachtluft, der Regen hatte aufgehört.
    „Möchtest du am Neckar entlang zurücklaufen oder sollen wir
uns ein Taxi bestellen?“, fragte er. Sie mochte es, dass er sie in die
Entscheidung mit einbezog. Klaus hatte einfach oft alleine entschieden.
    „Ich würde gerne am Neckar entlang laufen“, sagte sie und
wollte den Abend ewig verlängern. Während

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