Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
ich dir, welche Fortschritte mein Liebesleben macht.“
„Kläglicher Versuch, meine Liebe. Gewettet ist gewettet.“
„Anna, du bist doof“, sagte Emily und meinte es auch so.
Manchmal ging sie wirklich zu weit. Am anderen Ende hörte sie Anna nachdenken.
„Dir ist es wirklich wichtig, meine Trauzeugin zu sein,
oder?“
„Klar, was denkst du denn? Ich finde nur die Koppelung an
mein Liebesglück nicht gerade gelungen, auch wenn es am Anfang vielleicht eine
gute Idee war, damit ich in die Gänge gekommen bin“, gab sie zu.
„Na dann hat es ja seinen Zweck erfüllt. Dein Kleid ist
übrigens schon gekommen, ich habe so ein unglaubliches Grün gewählt, wie du es
noch nie gesehen hast.“
„Also abgemacht?“, musste Emily sich nochmal versichern.
„Ja, was denkst du denn? Ich musste dich nur ein bisschen
aus deinem Selbstmitleid schubsen.“
Emily wurde es gleich viel leichter, als der Kussdruck
geringer wurde. „Erzähl mir mehr von dem Kleid und was wirst du überhaupt
anziehen mit deinem Kugelbauch?“ Niemand außer Anna hätte für Emily ungesehen
ein Kleid für eine Hochzeit bestellen dürfen. Aber sie wusste, es würde ihr
stehen und passen, denn dafür hatte Anna wirklich ein Händchen.
„Ich heirate natürlich bauchfrei, oben eine Schärpe, unten
eine, das reicht.“
„Und Harry kommt im Lendenschurz?“ Sie hörte Harry kichern.
Hatte sie doch den Lautsprecher eingeschaltet?
„Anna, mach den Lautsprecher aus, hörst du“, befahl sie
streng.
„Ok, ok. Weißt du übrigens, dass es ein Junge ist und dass
wir ihn Fred nennen wollen?“ Emily schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
Anna hatte Fred immer gerne gemocht. Und wenn er weitergelebt hätte, wären sie
vielleicht ein gutes Paar geworden, hatte Emily gedacht.
„Emi, bist du noch da?“
„Anna, danke, das ist echt nett!“, schniefte sie ins
Telefon. „Meine Eltern werden sich sicher auch freuen, wenn sie das hören.“
„Ich habe sie eingeladen. Ich hoffe, du hast nichts
dagegen?“
Emily zögerte. „Nein, das ist lieb von dir.“ Sie hatte keine
Lust mit ihren Eltern auf einer – wie sie Anna kannte – eher wilden Hochzeitsparty
zu sein. Aber vermutlich würden ihre Eltern in die Kirche kommen und sich
danach mit der Unpässlichkeit ihrer Mutter entschuldigen. Und die Geste zählte.
Emily hatte schon überlegt, ob sie sich am Wochenende der Hochzeit bei Ruth
einnisten konnte, damit sie nicht bei ihren Eltern übernachten müsste. Aber
vermutlich konnte sie ihnen das nicht antun. Außerdem musste sie die Lage
sondieren, wie es zwischen den beiden lief, und das konnte sie am besten bei
ihnen zuhause.
„Emily, wo bist du gerade?“
„Ach, ich habe an meine Eltern gedacht.“
„Na, du siehst sie ja nächstes Wochenende“, sagte Anna
munter. „Emily, wir müssen jetzt los. Weißt du, wir haben
Geburtsvorbereitungskurs. Es ist so lustig, wie Harry hecheln kann, sag ich
dir.“
„Hecheln?“
„Na ja, weißt du, wenn das Baby dir nicht den Damm aufreißen
soll, muss man zum Schluss hecheln, damit es nicht so schnell geht. – Weißt du
übrigens, dass es toll ist, schwanger zu sein?“
„Ja, du erwähntest es schon so zwei oder dreimal.“
„Ich hab dich lieb, wir sehen uns bald“
„Anna, ich freu mich“, sagte Emily und legte auf.
Emily tigerte in ihrem Zimmer auf und ab. Das
Hochzeitswochenende nahte und sie hatte bis auf eine kurze E-Mail keine
Nachricht von Josue.
Liebe Emily, ich
erinnere mich gerne an unseren gemeinsamen Ausflug zum Stift Neuburg. Gerade
ist sehr viel zu tun, wir haben Konzert nächstes Wochenende, vielleicht magst
Du kommen?
Herzliche Grüße
Josue
Sie meinte, ihm gesagt zu haben, dass ihre Freundin Anna
nächstes Wochenende heiraten wird, aber er hatte ja selbst so viel um die
Ohren. Dennoch hatte sie sich natürlich eine viel intensivere Rückmeldung
gewünscht. Vielleicht wäre sie jetzt aber auch am Zug, nachdem er den
Stift-Neuburg-Spaziergang angestoßen hatte, ohne seinen Jagdinstinkt zu verletzen?
Kurzerhand setzte sie sich an den Rechner und klickte auf
Antworten: Lieber Josue, ich möchte
dich gerne für Freitagabend zu einem Imbiss in meine Wohnung einladen. Hast Du
um zwanzig Uhr Zeit? Ich würde mich sehr freuen. Kritisch
begutachtete sie ihre Mail. Sie klang ja auch nicht gerade romantisch. Also
fügte sie noch Ich denke viel an dich ein. Und beendete die Mail mit Ebenfalls
herzliche Grüße von Emily
Sie knabberte an ihrem Daumennagel. Vielleicht ist
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