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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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bestreiten. Auch das Hochzeitsgeschenk für Anna hatte ein
Loch in ihre Finanzen gerissen, aber schließlich heirateten ihre besten
Freundinnen ja nicht so oft.
    Sie brauchte dringend eine weitere Einnahmequelle, auch die
Bekanntschaft mit Josue war nicht gerade billig. Er pflegte definitiv einen
anderen Lebensstil als sie. Aber den hätte sie auch haben können, wenn sie
weitergearbeitet hätte, tröstete sie sich. Und es fiel ihr nicht schwer, auf
das ein oder andere zu verzichten. Allerdings wollte sie weiterhin attraktiv
aussehen und dazu gehörten nun mal ein paar neue Klamotten. Wenn sie allerdings
nicht bald noch einen anderen Job finden würde, konnte sie das mit ihrer Woche
Urlaub vergessen. Allein macht Urlaub sowieso keinen Spaß. Obwohl – sie hatte
es zugegebenermaßen noch nicht ausprobiert. Jetzt musste sie sich aber schon
wieder beeilen. Es war ihr schleierhaft, wie sie es schaffte, doch immer in
Stress zu geraten, auch wenn sie genug Zeit hatte. Sie warf einen letzten
prüfenden Blick in den Garderobenspiegel und lächelte sich aufmunternd zu.
    Heute ist der Tag, dachte sie und perlende Bläschen der
Vorfreude stiegen in ihr auf. Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und raste durch
die Stadt. Doch kurz vor der Theodor-Heuss-Brücke kam sie ins Schleudern. Ein
Passant konnte ihr nur knapp ausweichen und schimpfte hinter ihr her. Sie rief
„Entschuldigung“ über die Schulter und konnte gerade noch ganz knapp vor dem
Brückengeländer abbremsen. Na prima, ein Platten und dummerweise auch noch am
Hinterreifen, das war so blöd zu flicken. Tja, ob Josue wohl? Nein, das konnte
sie sich nicht vorstellen, dass er seine eleganten Cellistenfinger mit Kettenöl
verschmieren würde. Sie schob die alte Gurke über die Brücke und ließ sie
unabgeschlossen stehen. Sollte sie doch einer klauen, dachte sie wütend.
    Als sie das indische Restaurant betrat, fühlte sie sich in
eine andere Welt versetzt. Die Wände waren türkis, die Tische ganz in Weiß
gehalten. Sie konnte sich vorstellen, dass gleich ein Maharadscha eintrat oder
ein Elefant seinen Rüssel aus der Küche streckte. Schon wieder besser gelaunt
nahm sie Platz. Sie drapierte gerade ihre Bluse, als Josue das Restaurant
betrat. Er ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, was so gar nicht zu der
letzten Verabschiedung passte. Sie stand auf und ließ sich gerne hineinsinken.
Er hielt sie kurz und sie roch den Geruch seines frisch gewaschenen Hemdes.
Dann setzte er sich in anscheinend aufgeräumter Stimmung neben sie auf einen
der weißen Throne, die hier jeden Kunden zum König machten. Emily lächelte ihn
schüchtern an. Sie brauchte immer erst mal eine Weile, ehe sie sich in seiner
Gegenwart entspannen konnte, weil sie sein Aussehen jedes Mal aufs Neue klein
und stumm werden ließ. Er hatte seine Haare schneiden lassen, denn die
glänzenden Locken fielen ihm weich ums Gesicht und waren nicht mehr schulterlang,
aber natürlich stand es ihm gut.
    Er fing ihren Blick auf. „Ja, ich war gerade beim Friseur,
wie findest du es?“
    „Toll“, antwortete Emily und fügte leiser hinzu, „aber an
dir sieht vermutlich alles toll aus.“
    „Na ja, du wirst lachen, aber es ist auch nicht immer
leicht, gut auszusehen, weißt du. Ich weiß nie, ob die Frauen mich nur wegen
meines Aussehens mögen oder wegen meiner sonstigen Eigenschaften.“ Er schaute
sie fragend an.
    Uh, muss ich jetzt dazu was sagen? „Ja, ja, ich verstehe,
was du meinst, geht mir ganz genauso“, flachste sie, und da musste er lachen
und sagte fröhlich: „Ich mag beides an dir, weißt du?“
    „Danke“, sagte Emily und dachte, der Abend fängt gut an.
    Sie bestellten Gerichte mit sonderbaren Namen, die dann aber
gar nicht so exotisch schmeckten wie erwartet und Emily waren die Portionen zu
klein. Josue orderte eine Flasche Wein und Emily überlegte, ob sie wohl genug
Geld im Geldbeutel haben würde, falls sie wieder bezahlen müsste. Dann aber
wischte sie den Gedanken gleich wieder beiseite und ließ sich nicht weiter die
Laune verderben.
    „Fährst du eigentlich mit den Kindern in Urlaub?“, fragte
sie.
    „Nein, das geht leider nicht“, sagte er. „Dadurch dass die
Kinder Ferien haben und ich nicht, müssen sie so viel betreut werden, dass dann
das nötige Kleingeld für einen Urlaub nicht mehr da ist. Und wie sieht es bei
dir aus?“
    „Vermutlich ist es sinnvoller, ich arbeite eine Woche und
fülle mein finanzielles Polster auf, als dass ich noch wegfahre. Aber Lust
hätte ich

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