Ein Jahr in Paris
Jean-Luc den Arm um die Schultern gelegt, und es sieht ein bisschen aus wie früher, als sie noch klein waren. Baptiste Rossignol ist übrigens kein Heavy-Metal-Musiker, sondern Assistent der Astrophysik am Observatoirede Paris in Meudon. Seine Spezialgebiete: Kosmogonie und Schwarze Löcher.
Am Ende des Flurs liegt eine junge Deutsche schlafend auf ihrem für eine Person eindeutig zu großen Bett und hält den Hörer ihres Telefons umklammert. Aus dem Hörer tönt ein sanftes Tuten, nicht weit entfernt steht eine leere Flasche Wein. Es war schon sehr spät, als gestern Nacht das Telefon klingelte und jemand aus Deutschland „Frohe Weihnachten“ sagte. Leider war auf die Schnelle kein Haselnussschnaps aufzutreiben gewesen.
Französisch für Anfänger VI
Weihnachten comme il faut feiert man auch in Frankreich etwas anders. Trotzdem dürfte es, falls Sie zu den Weihnachtsromantikern dieser Welt zählen, eher eine Enttäuschung für Sie sein. Bis zum 24. Dezember tut sich in Paris von exzessiver Straßenbeleuchtung abgesehen nichts. Es gibt keine Adventskränze, keine Kerzen, keine Plätzchen. Auch Heiligabend ist ein ganz normaler Arbeitstag, der jedoch etwas früher beendet wird, um sich in Einkaufsorgien zu stürzen. Le réveillon de Noël heißt das große Festmahl im Kreise der Familie, und man scheut weder Mühen noch Kosten. Foie gras , Lachs, Austern, Jakobsmuscheln, Hummer. Dann folgt der Kirchgang. Nach der Messe geht es gegen Mitternacht noch einmal weiter. Erst mit dem Geschenke-Auspacken, dann mit dem Essen. Beendet wird der Abend mit Käse und dem Weihnachtsdessert par excellence, der Bûche de Noël . Man liegt nicht so ganz falsch damit, das mit Weihnachts-Baumstamm zu übersetzen. Ein Schnaps hinterher kann jedenfalls nicht schaden. Ursprünglich soll es sich tatsächlich um ein Holzscheit gehandelt haben, das der weihnachtliche Besucher auf dem Land seinem Gastgeber mitbrachte, um den Kamin zu heizen. Mit dem Aufkommen moderner Heizsysteme verwandelte sich die Bûche de Noël dann in eine mit Schokoladencreme gefüllte und umhüllte Biskuitrolle in Form eines Baumstammes. Da sie meist nicht gleich alle wird, ist sie auch am 25. Dezember nicht wegzudenken. Dann geht La Grande Bouffe weiter. Zuvor packen allerdings die Kinder ihre Geschenke aus, die Père Noël über Nacht gebracht hat 39 – natürlich nur denjenigen, die ihre Schuhe ordentlich geputzt und unter den Weihnachtsbaum gestellt hatten.Für die Großen gibt es an diesem Tag la dinde aux marrons , eine mit Maronen gefüllte Pute, alternativ darf es auch ein Kapaun sein. Am 26. sind dann alle wieder zu Hause und beginnen le régime , die notwendige Diät.
32 Mecca-Cola ist die Erfindung eines tunesisch-stämmigen Kaufmanns aus Saint-Denis, die damals das muslimische Paris eroberte. Sozusagen das antiamerikanische Pendant zur Coca-Cola. „Ne buvez plus idiot, buvez engagé“ steht auf dem kirschroten Etikett. Eine Zeit lang waren alle neugierig – klar, in einem Land, in dem ein Besuch bei McDonald’s bereits als Betreten der Vorhölle gilt –, bis sich dann der Erfinder der Mecca-Cola als antiisraelisch outete.
33 So bleibt der Sarkophag Pippins des Kurzen, des Vaters von Karl dem Großen, von uns ebenso unbeachtet wie auch Katharina de Medici, die sich gleich zwei Grabmale anfertigen ließ. Das erste von ihrem Landsmann Primaticcio gefiel der Dame nicht, es war ihr zu wahrheitsgetreu. Also beauftragte sie Germain Pilon, ein neues anzufertigen. Und da Monsieur Pilon Franzose war, gelang ihm das geforderte Kompliment natürlich perfekt.
34 Grünkohl
35 Flavia, Claudia, Fiametta, Valeria und Donatella sind seine fünf Schwestern, die Halbdebilen deren jeweilige Ehemänner. Beschreibungen Gaetanos zufolge muss jedes dieser römischen Familientreffen eine Katastrophe sein.
36 „Es gibt keinen Kummer, über den ein Buch nicht hinwegtrösten könnte, ...“. (Dt. Ausgabe Carl Hanser Verlag, München. S. 204)
37 „Mon beau sapin, roi des forêts – Que j’aime ta verdure ...“ Es handelt sich um die französische Variante von „O Tannenbaum“, die Melodie ist dieselbe.
38 Doch, es gibt den Euro auch in Frankreich. Offiziell eingeführt wurde er, unter heftigen Diskussionen, am 1. Januar 2002. Ich glaube, manche Geschäfte zeichnen bis heute ihre Ware doppelt aus. Besonders die Älteren, die noch dabei waren, die Folgen der Währungsreform von 1960 zu verdauen, haben sich bisher nicht recht an „l’Öro“ gewöhnt. Aber auch
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