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Ein Jahr in San Francisco

Ein Jahr in San Francisco

Titel: Ein Jahr in San Francisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Bayers
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Kategorie, was für den Großteil der Bewohner San Franciscos gilt. Die San Franciscans radeln die Golden Gate Bridge entlang, joggen über die Hügel der Stadt, klettern in der Mission , fahren am Lake Tahoe Ski, pumpen in den vielzähligen Fitnessclubs und surfen die Wellen am Ocean Beach!
    Der Sportwahn des Kaliforniers geht sogar so weit, dass im Sonnenstaat nicht nur die Menschen, sondern neuerdings auch die Hunde surfen – und zwar beim jährlichen Surf Dog Surf -Wettbewerb. Dabei werden die Vierbeiner je nach Größe, Gewicht und Boardlänge in verschiedene Klassen eingeteilt und steigen auf die Bretter, die die Hundewelt bedeuten. Das Ganze ist nicht nur ziemlich amüsant (zumindest für die zweibeinigen Zuschauer), sondern hat auch einen sozialen Hintergedanken. Die Einnahmen der Weltmeisterschaft werden an einen gemeinnützigen Verein gespendet, der vierbeinigen Waisen hilft.
    Sophias Yoga-Workouts zeigen auf jeden Fall Erfolg; kein Gramm Fett ziert ihre Hüften. Hart wie Kruppstahl sind ihre Bauchmuskeln. „Du alte Sportgranate. Dann bist du ja gewappnet für den heutigen Tag.“ Ich schnappe mir die Liste mit den Adressen von der Kommode und ziehe die Tür hinter mir zu. „Ach, das wird schon lustig werden. Ich werde dir auch ein bisschen was von der Stadt zeigen“, sagt sie aufmunternd.
    Ob das mit dem Apartment Hunt witzig wird, bezweifle ich allerdings, die Wohnungssuche in San Francisco ähnelt eher einem Bewerbungsmarathon, bei dem es auf eine gute Vorbereitung ankommt. Zentral gelegene Apartments sind beliebt und entsprechend teuer. Auch die Nähe zu den Elite-Universitäten in Stanford und Berkeley oder zur Technologiehochburg Silicon Valley hat ihren Preis. Zudem herrschtin der Stadt fortwährend ein Kommen und Gehen; Wohnungen werden immer nachgefragt. San Francisco gleicht fast schon einem bunten Bienenschwarm mit 365 Tagen Hochsaison im Jahr.
    „Die meisten können es sich hier nicht leisten, eine Wohnung zu kaufen. Daher wohnen zwei Drittel der Bay-Bewohner zur Miete, viele davon in Wohngemeinschaften“, erklärt Sophia, während wir kurz darauf die California Street, die übrigens auch ein IKEA-Poster ziert, erklimmen, um zu unserem ersten Besichtigungstermin zu kommen. „In eine beliebte Wohngemeinschaft einziehen zu können ist gar nicht so einfach, die Vermieter suchen sich ihre Untermieter in einer Art Bewerbungsinterview gezielt aus. Da kann man schon mal schnell zwanzig Mitbewerber haben“, sagt Sophia. „Aber heute finden wir ganz sicher etwas.“ Zumindest sie glaubt daran. „Diesen Yoga-Guru, der dich mit solch einer positiver Grundeinstellung versorgt, möchte ich auch einmal treffen“, scherze ich. Aber sie wird schon wissen, wovon sie spricht, denn schließlich bewohnt Sophia eine schicke Bude in North Beach , dem Kleinitalien von San Francisco. Das Einzige, was etwas stört: Ihr Apartment liegt unweit des Knoblauch-Restaurants namens Stinking Rose , und ab und zu hängt in ihrer Wohnung ein leichter Duft der Lauchpflanze. Nicht ohne Grund wirbt das Restaurant mit dem Slogan: „Wir würzen unseren Knoblauch mit Essen.“
    Den ganzen Vormittag verbringen wir bei Besichtigungen in den Stadtteilen Russian Hill, Nob Hill, Hayes Valley und Pacific Heights . Irgendein Haken ist immer dabei: zu klein, zu teuer, die Mitbewohner zu alt oder zu jung oder vice versa. „Der Himmel auf Erden hat eben seinen Preis“, sagt Sophia und versucht mich aufzumuntern, als wir nach einem bisher wenig erfolgreichen Morgen vor einem Foodtruck in Hayes Valley auf der Linden Street in der Mittagssonnesitzen und etwas essen. „Schau mal, ich hab hier was für dich“, sagt sie und hält mir schmunzelnd ihr iPhone mit einer Liste hin:
    Wenn alle der unten genannten Punkte
zutreffen, weißt du, dass du in San Francisco angekommen bist:
    Du verdienst über 300 000 Dollar im Jahr und kannst dir immer noch
kein Haus leisten.
    Der Terminator ist dein Gouverneur.
    Du hast vergessen, ob Marihuana illegal ist oder nicht.
    Ein richtig guter Parkplatz lässt dich in Tränen ausbrechen.
    Sobald ein Truck am Haus vorbeifährt, springst du unter den Tisch.
    Deine Kinder tragen Birkenstock-Sandalen, und dein Hund geht zum Psychiater.
    Du sagst dauernd Worte wie „like“ und „for sure“ und „right on“ und
„dude“ und „totally“ und „peace out“ und „chill“ und „bro“ und
„hell of“.
    Du gehst an einem Spielplatz vorbei, und alle Kinder schreiben SMS
oder twittern. Der Lehrer hat

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