Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
halten. Sag Patrick, er soll bei der Auswahl der Ausstattung nicht schüchtern sein, Carmine. Nehmt euch die Dinge, solange das noch gut möglich ist.«
»Er wird dir die Hände und die Füße küssen, Desdemona.«
»Das braucht er nicht, ich habe nichts damit zu tun.« Sie seufzte zufrieden. »Deine Braut bringt jedenfalls eine schöne Mitgift mit in die Ehe. Wenn du den Unterhalt von mir und der Menge an Kindern, die du für genug hältst, bestreiten kannst, können wir von meiner Mitgift ein wirklich anständiges Haus kaufen. Ich liebe diese Wohnung, aber um eine Familie zu gründen, reicht sie nicht.«
»Nein«, sagte er und nahm ihre Hände. »Du behältst dein Geld für dich. Wenn du deine Meinung ändern solltest, hast du genug, um nach Hause, zurück nach London zu gehen. Ich bin nicht knapp bei Kasse, ehrlich.«
»Nun«, sagte sie, »dann denk darüber nach, Carmine. Als Forbes Roger Parson juniors Rundschreiben las, wurde er fuchsteufelswild. Unter Frank Watson arbeiten? Lieber stürbe er an tertiärer Syphilis! Er kündigte an, zu Nur Chandra nach Harvard zu gehen, aber ich würde denken, dass es Harvard nicht an Neurologen mangelt, also hoffe ich, dass Addison nicht zu viel erwartet. Die Sache ist die: Ich liebe dieses Haus der Forbes sehr. Wenn die Forbes ausziehen, wird es sicher für einen Haufen Geld verkauft, aber könnten wir es uns vielleicht leisten? Hast du das hier gemietet, oder gehört es dir?«
»Es ist eine Eigentumswohnung, die mir gehört. Ich denke, wir wären in der Lage, uns das Haus zu leisten, wenn es dir so sehr gefällt. Die Lage ist ideal – East Holloman, die Gegend, in der meine Familie wohnt. Versuch, meine Familie zu mögen, Desdemona«, bat er. »Meine erste Frau dachte, man würde sie ausspionieren, weil ständig Mama, Patsys Mum oder eine unsererSchwestern vorbeischaute. Aber das war gar nicht so. Italienische Familien sind eng verbandelt.«
Obwohl ihr Erscheinungsbild sich nicht sonderlich geändert hatte, sah sie in Carmines Augen nicht mehr so unscheinbar aus wie vorher. Die Liebe hatte seine Augen nicht blind gemacht; sie hatte sie geöffnet.
»Ich bin eher schüchtern«, gestand Desdemona und drückte seine Hand, »und dann wirke ich wohl snobistisch. Ich glaube, ich werde keine Probleme haben, deine Familie zu mögen, Carmine. Und einer der Gründe, warum ich so heiß auf das Haus der Forbes bin, ist der Turm. Wenn Sophia jemals nach Hause kommen und vielleicht auf die Dormer Day School gehen möchte und danach auf die Chubb, würde das eine tolle Bude für sie abgeben. Das, was du mir erzählt hast, klingt danach, als bräuchte Sophia ein richtiges Zuhause und keinen Hampton Court Palace. Wenn du sie jetzt nicht zu dir holst, lässt sie bald alles sausen und wird ein Hippie.«
Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich verdiene dich nicht«, sagte er.
»Blödsinn! Die Menschen bekommen immer, was sie verdienen.«
TEIL FÜNF
Frühling & Sommer 1966
Kapitel einunddreißig
In der Woche nach Wesley le Clercs Anklage wegen des Mordes an Charles Ponsonby änderte sich landesweit die Stimmung. Die öffentliche Empörung über die Existenz eines Monsters von Connecticut stieg eher, als dass sie erstarb. Er wurde als Beweis für Gottlosigkeit, verkommene Moral und den Verlust von Ethik gesehen.
Wesleys Wunsch ging in Erfüllung: Er war zu einem Helden geworden. Obwohl der Großteil seiner Bewunderer farbig war, gab es auch viele andere, und alle waren davon überzeugt, dass Wesley le Clerc einer Gerechtigkeit Genüge getan hatte, die außerhalb der Möglichkeiten des Rechts lag. Es war manchmal schwer zu erkennen, ob die Pro-Weißen-Einseitigkeit des Rechts in einigen Bundesstaaten bereits verschwunden und in anderen auf dem absterbenden Ast war. Viel einfacher war es, die Familien der Opfer des Monsters im Fernsehen zu sehen, wo ihnen Fragen gestellt wurden wie: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie den Kopf Ihrer Tochter eingegossen in Kunststoff gesehen haben? Haben Sie geweint? Sind Sie ohnmächtig geworden? Was denken Sie über Wesley le Clerc?
Wesley war des Mordes angeklagt, und der einzige juristische Streitpunkt konnte die Frage nach dem Vorsatz sein. Da er selbst ins Rampenlicht getreten war, wusste Wesley, dass es zu einem Verfahren kommen musste, um dort zu bleiben. Wenn er sich schuldig bekannte, würde sein einziges Auftreten vor Gericht bei der Verlesung des Urteils sein. Deswegen plädierte er auf nicht schuldig und kam bis zur Verhandlung in
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