Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
sieht aus wie ein Zuckerpüppchen. Hat er das mit diesem Fräulein Schlaumeier von Moderatorin nicht gut hinbekommen?«
    Carmine runzelte die Stirn. »Das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, sage ich ihm, Sie fänden, er sei ein Zuckerpüppchen. Nettes Wort, aber Ihr Zuckerpüppchen hat einmal ein deutsches Maschinengewehr-Nest, in dem zwölf Mann hockten, im Alleingang hochgenommen und damit eine ganze Kompanie gerettet. Unter anderem.«
    »Ja, die Seite an ihm kann ich mir auch gut vorstellen. Aber Sie werden mich nicht erwähnen. Wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, wird das sicher ein sehr ernstes Treffen sein, denn die Situation ist ernst. Das Monster ist wirklich sehr clever, also ist es vielleicht deshalb so, damit man ihn unterschätzt.«
    »Er ist eine ganz Reihe von Dingen, Desdemona. Schlau – clever – krank – vielleicht ein Genie. Was wir wissen, ist, dass die Fassade, die er der Welt präsentiert, absolut glaubhaft ist. Er ist immer wachsam. Wenn einmal nicht, hätte das jemand bemerkt. Ich glaube, es ist ein verheirateter Mann, dessen Frau ihn nicht verdächtigt. O ja, er ist ein ziemlich ausgefuchster Hund.«
    »Sie sind selbst auch verdammt clever, Carmine, aber Sie haben noch mehr als das. Sie sind eine Bulldogge. Wenn Sie erst einmal zugebissen haben, können Sie nicht mehr loslassen. Irgendwann wird ihn das zusätzliche Gewicht, das er mit sich herumschleppen muss, ermüden.«
    Wärme durchflutete ihn, entweder vom Cognac oder von dem Kompliment, da war er sich nicht sicher; Carmine schaute ein wenig in sich hinein, aber sehr vorsichtig, damit der Rest von ihm noch nicht einmal mit der Wimper zuckte.

Kapitel acht
    Donnerstag, den 2. Dezember 1965
     
    Francine Murray tauchte auch am folgenden Tag nicht auf. Abgesehen von ihren Eltern bezweifelte niemand mehr, dass das Monster sie entführt hatte. Oh, die Eltern wussten es auch, aber wie kann das menschliche Herz in einem solch erdrückenden Schmerz überleben, wenn es nicht doch eine Alternative gab? Einmal war Francine zu einer Pyjama-Party gegangen, ohne ihnen davon zu erzählen – sie hatte es schlicht und einfach vergessen. Also warteten ihre Eltern und klammerten sich an die Hoffnung, dass alles nur ein Irrtum war und Francine jeden Moment durch die Tür gestürmt käme.
    Als Carmine um vier Uhr nachmittags wieder in sein Büro zurückkehrte, hatte er nichts vorzuweisen, obwohl er den ganzen Tag mit irgendwelchen Leuten geredet hatte, einschließlich denen im Hug. Zwei Monate an einem Fall und null Komma nix. Sein Telefon klingelte.
    »Delmonico.«
    »Lieutenant, hier ist Derek Daiman von der Travis High. Könnten Sie eventuell direkt herkommen?«
    »Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.«
    Derek Daiman, dachte Carmine, war wahrscheinlich immer der letzte Lehrer, der die Travis High verließ. Sein gigantisches, polyglottes Schiff war sicher verteufelt schwer zu steuern, aber er bekam das gut hin.
    Der Direktor stand hinter der Tür des Hauptgebäudes, doch sobald der Ford auf den Schulhof einbog, trat er heraus und lief die Stufen zum Wagen hinunter.
    »Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, Lieutenant, ich habe lediglich den Jungen gebeten, der es gefunden hat, sich nicht vom Fleck zu rühren.«
    Carmine folgte ihm um die linke Ecke des Hauptgebäudes, wo ein barackenartiges Bauwerk an die angrenzende seitliche Außenwand über einen kurzen Durchgang angehängt worden war.
    Bildung war eine kommunale Aufgabe; Städte wie Holloman mit rasch steigenden Einwohnerzahlen in ihren ärmeren Gegenden hatten große Mühe, angemessene Einrichtungen bereitzustellen. So war die Baracke entstanden, ein Hangar, der einen Basketballplatz samt Zuschauerbänken und am hinteren Ende Turngeräte beherbergte – Böcke, Ringe, die von der Decke hingen, Barren und etwas, das aussah wie zwei Pfosten mit einer Querstange für Hochsprung oder Stabhochsprung. In einer ähnlichen Sporthalle auf der rechten Seite befand sich ein Schwimmbecken mit Tribünen. Der hintere Teil dieser Halle wurde für Boxen, Ringen und Konditionstraining genutzt. Hier vollführten die Mädchen anmutige Sprünge, dort prügelten die Jungs wie von Sinnen auf Sandsäcke ein.
    Obwohl sie die Sporthalle vom Schulhof aus betreten hatten, hätten sie das auch vom Gebäude aus tun können. Der kurze Verbindungsgang erlaubte Schülern den direkten Zutritt, was bei schlechtem Wetter unerlässlich war.
    Derek Daiman führte Carmine am Basketballfeld und den Tribünen vorbei zum Ende der Halle,

Weitere Kostenlose Bücher