Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
etwas dagegen, wenn ich mich umsehe? Wo ist von hier aus gesehen der Chemieraum? Ist es ein Labor oder ein Klassenzimmer?«
»Es ist von der Sporthalle aus direkt den Gang hinunter, und es ist ein Klassenzimmer. Das Labor befindet sich im allgemeinen Laborbereich. Gehen Sie ruhig, Lieutenant, schauen Sie sich um, wo immer Sie möchten«, sagte Daiman. Er ging zu einem Stuhl und setzte sich, das Gesicht in den Händen.
Die Durchgangstür war nur einfach und nicht zweifach verriegelt. Auf der Tunnelseite konnte sie nicht mit einem Schlüssel geöffnet werden – oder mit einer Kreditkarte, wenn sie nicht zweifach abgesperrt war. Carmine betrat den drei Meter langen Durchgang und blickte, als er am anderen Ende herauskam, direkt auf die Mädchentoilette am anderen Ende des Flurs.
Der Mörder wusste alles!, dachte er taumelnd. Er schnappte sie sich, als sie auf die Toilette ging, schleifte sie durch den drei Meter langen Flur und den drei Meter langen Durchgang in die verlassene Turnhalle. Sehr wahrscheinlich hatte er die Tür geöffnet, bevor er sie sich geschnappt hatte. Und er
wusste
, dass die Sporthalle leer sein würde. Das ist sie jeden Mittwoch nachder Schule, weil dann immer eine Firma kommt, die den Boden pflegt. Aber gestern haben sie den Boden nicht behandelt, weil Francine vermisst wurde und man sie nicht hereinließ. Einmal in der Sporthalle, ordnete der Täter die Matten um, steckte sie ganz nach unten in die am nächsten stehende Kiste und ging auf Nummer sicher, indem er Winslows superdicke Matte obenauf packte. Hatte er sie geknebelt und gefesselt, oder hatte er ihr eine Spritze gegeben und sie einige Stunden ruhig gestellt?
Zweimal haben wir jeden Quadratzentimeter dieser Schule durchgekämmt, aber wir haben sie nicht gefunden. Und als wir sie nicht fanden, wussten wir, dass sie das zwölfte Opfer war, sie wie ein Geist Travis verlassen hatte, noch ehe der Streifenwagen die Wache anfunken konnte. Beide Male hatte einer der Suchenden die Kiste geöffnet und genau das gesehen, was auch in all den anderen war: aufgerollte Turnmatten. Vielleicht hatte der Suchende darin herumgestochert, aber Francine bewegte sich nicht und machte auch keine Geräusche. Dann, als alle annahmen, Francine sei verschwunden, kam er zurück und holte sie. Ich setze Corey auf das Schloss an, er ist der Beste in dieser Branche.
Vielleicht liegen wir falsch und unterschätzen ständig die Mühe und Plage seiner Planungen. Als hätte er zwischen jeder Entführung nichts anderes zu tun, als jeden einzelnen Tag ein Schema zu entwerfen, wie er sein nächstes Opfer ergreifen könnte. Wie weit im Voraus kennt er sein nächstes Opfer? Wählt er sie Jahre vorher aus, wenn sie in die Pubertät kommen? Hat er sie alle auf einer Liste an der Wand, sorgfältig in Reihen, mit Namen, Geburtsdatum, Adresse, Schule, Religion, Rasse und Gewohnheiten? Es muss sie beobachten, er muss über Francines schwache Blase Bescheid gewusst haben. Ist er ein Aushilfslehrer, der von Schule zu Schule wandert, mit großartigenReferenzen und einem hervorragenden Ruf? Genau dort werden wir sofort mit unseren Ermittlungen beginnen. – »Hat er die Jacke zurückgelassen, um uns zu täuschen, oder hat Francine es geschafft, die Jacke in der Matte zu verstecken?«, fragte er Patrick, als er Paul dabei zusah, wie er die Jacke vorsichtig in eine Plastiktüte beförderte.
»Ich würde sagen, Francine hat sie versteckt«, antwortete Patrick. »Der Täter ist arrogant, aber die Jacke zurückzulassen konnte auch ein Trick sein. Bis jetzt waren wir davon überzeugt, dass die Mädchen geschnappt und rasch entfernt worden sind. Warum sollte er uns sagen, dass er das nicht immer so macht? Ich glaube, er will uns in denselben Tunnel auf denselben Lichtstrahl gucken lassen. Was bedeutet, Carmine, dass unter keinen Umständen etwas davon an die Presse dringen darf. Traust du dem Jungen, der die Jacke gefunden hat? Und dem Direktor?«
»Ja, tue ich. Wie hat er sie in der Kiste ruhig gehalten, Patsy?«
»Er hat sie betäubt. Jemandem, der so minutiös plant, würde nicht der Fehler unterlaufen, sie zu knebeln, bevor er sie in eine stinkende Sportkiste mit relativ geringer Luftzufuhr steckt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie sich übergeben hat, aber die Menschen sind verschieden, und es gibt Leute, die sehr schnell erbrechen. Geknebelt wäre sie an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Nein, das hätte er nicht riskiert.«
»Wenn wir die Leiche finden -«
»Glaubst du
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