Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
paar Jahren in London gekauft, als russische Mützen unter McCarthy nicht allzu populär waren.«
Eine Sekretärin mittleren Alters stampfte mit den Sachen davon, während Parson Carmine in einen kleineren Konferenzsaal führte, in dem sechs Sessel um einen Couchtisch herum standen und sechs Stühle um einen höheren Tisch. Auf dem Parkettfußboden lagen Perserteppiche, die Möbel waren aus Ahorn, die Bücherschränke hatten bleiverglaste Scheiben. Vornehm, aber doch sachlich, mit Ausnahme der Bilder an der Wand.
»Ein Teil von Onkel Williams Kunstsammlung«, sagte Spaight und bedeutete Carmine, dass er sich in einen Sessel setzen solle. »Rubens, Velazquez, Poussin, Vermeer, Canaletto, Tizian. Wenn man es genau nimmt, gehört die Sammlung der Chubb University, aber es steht uns frei, das Erbe hinauszuzögern, und wenn ich ehrlich bin, erfreut uns ihr Anblick.«
»Da mache ich Ihnen keinen Vorwurf«, sagte Carmine.
»Wenn ich es richtig verstehe«, sagte Roger Parson junior und schlug ein dünnes, elegant ummanteltes Bein über das andere, »steht das Hug nun im Mittelpunkt von Rassendemonstrationen.«
»Ja, Sir, wann immer das Wetter es zulässt.«
»Warum tun Sie nichts dagegen?«
»Das letzte Mal, Sir, als ich in die Verfassung geschaut habe, Mr Parson, waren friedliche Demonstrationen jeglicher Art erlaubt, Rassendemonstrationen eingeschlossen«, antwortete Carmine mit neutraler Stimme. »Wenn es zu Ausschreitungenkommt, können wir handeln, vorher nicht. Außerdem halten wir es nicht für sinnvoll, gewaltsam vorzugehen, denn das könnte Unruhen provozieren. Es ist unangenehm für das Hug, aber das Personal wird beim Betreten und Verlassen des Gebäudes nicht belästigt.«
»Sie müssen zugeben, Lieutenant, dass von unserem Standpunkt aus die Polizei von Holloman sich in den letzten zweieinhalb Monaten nicht besonders ruhmreich hervorgetan hat«, sagte Spaight gepresst. »Dieser mordende Kerl scheint Sie regelrecht vorzuführen. Vielleicht ist es an der Zeit, das FBI einzuschalten.«
»Wir ziehen das FBI regelmäßig zu Rate, Sir, das kann ich Ihnen versichern, aber das FBI hat genauso wenig Spuren wie wir, Sir. Wir haben in jedem einzelnen der Vereinigten Staaten nach Einzelheiten von Verbrechen ähnlicher Art gefragt, ohne Erfolg. In den letzten zwei Wochen haben wir zum Beispiel die Referenzen und Einsatzorte von mehreren Hundert Ersatzlehrern geprüft, ohne Ergebnis. Nichts, was eine Lösung verspräche, wurde ignoriert.«
»Was ich nicht verstehe«, sagte Parson verdrießlich, »ist, warum der Täter sich immer noch auf freiem Fuß befindet! Sie
müssen
doch irgendeine Idee haben, wer dafür verantwortlich ist!«
»Die Methodik der Polizei ist abhängig von einem Netzwerk an Beziehungen«, sagte Carmine. »Unter normalen Umständen gibt es einen Pool von wahrscheinlichen Verdächtigen, egal, ob von Mord, bewaffnetem Raubüberfall oder Drogenhandel die Rede ist. Wir kennen uns alle gegenseitig, die Bullen und die Kriminellen. Wir führen unsere Ermittlungen entlang einem ausgelaufenen Pfad durch, weil das so am besten funktioniert. Männer meines Ranges sind schon so lange in ihrem Job, dass sie ziemlich scharfsinnige Instinkte entwickelt haben, wer am kriminellen Ende der Gleichung steht. Morde haben Muster,Signaturen. Raubüberfälle haben Muster und Signaturen. Sie führen uns zu den Tätern.«
»Auch dieser Mörder hat ein Muster, eine Signatur«, meinte Spaight.
»Dieser Mörder ist ein Geist. Er entführt ein Mädchen, aber hinterlässt nicht eine einzige Spur. Niemand hat ihn je gesehen oder hat je von ihm gehört. Kein Mädchen scheint ihn gekannt zu haben. Sobald uns klar wurde, dass er es auf Opfer mit karibischem Hintergrund abgesehen hatte, und wir die Chance hatten, jedes Mädchen dieses Typs zu beschützen, wechselte er zu einem Mischling. Rein physisch der gleiche Typ Mädchen, aber mit einem anderen ethnischen Hintergrund. Entführt aus einer innerstädtischen Highschool mit fünfhundert Schülern. Der Täter variiert seine Techniken in einer Art und Weise, über die ich hier nicht sprechen kann. Was ich Ihnen sagen kann, meine Herren, ist, dass wir nicht weiter sind als vor zweieinhalb Monaten. Er ist kein professioneller Krimineller, er ist ein anonymes Nichts. Ein Geist.«
»Hat er vielleicht eine Akte in Bezug auf andere Verbrechen? Vergewaltigung?«
»Mr Parson, meiner Meinung nach ist er sowohl ein Vergewaltiger als auch ein Mörder. Aber die Vergewaltigung ist für ihn
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