Ein Kampf um Rom
wäre! Wenn er aber auch dich täuscht?«
»Wirst du ihm glauben und mir und ihn nach Italien senden, wenn er dir morgen die Verschwörer in Ketten zuführt und darunter
ihr geheimes, auch dir noch unbekanntes Haupt?«
»Ich weiß: es ist Photius, Belisars Freigelassner.«
»Nein, o Justinianus:– Er ist es, den du wieder nach Italien senden wolltest, wenn ich nicht warnte, Belisarius selbst.«
Da erbleichte der Kaiser, wankte und griff nach der Armlehne des Thrones.
»Wirst du dann an des wunderbaren Römers Ergebenheit glauben und, statt des Verräters Belisar, ihn nach Italien senden mit
deinem Heer?«
»Alles, alles«, sprach Justinianus, »gewiß! Belisarius also doch ein Verräter? Dann tut Eile not. Handeln wir.«
»Ich habe schon gehandelt, Justinian. Mein Netz ist unentrinnbar schon gestellt. Gib mir die Vollmacht, es zusammenzuziehn.«
Der Kaiser winkte Gewährung. Und Theodora befahl, indem sie aus den Vorhängen schritt, dem Velarius:
»Hole sogleich aus seinem Hause in mein Gemach Cethegus, den Präfecten von Rom.«
Elftes Kapitel
Und alsbald stand Cethegus vor seiner noch immer verführerisch schönen Jugendfreundin, welche in dem uns wohlbekannten Gemach
auf ihrem Pfühl ausgestreckt lag. Galatea reichte ihr manchmal in kleiner Onyxschale die Tropfen, welche ihr der persische
Arzt – griechische reichten nicht mehr aus – verordnet hatte.
»Ich danke dir, Theodora«, sagte Cethegus. »Und muß ich’s doch einem andern,– nicht mir selber – danken – einem Weibe! – dank’
ich’s am liebsten doch der Jugendgenossin.«
»Höre, Präfect«, sprach Theodora, ihn ernsthaft betrachtend, »du wärest ganz der Mann – soll ich sagen der Barbar oder der
Römer? – eine Kleopatra, welcher Cäsar und Antonius gehuldigt, erst zu küssen und dann doch im Triumph nach dem Capitol zu
führen zur Erdrosselung, wie Octavian vielleicht geplant. Wenn ihm nicht jene Schlangenkönigin zuvorkam. Kleopatra war immer
mein Vorbild. Einen Cäsar hab’ ich nicht gefunden. Aber die Schlange – bleibt vielleicht nicht aus.Du aber hast mir nicht zu danken. Ich habe aus voller Überzeugung gesprochen und gehandelt. Diese gotische Gefahr und Beschimpfung
muß in Blut erstickt werden. Ich war vielleicht nicht immer so treu als Gattin, wie Justinian geglaubt. Aber ich war sein
bester, treuester Senator von jeher. Belisar und Narses sind nicht wohl zusammen und noch weniger jeder allein nach Italien
zu senden. Du sollst gehen: du bist ein Held, ein Feldherr, ein Staatsmann, und du bist doch zu ohnmächtig, Justinian zu schaden.«
»Ich danke für die gute Meinung«, sagte Cethegus.
»Freund, du bist ein Feldherr ohne Heer, ein Kaiser ohne Reich, ein Steuermann ohne Schiff. Doch lassen wir’s –: du willst
mir nicht glauben. Ich sende dich nach Italien aus tiefster Überzeugung:– du hassest grimmig die Barbaren. Der zweite Feldherr,
den unvermeidlich dir kaiserliches Mißtrauen nachsendet, soll Areobindos sein, der Schneckenprinz: er wird dich nicht viel
stören. Aber Freude macht mir’s, daß ich zugleich den Jugendgenossen dabei fördern kann wie das Reich. Ach Cethegus, die Jugend!
Euch Männern ist sie goldne Hoffnung oder goldne Erinnerung:– dem Weib ist sie –: das Leben. Ah, nur noch Einen Tag aus jener
Zeit, da ich dir Rosen schenkte und du mir Verse.«
»Deine Rosen waren schön, Theodora, aber meine Verse waren nicht schön.«
»Mir schienen sie schön:– sie waren an mich! Aber wie alte Liebe versüßt auch alter und neuer Haß mir die Wahl, die ohnehin
des Reiches Wohl erheischt. Belisar soll nicht mehr zu neuen Ehren steigen. Nein, fallen soll er, diesmal tief und für immerdar.
So wahr ich herrsche in Byzanz.«
»Und Narses? mir wäre lieber und begreiflicher, du stürztest diesen Kopf ohne Arm als jenen Arm ohne Kopf.«
»Geduld – einer nach dem andern.«
»Was hat dir der gutherzige Held getan?«
»Er? nichts! aber sein Weib! diese plumpe Antonina, deren ganzer Triumph in ihrem gesunden Blute liegt.«
Und grimmig ballte die zierliche Kaiserin die kleine, weiße Hand, die noch durchsichtiger geworden.
»Ha, wie ich sie hasse! Ja, beneide! Dumme Leute bleiben immer gesund. Aber sie soll nicht frohlocken, während ich leide.«
»Und an solchem Weiberhaß hängt das Schicksal des Capitols«, sagte Cethegus zu sich selbst. »Nieder mit Kleopatra!«
»Die Närrin ist vernarrt in Ruhm und Größe ihres Mannes – hier kann ich sie am
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