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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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tödlichsten treffen! Warte!«
    Ein Zucken durch ihr feines Gesicht verriet einen Anfall heftiger Schmerzen: sie warf sich in die Kissen zurück.
    »Aber Täubchen«, mahnte Galatea, »laß doch den Ärger! Du weißt, was der Perser sagt. Jede Erregung von Liebe, von Haß –   –«
    »Ha, Hassen und Lieben ist Leben. Und der Haß wird im Alter fast noch süßer denn die Liebe. Liebe ist treulos, Haß ist treu.«
    »Ich bin in beiden«, sprach Cethegus, »ein Stümper gegen dich. ›Die Sirene von Kypros‹ hab’ ich dich stets genannt. Man ist
     nie sicher, ob du nicht unter dem Kuß plötzlich dein Opfer zerreißest – aus Liebe oder Haß. Und was hat deine Liebe zu Antoninen
     plötzlich in Haß verkehrt?«
    »Tugendhaft ist sie geworden, die Heuchlerin! Oder ist sie wirklich so schwachköpfig? Auch möglich! Ihr Fischblut hat sich
     nie in Wallung bringen lassen: für eine starke Leidenschaft und für ein starkmütiges Verbrechen war sie stets zu feig. Sie
     ist zu eitel, die Huldigung der Liebe entbehren, zu armselig, sie erwidern zu können. Seit sie ihren Gatten in seine Kriege
     begleitet, ist sie wieder ganz tugendsam geworden. Ha, ha, ha, aus Not: wie der Teufel fastet, wenn er nichts zu essen hat.
     Weil ich ihren Verehrer hier eingesperrt behalten!«
    »Anicius, den Sohn des Boëthius? Ich hörte davon.«
    »Ja, in Italien hat sie sich wieder ganz ihrem Mann angeschlossen, seinen Ruhm und sein Unglück geteilt. Und sie ist seitdem
     ganz Penelope, ganz die gute Ehefrau. Und hierher zurückgekehrt, was tut sie, die Gans? Macht mir Vorwürfe, daß ich sie vom
     Pfad der Tugend abgelockt! Und schwört, sie werde Anicius aus meinen Banden lösen. Und es gelingt ihr, der Schlange. Sie weckt
     dem Toren das Gewissen, reißt ihn täglichmehr von mir los, meinen ungetreuen Kämmerer – natürlich, um ihn für sich zu behalten!«
    »Du kannst dir also nicht vorstellen«, fragte Cethegus, »daß ein Weib eine Seele für den Himmel wirbt ohne: –?«
    »Ohne Prozente Bergelohn zu erheben? Nein! Dabei täuscht sie aber sich und ihn mit frommen Reden. Und o wie gern läßt sich
     der Jüngling retten von der jugendlich blühenden Erretterin aus meinen Armen, der Verwelkenden, der Krankenden – der vor der
     Zeit Verzehrten. Ha«, rief sie leidenschaftlich und sprang auf von dem Pfühl, »daß der Leib ermüdet erliegen muß, ehe noch
     die Seele sich zum tausendsten Teil ihres Dursts nach Leben ersättigt hat. Leben aber ist Herrschen, Hassen, Lieben.«
    »Du scheinst unersättlich in diesen Künsten und Genüssen.«
    »Ja: und ich rühme mich dessen. Und ich soll fort von des Daseins reichbesetzter Tafel, herab von diesem Kaiserthron, mit
     dem brennenden Heißhunger nach Freude und Macht! Und nur wenige Tropfen noch soll ich schlürfen! O die Natur ist eine elende,
     schmähliche Pfuscherin! Alle Äonen Einmal zeugt sie, neben Myriaden von Krüppeln, häßlich an Leib und ohnmächtig an Geist,
     Einmal zeugt sie einen Leib, eine Seele wie Theodoras, stark und verlangend, die Ewigkeit hindurch zu leben und zu genießen.
     Und nach drei Jahrzehnten, nachdem ich kaum genippt am vollen Becher, versagt die Natur dem lechzenden Lebensdrang! Fluch
     über den Neid der Götter! Aber auch Menschen können beneiden: und der Neid macht sie zu Dämonen. Nicht sollen andre genießen,
     wo ich nicht mehr genießen kann! Nicht sollen andre lachen, wenn ich mich in Schmerzen winde Nächte durch! Nicht frohlocken
     soll die strotzend Gesunde mit dem Treulosen, der Theodoras war und dabei noch einer andern denken konnte, oder der Tugend,
     oder des Himmels. Erst heute hat er mir gesagt, er trage nicht länger dies ruhm- und ehrlose Leben in meinen Frauengemächern:–
     Himmel und Erde riefen ihn hinweg. Er soll es büßen – mit ihr – Komm, Cethegus«, sprach sie grimmig, seinen Arm ergreifend,
     »wir wollen sie beide verderben.«
    »Du vergißt«, sagte Cethegus kalt, »ich habe keinen Grund, sie oder ihn zu hassen. Was ich also hierin tue, tue ich um deinetwillen.«
    »Doch nicht, du kluger, eisiger Römer. Glaubst du, ich durchschaue dich nicht?«
    »Hoffentlich nicht«, dachte Cethegus.
    »Du willst Belisar fernhalten von Italien. Allein willst du dort kriegen und siegen. Höchstens einen Schatten neben dir haben,
     wie Bessas war und Areobindos sein wird. Meinst du, ich habe das nicht durchschaut, als du damals vor Ravenna die Abberufung
     Belisars so meisterhaft eingefädelt hast? Sorge um Justinian! Was liegt dir an

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