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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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immer so, dachte Ouida. Wenn wir ein anderes Mitglied der Treize sehen, begutachten wir ihn oder sie wie eine medizinische Kuriosität.
    »W ie schön, dich zu sehen, meine Liebe«, sagte Daedalus. »K omm herein und mach es dir bequem.«
    Ouida ließ sich auf ein filigranes Zweiersofa sinken. Der Aufbruch war hektisch und die Reise ziemlich schwierig gewesen. Gott sei Dank hatte sie ihr Forschungsprojekt auf Eis legen können, zumindest fürs Erste. Die Chromosomenproben würden ohne sie nirgendwo hingehen. Daedalus hatte sie noch nie auf diese Art zu sich beordert und sie war neugierig.
    »W as ist hier los, Daedalus?«, fragte sie, als er ihr einen großen, kalten Drink reichte.
    »D u wirst es nicht glauben«, sagte er mit einem Lächeln, während er sich ihr gegenüber niederließ. Jules setzte sich ebenfalls, doch er sah nicht annähernd so fröhlich aus wie Daedalus.
    Ouida wartete. Daedalus war schon immer ein Showman gewesen. Er lehnte sich nach vorne und seine blauen Augen blitzten vor Energie. »W ir können den Ritus durchführen. Wir haben wieder eine volle Treize.«
    »W a…«, begann Ouida, doch ihre Stimme versagte. Rasch sah sie von Daedalus zu Jules, der bestätigend nickte. Alle Luft war aus ihren Lungen gewichen, und sie versuchte tief einzuatmen, um noch etwas hervorzubringen. »W ie meinst du das? Bestimmt ist Melita doch…«
    Daedalus winkte ungeduldig ab. »G ott, nein. Ich habe keine Ahnung, wo Melita steckt. Soweit wir wissen, hat sich der Erdboden aufgetan und sie verschluckt, als sie fortging. Aber jetzt haben wir endlich wieder eine volle Dreizehn! Dreizehn Hexen der famille, die den Ritus vollziehen können!«
    »W ie? Wer?«, fragte Ouida. Emotionen, die sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, überwältigten sie. Erinnerungen, Sehnsüchte… Dinge, die schon so lange her waren, dass es sich anfühlte, als seien sie jemand anderem passiert.
    »Z willinge«, sagte Daedalus mit großer Befriedigung in der Stimme. »A us Cerises Familie. Eineiige Zwillingsmädchen.«
    »Z willinge? Aber wo sind sie?«, fragte Ouida. Sie war so schockiert, dass ihr schwindlig wurde.
    »H ier in New Orleans«, sagte Jules. »W ie sich herausgestellt hat, war die eine die ganze Zeit über bei Petra. Im Sommer haben Daedalus und ich durch puren Zufall die andere entdeckt.«
    Ouida runzelte nachdenklich die Stirn. »I ch habe Clio gesehen, als sie ein kleines Mädchen war. Aber da hatte sie noch keine Zwillingsschwester.«
    »W ohl doch, wie wir jetzt wissen«, sagte Jules. »P etra hatte sie getrennt und eines der Mädchen versteckt.«
    »U m genau dies hier zu verhindern.« Ouida hatte sofort verstanden.
    »J a«, gab Daedalus zu. »A ber das ist nicht allein Petras Entscheidung. Es betrifft uns alle. Wir haben das immer gewollt.«
    »O uida.«
    Ouida wandte sich um zu dem, dem die Stimme gehörte. Ihr Blick traf den von Richard und sie sahen sich tief in die Augen. Für einen Moment wurde es still um sie herum. Dann erhob sie sich und ging auf ihn zu. Ouida war noch nicht mal ein Meter sechzig groß und reichte Richard genau bis zum Kinn, wo sie sich perfekt in seine Umarmung einschmiegte. Sie hielten sich lange umschlungen, bis Richard schließlich einen Schritt zurücktrat und sie anlächelte. »W ie war dein Flug?«
    »S cheiße«, erwiderte sie und lächelte zurück. Er wusste, dass sie es hasste, zu fliegen. Ihr Blick wanderte zu seiner gepiercten Augenbraue. Er konnte so etwas tragen, wohingegen Jules oder Daedalus absolut lächerlich aussehen würden. »D u siehst so… jung aus«, sagte sie und er lachte.
    »I ch liebe dich, Babe.« Er schenkte sich einen Drink ein.
    »O kay, also diese Zwillinge würden die Dreizehn rein theoretisch vervollständigen«, sagte Ouida und setzte sich wieder hin. »A ber was ist mit dem ganzen Rest der Truppe?«
    »P etra ist natürlich hier«, sagte Daedalus, und seine Augen ruhten auf Richard, der sich gerade neben Ouida niederließ. »W ir haben das alles noch nicht bis ins kleinste Detail ausklamüsert– und ich persönlich finde ja, dass Petra uns Rede und Antwort stehen muss, wieso sie die Dinge einfach selbst in die Hand genommen hat. Ich meine, uns einfach nichts zu erzählen? Einen der Zwillinge zu verstecken? Wo kommen wir denn da hin? Sie hat uns allen beileibe einen schlechten Dienst erwiesen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber sie ist immer noch eine von uns, und letztlich glaube ich, dass sie uns nicht im Stich lassen wird. Sophie und Manon

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