Ein Kelch voll Wind
getan hatte.
Axelle sah mich nachdenklich aus ihren schwarzen Augen an. »J a, zur selben wie du.«
»W as ist mit Jules und Daedalus?«
»D ie auch.«
»U nd dieser Goth-Typ, Richard? Ist der auch ein Hexer?«
»J a.«
»P etra weiß von euch allen?«
Axelle nickte.
»U nd du hast Clio schon immer gekannt?«
»N ein. Ich habe sie mal aus der Entfernung gesehen. Aber keiner von uns hat sie wirklich gekannt und sie kennt auch niemanden von uns.«
»U nd was passiert jetzt?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie an.
Axelles Gesicht bekam einen verschlossenen Ausdruck, ganz offensichtlich wollte sie ihre Gefühle vor mir verbergen. »N ichts. Business as usual. Kein großes Feuerwerk oder so. Hör zu, ich gehe jetzt für eine Weile nach oben. Später können wir uns was beim Chinesen bestellen.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging ins Wohnzimmer. Ich hörte, wie sich die geheime Tür öffnete und ihre Sandalen auf den hölzernen Stufen die Treppen hinaufklapperten. Sie hatte keine Ahnung, dass ich dort oben gewesen war. Ich hatte eben auch meine Geheimnisse.
Luc kam mir in den Sinn, und ich stand auf, um mich auf den Weg zu unserem Garten zu machen. Doch in dem Moment, in dem ich die Tür öffnete, zog wie aus dem Nichts ein Gewitter auf. So etwas passierte hier beinahe jeden Tag und ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt. In einem Moment war es noch sonnig und im nächsten wurde der Horizont buchstäblich schwarz und es regnete so stark, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Nicht mal Connecticuts Nordostwinde konnten mit den Sommerstürmen hier in New Orleans mithalten.
In der Wohnung war es dunkel und kühl. Draußen schüttete es, Blitze zuckten über den Himmel und Donner grollte. Ich seufzte. Wahrscheinlich würde bald der Strom ausfallen, zum ungefähr fünften Mal, seit ich hier lebte. Es hatte immer nur ein paar Minuten oder maximal eine Stunde gedauert, aber ich fand es trotzdem ein wenig irritierend, wenn plötzlich alle Systeme ihren Betrieb einstellten.
Ein donnerndes Bumm! und ein gleißendes Blitzlicht, das den Innenhof erhellte, nahmen mir die Entscheidung ab. Ich schloss die Tür. Zurück in meinem Zimmer legte ich mich aufs Bett und hörte den Regenmassen zu, die auf das niedrige Dach über mir trommelten. Das Geräusch hatte etwas seltsam Tröstliches. Trotz des Donners, der in meiner Brust vibrierte, und des Blitzes, der die Welt hell aufleuchten ließ, schlief ich ein.
Kapitel 23
Wir haben eine volle Treize
Ouida Jeffers stellte ihr kleines Leihauto auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz ab und ging die letzten zwei Blocks zu Daedalus’ Apartment zu Fuß. Es hatte aufgehört zu schütten und dünne Dampffäden stiegen von den gepflasterten Straßen auf. Sie verstand nicht, wie er es hier im Französischen Viertel aushalten konnte. Es war laut, restlos überfüllt und es gab keine Parkplätze. Vor Jahren war es hier richtig hübsch gewesen, weniger touristisch und viel charmanter und authentischer. Aber das war schon lange her.
Ouida versicherte sich noch einmal, dass die Hausnummer stimmte, und läutete.
»J a?«, rief eine Stimme vom oberen Balkon herunter. Ouida trat einen Schritt auf die Straße zurück, sodass Jules sie sehen konnte. »O uida!«, rief er und sein Gesicht leuchtete erfreut auf. »I ch mach dir auf!«
Als der Summer ertönte, öffnete Ouida die Tür und stieg eine freitragende Wendeltreppe, die auf den Innenhof hinausragte, in den ersten Stock hinauf. Jules hatte gestresst ausgesehen, dachte sie. Wie so oft. Er machte sich einfach zu viel Druck.
Als Ouida am Treppenabsatz angekommen war, öffnete sich eine große Holztür. Jules trat daraus hervor und umarmte sie.
»E s ist lange her, altes Haus«, sagte er, und sie nickte in seine Schulter. »I ch bin froh, dass du hier bist.«
»W as ist passiert?«, fragte Ouida leise, doch Jules antwortete nicht, sondern führte sie stattdessen in den vorderen Salon. Ouida sah sich um. Daedalus hatte immer einen unfehlbaren Geschmack gehabt. Die Balkone seiner Wohnung gingen auf die Chartres Street hinaus. Ausladende Schwertfarne schirmten sie vor äußeren Einblicken ab. Im Inneren verliehen zierliche Empiremöbel dem Raum eine elegante, altmodische Anmutung. Das Ergebnis war unbeschwert, luftig und sah ganz nach altem Geldadel aus.
»O uida.« Daedalus kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Sie küssten sich förmlich auf die Wangen und betrachteten einander. Das machen wir
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