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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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begegnen, irgendetwas für bare Münze nehmen oder unachtsam sein können. Nicht mal Sophie oder Jules, die die Vertrauensvollsten von ihnen gewesen waren.
    »E s geht dergestalt weiter, dass wir hart an dem Ritus arbeiten werden«, verkündete Daedalus pompös. »J ules, Richard und ich. Und da ihr nun alle hier seid, können wir die Dinge mit eurer Hilfe beschleunigen.«
    Petra ließ Unglauben und einen Hauch Spott in ihrer Stimme anklingen. »D en Ritus? Déesse, Daedalus, ist das immer noch der Mittelpunkt deines Daseins? Hast du deine Aktivitäten inzwischen nicht ein wenig ausgeweitet?«
    Daedalus war darin geübt, einen gelassenen Gesichtsausdruck zu behalten, doch Petra sah das kurze wütende Aufblitzen in seinen Augen. Sie fragte sich, ob es noch jemand anders bemerkt hatte. »G ewiss, Petra«, sagte er. »D u bist nicht die Einzige, die ihre Interessen verfolgt und Ziele im Leben erreicht hat. Und doch, neben all den geschäftlichen Deals, den Firmen, die ich gegründet, und den Erfahrungen, die ich im Leben angestrebt habe, war in mir immer das starke Interesse wach, die Vergangenheit… na, sagen wir mal, wieder aufleben zu lassen. Einige von euch werden diesen Wunsch bereits aufgegeben haben. Und einige werden die Dringlichkeit, die ich verspüre, nicht verstehen. Aber meiner Meinung nach ist der Ritus zwingend nötig. Und deshalb habe ich dieses Ziel niemals aus den Augen verloren, die Hoffnung nie aufgegeben.«
    Er hatte es geschafft, alle anderen treulos und kurzsichtig aussehen zu lassen, das musste Petra anerkennen. Punkt für ihn.
    »Z u welchem Zweck, Daedalus?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
    »A uf welchen Zweck auch immer wir uns einigen«, gab er zurück. »D as ist ja das Schöne. Mit diesem einen Ritus könnten wir jedes erdenkliche Ziel erreichen. Und noch wichtiger, wir könnten einen Schatz zurückfordern, den wir vor langer Zeit verloren haben und der für unsere Vorfahren von unermesslichem Wert gewesen ist. Der diese famille am Leben gehalten hat. Dieser Schatz würde uns, der Treize, eine schier unglaubliche Macht verleihen– und er gehört von Rechts wegen uns. Du bist doch bestimmt nicht bereit, für immer mit ihm abzuschließen? Bedeutet er dir so wenig, Petra? Nach alldem?«
    Petra sah sich im Raum um. Seine Worte hatten die anderen nachdenklich werden lassen, hatten Träume neu entfacht, die sie längst vergessen geglaubt hatte.
    »D as alles ist wieder greifbar«, fuhr Daedalus fort. »J etzt, da wir wissen, dass eine von Cerises Nachkommen Zwillinge hervorgebracht hat. Sie werden unsere Nummer zwölf und dreizehn. So haben wir eine vollständige Treize. Und das ist nicht unser einziges Kapital.« Er deutete auf Jules und Richard. »J ules und ich haben versucht, die genaue Lage der Quelle auszumachen. Aber das Land hat sich verändert. Richard arbeitet an dem Ritus. Vielleicht können Sophie oder Manon ihm dabei helfen. Axelle hat die vier Pokale.« Axelle nickte bestätigend. »O uida die Phiole mit Wasser.« Seine Augen suchten Petras Blick. »U nd du hast die Zwillinge. So kommt alles zusammen.«
    »D ann darf ich also annehmen, dass die Zwillinge in Sicherheit sind?«, fragte Petra streng. »N iemand von euch wird ihnen etwas zuleide tun?«
    »N atürlich nicht«, sagte Ouida erschrocken, doch Petra hatte nicht sie gemeint.
    »D ie Mädchen sind ziemlich sicher«, sagte Daedalus stirnrunzelnd. »S chließlich brauchen wir sie.«
    Petra nickte und mied den Blick der anderen. In ihr stieg ein Gefühl auf, das sie als Panik erkannte. Unbarmherzig drängte sie es zur Seite. Jetzt ist noch nicht die Zeit, um ängstlich zu werden, sagte sie sich. Immerhin war Claire furchtbar unzuverlässig und hatte Daedalus noch nie ausstehen können. Und dann war da ja auch noch Marcel. Er würde hart zu knacken sein. Nein. Kein Grund, panisch zu werden. Noch nicht. Und bis es so weit war, würde sie einen Plan haben, der die Zwillinge davor bewahrte, auf diese Art benutzt zu werden– in einem Ritus, der für eine von ihnen den sicheren Tod bedeutete.

Kapitel 27
    Thais
    »I ch hatte Angst, du würdest nicht zurückkommen«, sagte Luc, ohne mich anzusehen.
    Wir waren bis zu dem Damm des Flusses gelaufen. Breite Stufen hatten uns zu einer Art Steg geführt. Als ich kurz zuvor in unseren Garten gekommen war, hatte Luc dort bereits auf mich gewartet. Mit geschlossenen Augen hatte er an der weinbewachsenen Mauer gelehnt. Beim Näherkommen hatte sein Atem so tief und regelmäßig

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