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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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möchte nicht darüber reden!« Ohne ihn anzusehen, versetzte ich ihm einen Tritt. Meine Flip-Flops waren mir weggerutscht und Luc griff nach meinen nackten Füßen und hielt sie fest.
    »T hais«, sagte Luc. Eine sanfte Entschlossenheit lag in seiner Stimme. Er wartete, so geduldig wie die Zeit selbst. Er würde so lange sitzen bleiben, bis ich ihm antwortete.
    »T hais. Willst du damit sagen, du hast noch nie Ja gesagt? Zu niemandem?« Er beugte sich weiter vor, seine Stimme war so mild wie Honig und sein Atem strich kaum merklich über meine Haut.
    Ich biss die Zähne zusammen und presste mein Gesicht, das ich noch immer mit den Händen bedeckt hielt, gegen meine angezogenen Knie, um mich so klein wie möglich zu machen. So klein, dass ich vielleicht verschwinden würde. Na dann viel Glück.
    Luc legte eine Hand auf meine Schulter, die andere auf mein Knie und drückte zu, als würde er eine Bärenfalle entsichern. Er war viel stärker als ich, und nicht zum ersten Mal bereute ich es, keine gestählten Bauchmuskeln zu haben.
    Und schon lag ich ausgestreckt auf dem Rücken im Gras und eine ungewöhnlich kühle, regenverheißende Brise strich mir über die erhitzte Haut. Luc drückte meine Beine mit seinem Bein nach unten, damit ich sie nicht wieder anziehen konnte, und ich fühlte, wie er sich der Länge nach auf mich legte.
    »W arum willst du das wissen?«, brachte ich keuchend hervor und versuchte erfolglos, Zeit zu gewinnen. Doch ich konnte meine Worte nicht zurücknehmen.
    »O h, das interessiert mich sehr, Thais«, flüsterte er mir ins Ohr. »E s interessiert mich wirklich, wirklich sehr.«
    Ich wollte sterben. Ich wollte, dass er mich küsste. Ich wollte…
    Wieder wartete Luc. Er hatte die ganze Nacht Zeit, würde nirgendwo hingehen. Ich hatte keine Ahnung, wann Axelle nach Hause kommen würde. Sie war kurz nach dem Mittagessen aufgebrochen und hatte mich nicht an ihren Plänen teilhaben lassen. Ich fühlte, wie mir ein Regentropfen auf die Stirn fiel. Die Zeit lief uns davon.
    »N a, wenn du es unbedingt wissen willst«, sagte ich mit gedämpfter, übellaunig klingender Stimme. »N ein, ich habe noch nie Ja gesagt. Bist du jetzt glücklich?«
    Ich konnte sein Lächeln fühlen. Er drückte seine Lippen gegen meine Hände, dort, wo sie mein Gesicht bedeckten, und küsste jeden einzelnen Finger.
    »N och nicht«, zog er mich auf. Ich stöhnte und nahm meine Hände von meinem Gesicht, um ihn zornig anzustarren.
    Sein Gesicht wurde ernst, als er mir in die Augen sah. »W ieso schämst du dich dafür? Es ist doch toll, sich aufzusparen. Deine Schönheit, deine Vorzüge nicht an irgendeinen pickligen, dummen Jungen zu verschwenden, der dich sowieso nicht wertschätzen würde.«
    Er klang wie frisch aus dem Mittelalter und ich sah ihn verwirrt an.
    »I ch wollte dich nicht in Verlegenheit bringen«, sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Der Tropfen, den ich vorher gespürt hatte, war die Ankündigung eines warmen Regens gewesen, so sanft wie eine Brise und kaum mehr als dunstiger Nebel. Wie kleine Diamanten verteilte er sich auf Lucs Haar und gab seinem Gesicht in der Dunkelheit einen wunderschönen Glanz. »I ch bin nur überrascht. Es ist schwer zu glauben, dass jemand, der so hübsch ist wie du, dem Druck standgehalten hat, sich selbst nicht herzugeben.«
    »D ruck gab’s tatsächlich«, sagte ich trocken und dachte an den Vorgänger meines Exfreunds Chad. Travis Gammel hatte mich allen Ernstes aus dem Auto geworfen und nachts zu Fuß heimlaufen lassen, weil ich nicht mit ihm hatte schlafen wollen. Der Bastard. Ich war immer noch sauer deswegen.
    »U nd was hat dich aufgehalten?«, fragte Luc sanft. »U nd sag bloß nicht, du wolltest nie. Ich kann die Leidenschaft unter deiner Haut fühlen. Alles an dir ist Verlangen.«
    Luc hatte eine Art, blumige Dinge zu sagen, die dennoch vollkommen normal und ehrlich klangen. Aus dem Mund eines jeden anderen hätte sich so etwas furchtbar dumm und gestelzt angehört. Aber er hatte recht. Ich hatte es gewollt. Manchmal so sehr, dass ich fast verrückt geworden war. Aber dann doch nicht genug, um es tatsächlich durchzuziehen. Ich zuckte die Schultern. »I ch habe eben nie den Richtigen getroffen«, sagte ich.
    Eine seiner dunklen Augenbrauen hob sich und gab mir die perfekte Steilvorlage. Ich hätte nur sagen müssen: »B is ich dich kennengelernt habe.« Aber ich konnte nicht. Luc beugte sich zu mir vor und bedeckte mein Gesicht mit federleichten Küssen.

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