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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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dir reden konnte.«
    Ich presste die Kiefer zusammen, als eine willkommene Woge der Wut in mir aufstieg. »N a gut«, blaffte ich und erhob mich. »D ann rede ich eben mit ihm.«
    Als ich die Stufen hinunterstampfte, weigerte ich mich, darüber nachzudenken, wie abgrundtief gedemütigt ich mich fühlte, und ließ mich stattdessen von dem Ärger treiben, der an mir nagte. Im Esszimmer waren Kris und Eugenie gerade dabei, die Dipschälchen mit Plastikdeckeln zu verschließen. Nach einem kurzen Blick auf mein Gesicht beeilten sie sich, so zu tun, als würde sie die schauerliche Soap-Opera, die sich direkt vor ihren Augen abspielte, nicht im Mindesten interessieren.
    Clio stand vor der geöffneten Eingangstür und brüllte Luc an. Ihr Körper war angespannt, ihr Rücken gebogen. Ich sah seine Silhouette in dem kleinen Vorgarten, direkt vor dem Tor. Er hatte die Hände weit von sich gestreckt, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er da gerade zu seiner Verteidigung vorbrachte.
    Clio wirbelte herum, als sie meine ärgerlichen Schritte über den Fußboden vibrieren hörte. Wir starrten einander an, sogen den wütenden Ausdruck der jeweils anderen in uns auf. Schmerz durchfuhr mein Herz, als ich sie mir zusammen mit Luc vorstellte.
    »W erd ihn los!«, knurrte Clio. »B evor ich ihn mit Steakmessern bewerfe.«
    Ich nickte grimmig und lief an ihr vorbei zu der geöffneten Tür. Clio verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich hinter mich. Ich wusste nicht, ob sie mich unterstützen oder eher verhindern wollte, dass er und ich am Ende doch noch zusammenkämen.
    »W as willst du?«, fragte ich, als ich nah genug bei ihm war. Meine Stimme bebte vor Wut, ich konnte kaum sprechen. Selbst in meinen eigenen Ohren klang ich wie eine in die Ecke gedrängte Katze, deren Kehle sich ein tiefes Knurren entrang, bevor sie zum Angriff überging.
    »T hais.« Luc atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar. Er runzelte die Stirn und mahlte mit den Kiefern. Die Emotionen hatten seine Augen verdunkelt.
    »C lio hat dir gesagt, dass du gehen sollst«, stieß ich hervor. »A lso, geh.« Ich gebot mir selbst, auf keinen Fall verwundbar, verletzt oder unglücklich auszusehen. Obwohl ich das alles natürlich war.
    Lucs Blick streifte Clio, dann trat er einen Schritt nach vorne. Seine Augen ruhten auf meinem Gesicht. »T hais«, sagte er leise. »I ch wollte dir oder Clio nie wehtun. Ich hab nicht gewollt, dass das passiert.«
    »W ie hätte es denn bitte nicht passieren sollen?«, rief ich aus. »W as hast du dir nur dabei gedacht, du Bastard!«
    »K eine von euch hat je erwähnt, dass sie eine Schwester hat«, sagte er. »I ch wusste nicht mal, ob ihr euch überhaupt kennt.«
    »J a UND ?!«, explodierte ich. »A ber Tatsache ist, du wusstest, dass wir Schwestern sind! Und nicht nur Schwestern, sondern Zwillinge! Du wusstest ganz genau, was du tust! Du hast gelogen wie gedruckt und uns benutzt. Du hast dir sogar zwei verschiedene Namen gegeben! Ich weiß nicht mal, wie du wirklich heißt! Was hast du denn geglaubt, wie lange du damit durchkommst?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »I ch weiß ja, welche Lügen du mir aufgetischt hast«, sagte ich ein wenig leiser. »U nd ich will mir gar nicht erst vorstellen, was du mit Clio gemacht hast.«
    »W ahrscheinlich hat er auf einen Dreier gehofft«, sagte Clio hinter mir, und ich zuckte zusammen.
    »N atürlich nicht!«, rief Luc ärgerlich und bekam sich nur mit großer Anstrengung wieder in den Griff. Er wandte den Blick von mir ab und es tat mir in der Seele weh, das Profil zu sehen, das meine Finger, meine Lippen ertastet hatten. Ich war jenseits von untröstlich und wusste nicht, wie ich den Schmerz aushalten sollte.
    »E s tut mir leid, Thais«, sagte er. »E s tut mir sehr leid, dass ich dir wehgetan habe, dass ich Clio wehgetan habe. Das habe ich nie gewollt. Es ging alles so schnell. Und ich habe nicht erwartet, dass wir alle die Dinge so… ernst nehmen würden.«
    Ich starrte ihn an.
    »A ber das haben wir. Auf meine Weise habe ich euch beide sehr ernst genommen«, fuhr er mit angestrengter Stimme fort. »T hais– ich heiße wirklich Luc. Luc-André Martin. Ich lebe wirklich da, wo ich dir gesagt habe. Und ich bin tatsächlich erst seit ein paar Monaten in New Orleans.« Er senkte die Stimme, damit nur ich ihn hören konnte. Seine dunkelblauen Augen blickten mich eindringlich an. »A lles, was ich über meine Gefühle zu dir

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