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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Heilerin. Sie wohnt ganz in der Nähe. Das war unser Glück. Sie ist erst heute früh gegangen.«
    Ich sank in einen Stuhl und zitterte beim Gedanken an die Wespen. »D as war furchtbar«, sagte ich und Clio nickte.
    »J a, das war es. Und jetzt wiederhol noch mal, was du letzte Nacht gesagt hast. Warum glaubst du, dass New Orleans lebensgefährlich ist?«, fragte Clio ruhig und offensichtlich nicht bereit, lockerzulassen. An diesem Morgen wirkte sie gar nicht wie sie selbst, sondern irgendwie älter und weniger gleichgültig. Na ja, eine Nahtoderfahrung kann so was schon mal bewirken.
    »I ch hatte einen Albtraum«, begann ich. Ich hasste es noch immer, daran zu denken. »E inen unglaublich realistischen Traum, in dem ich mich in einem Sumpfgebiet befand. Eine riesige Schlange ist aufgetaucht, hat sich um mich gewunden und mich beinahe erstickt. Ich dachte, ich muss sterben, konnte nicht atmen. Ich habe geschrien und dann ist Axelle hereingekommen– obwohl meine Tür abgeschlossen war– und hat mich aufgeweckt. Mein Laken hatte sich zu einem dicken Seil verdreht und um meinen Hals geschlungen, fest genug, um mich zu strangulieren. Noch Tage danach hatte ich Blutergüsse.« Ich zitterte. Clio hörte aufmerksam zu und schien jedes meiner Worte in sich aufzunehmen.
    »U nd dann saß ich an meinem zweiten Schultag in der Tram, um in die Ecole Bernardin zu fahren. Irgendein Jugendlicher ist über den Bordstein gerast und hat einen Laternenpfosten gerammt. Der ist daraufhin umgekippt und durch das geschlossene Fenster in die Straßenbahn gekracht– genau an die Stelle, an der ich eine Sekunde vorher noch gesessen hatte. Wäre ich nicht aufgestanden, hätte er mich aller Wahrscheinlichkeit nach getötet. Und jetzt die Wespen. Ich meine– gütiger Himmel.«
    Clio nickte nachdenklich.
    »W arum?«, fragte ich.
    »V or ein paar Nächten hat mich jemand überfallen und mit einem Messer bedroht«, sagte sie statt einer Antwort. »E r hat gar nicht wirklich versucht, mich, Della, Eu oder Racey auszurauben. Das Einzige, was er wirklich wollte, war, mich anzugreifen. Vor allem mich. Und dann die Wespen gestern. Und dein Traum und die Straßenbahn. Ich meine, jetzt ist alles ziemlich klar, oder? Irgendjemand versucht, uns umzubringen. Irgendjemand aus Nans alter famille hat unser Geheimnis herausgefunden und will uns töten, weil wir Zwillinge sind.«
    Mein Magen tat einen Satz. »D u hast recht«, sagte ich schockiert. »D as muss es sein. Aber wer? Wenn Axelle mich hätte umbringen wollen, hätte sie es schon vor langer Zeit tun können. Und sie ist diejenige, die mich aus meinem Traum gerettet hat. Das Gleiche gilt für Jules und Daedalus– Axelle ist ja nicht immer da. Sie hätten sehr viel leichter an mich rankommen können, wenn sie es gewollt hätten.«
    »U nd Nan ist es ganz bestimmt auch nicht«, sagte Clio trocken.
    »W en gibt es denn noch?«, fragte ich und zermarterte mir das Hirn.
    Clio zuckte die Schultern. »E s könnte jeder aus der famille sein. Und das wären dann… lass mal überlegen… vor dreihundert Jahren gab es fünfzehn Clans, die alle Nachfahren gezeugt haben. Somit kommen mehr als tausend Leute infrage.«
    »N a super«, sagte ich und wäre am liebsten geflohen, um mich in den nächsten Flieger nach Welsford zu setzen. Aber wenn sie mich hier aufgespürt hatten, würde es dort vermutlich nicht sehr viel sicherer sein.
    »U nd jetzt können wir Nan nicht fragen, weil sie nicht da ist«, sagte Clio. »I ch wünschte, ich hätte ihr erzählt, dass ich überfallen wurde.«
    »I ch weiß, bei wem wir das nachholen können«, erwiderte ich. »B ei Axelle.«

    Wir fanden Axelle in der Küche, wo sie im Stehen diekalten Reste aus einem chinesischen Take-away-Karton aß.
    »S eid ihr jetzt wieder okay?«, fragte sie und sah mich forschend an.
    »J a«, sagte ich. »A ber es war nicht schön, das kannst du mir glauben. Das hier ist übrigens Clio.«
    Clio sah sich in der Wohnung um. Die Atmosphäre war ziemlich anders als in ihrem heimeligen, gemütlichen Zuhause, das sie mit Nan teilte.
    Axelle betrachtete Clio. »I nteressant«, sagte sie, und mir wurde mit einem Mal klar, dass sie und Clio sich im Wesen ziemlich ähnlich waren. Sie hatten beide etwas Angeberisches an sich und waren es gewohnt, zu bekommen, was sie wollten. Obwohl Axelle die ein wenig übertriebenere Version war.
    »W ir wollen Antworten«, sagte Clio kühl. Sie zog sich einen verchromten Barhocker mit Ledersitz heran und ließ sich

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