Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau
Gesetze gäbe? Ich würde für uns alle hier im Bezirk alles verbessern, und ich würde es denen, die arbeitslos sind oder nicht genug verdienen, leichter machen, aus dem Schneider herauszukommen.»
«Wie würdest du Gesetze durchbringen?» wollte Mrs. Butterfield wissen.
Mrs. Harris blieb einen Augenblick stumm, denn jetzt, da man ihr die Frage zum erstenmal direkt stellte, hatte sie keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte.
«Ich weiß nicht», stotterte sie schließlich. «Ich nehme an, man hält zuerst eine Rede, in der man sagt, was getan werden muß. Aber ich werde bald dahinterkommen. Es kann nicht so schwer sein, sonst würden viele Tölpel, deren Bilder ich in den Zeitungen gesehen habe, wie der Ehrenwerte Ronald Puckle, nicht dort sein.»
Und da brach etwas, das Mrs. Butterfield zusätzlich zu ihrer dunklen Vorahnung sehr bekümmerte, in lautem Wehklagen aus ihr heraus.
«Ach, Ada, du wirst dort unter all den feinen Pinkeln so groß und mächtig werden, daß ich die beste Freundin, die ich je gehabt habe, verlieren werde!»
«Was? Mich als Freundin verlieren, Vi? Nie und nimmer! Mag kommen, was will! Du weißt das auch ganz genau.» Und da fielen die beiden Frauen einander in die Arme und weinten sich allen Kummer vom Herzen, was sie nach all der Aufregung der letzten Woche nur allzu nötig hatten.
Charlie Smyce bedauerte Henry Chatsworth-Taylor, der nicht mehr Kandidat der Mittelpartei für East Battersea war, in «The Kings Gentlemen», dem Lokal in der Nähe des Hauptquartiers der Partei, in das sich die Mitglieder oft zurückzogen. Die Ereignisse der letzten Woche waren ihm sehr an die Nieren gegangen, und er war in schlechter Stimmung und mißmutiger denn je. Mehrere Whiskys und mehrere Glas Bier hatten ihn außerdem noch streitlustig gemacht.
«Wir werden nicht einen Finger für sie rühren», sagte er. «Nicht mal einen Finger. Sir Wilmot, der uns damit lächerlich gemacht hat, daß er seine Putzfrau fürs Parlament kandidieren läßt, soll sich noch wundern. Er muß nicht ganz bei sich sein. Nun, es ist Zeit, daß er eine Lektion bekommt. Nicht einen Finger!»
Chatsworth-Taylor, der ebenfalls von den Drinks, die er aus Mitleid mit Smyce hinuntergekippt hatte, leicht benebelt war, sagte zweifelnd: «Sollten wir ihr nicht helfen, um der Partei willen? Sir Wilmot hat einmal gesagt, in der Politik stehe die Treue zur Partei über der zur Familie, zum Vaterland und zu Gott.»
«Treue», echote Smyce bitter. «Wer ist wem treu? Nach allem, was ich für ihn in diesem Bezirk getan habe, und was hat er für Sie getan? Ihnen Ihre Karriere verdorben, das hat er getan. Ich hätte Sie an die Spitze gebracht! Sie um einer alten Vogelscheuche willen, der er einen Floh ins Ohr gesetzt hat, abzuschieben!»
Das Seltsame war, daß Smyce das wirklich glaubte. Er, das Arbeitspferd für die politische Schinderei, dessen Aufgabe es war, den Wahlfeldzug für den Kandidaten des Bezirks zu planen und zu führen, Versammlungen zu veranstalten, Handzettel zu verteilen und Wähler zu mobilisieren, hatte Chatsworth-Taylor, obwohl das ein Unding war, als potentiellen Premierminister aufgebaut.
Chatsworth-Taylor war ein alles andere als intelligent aussehender junger Mann, der voller Theorien steckte, die er auf der Universität erworben hatte, eine sportliche Erscheinung, die auf einen Tennisplatz paßte. An seinen Rockschößen hängend, sah Smyce sich schon in die höheren Regionen der Macht, die von Wilmot Corrison besetzt waren, hinaufgetragen. Und jetzt war sein Mann, ohne daß er sich auch nur einmal mit ihm besprochen oder gefragt hatte: «Was halten Sie davon, Smyce?», von Wilmot abserviert worden.
«Ich weiß, was Sir Wilmot vorhat», sagte Smyce, was nicht überraschend war, da Aldershot es ihm gesagt hatte. «Der Labourparty Stimmen abzujagen und die Torys gewinnen zu lassen. Ich werde ihm aber die Suppe versalzen. Ich werde dafür sorgen, daß er seine Einlage verliert. Darauf können Sie sich verlassen.»
Chatsworth-Taylor machte noch immer ein zweifelndes Gesicht. «Aber wird Sie das nicht in Schwierigkeiten bringen? Sir Wilmot weiß bestimmt, was er tut.»
Smyce setzte eine gar nicht zu ihm passende schlaue Miene auf. «Er wird es nie herausbekommen. Denn das würde ich doch nicht wagen, es würde mich ja Kopf und Kragen kosten. Es gibt mehr Möglichkeiten, einen Kandidaten zu killen, als Sie glauben.»
«Aber wenn er denkt, den Sitz gewinnen zu können...»
Smyce schlug auf den Tisch, so
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