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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Soll ich vorbeikommen? Ja, ich komme. Wo bist du? Bist du in der Wohnung?«
    »Du bleibst, wo du bist. Ich will dich hier nicht sehen.« Sie sprang auf. Ihr Puls raste. Noch vor wenigen Stunden hatte sie das Gefühl gehabt, nur Leuchtenberg könne ihr noch helfen. Mühsam drehte sie ihr Gesicht zur Seite. Die Kellnerin sollte sie so nicht sehen.
    »Entschuldige, wenn ich dir das jetzt so sage, aber du machst einen völlig fertigen Eindruck auf mich, Carina. Was ist passiert? Du musst es mir sagen, sonst kann ich dir nicht helfen.«
    Ich weiß nicht mehr, ob ich mir von dir helfen lassen will, dachte sie. Sie musste nachdenken. Sie musste Zeit gewinnen. Sie hatte das Gefühl, auf dieser Terrasse wie ein Reh im Büchsenlicht zu stehen.
    Sie zwang sich, ruhiger zu atmen und setzte sich wieder. Es sollte wie ein normales Gespräch über Geschäfte klingen. »Ich treffe mich mit einem Makler. Ich werde ihm die Vollmacht geben, alle meine Immobilien zu verkaufen.«
    »Carina, das ist doch nur die halbe Wahrheit. Ich merke doch, dass du vor irgendetwas oder vor irgendjemandem Angst hast. Vertrau mir, Carina, Schatz.«
    »Sieh zu, dass du die restlichen Unterlagen bereithältst, wenn der Makler sich meldet. Wie gesagt, er hat dann alle Vollmachten. Und nenn mich nicht Schatz.«
    »Das klingt ganz so, als wolltest du – untertauchen?«
    »Frag nicht, tu, was ich dir sage.«
    »Du bist doch auf der Flucht! Vor wem?«
    Sie sah sich um. Inzwischen hatte man die Terrassenbeleuchtung eingeschaltet. Das Licht blendete sie, sodass sie nicht mehr viel weiter als bis zur Hoteleinfahrt sehen konnte. Was in der Dunkelheit dahinter passierte, blieb ihr verborgen. Jeder konnte dort stehen und auf sie anlegen: Bongarts, Leuchtenberg, wer auch immer. Trotzdem war sie wie gelähmt.
    »Hast du mir Bongarts geschickt?«
    »Bongarts? Warum Bongarts?«
    »Du kennst ihn also. Hast du ihn geschickt?« Sie sprach eindringlich und etwas zu laut in ihr Mobiltelefon. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass die Kellnerin erneut aufmerksam geworden war. Auch das noch. Während sie das Telefon weiter an ihr Ohr hielt, winkte sie sie herbei und bestellte mit einer Handbewegung noch einen Wein. Die junge Frau entfernte sich mit einer knappen Verbeugung.
    »Carina, ich weiß nicht, was dir passiert ist. Aber ich habe Bongarts nirgends hingeschickt. Ich habe nichts mit ihm zu tun. Ja, ich kenne ich. Das heißt, ich weiß, dass Wackerzapp ihn kannte. Aber ich habe nie direkt mit ihm zu tun gehabt. Dazu bestand auch überhaupt kein Anlass. Was ist passiert, Carina?«
    Sie schwieg zunächst und brach schließlich in Tränen aus. Mit stockender Stimme berichtete sie ihm von ihrer Begegnung am De-Witt-See, dem Besuch der beiden Ermittler und ihrer überstürzten Flucht. Zwischen den einzelnen Passagen wischte sich Carina Bauer mit einem Tempo die Tränen aus dem Gesicht. Am Ende ihrer Schilderungen schluchzte sie nur noch.
    »Carina«, klang es samtweich an ihr Ohr. »Meine kleine Carina, bitte weine nicht. Alles wird gut. Ich werde dir helfen, keine Frage.«
    Sein leiser Tonfall hatte eine unerwartet beruhigende Wirkung. Sie fühlte sich mit einem Mal in ihre Kindheit zurückversetzt, damals, als ihr Leben noch unberührt von all den Lügen, dem Schmutz, den Erpressungen und diesen widerlichen Morden gewesen war.
    »Du musst mir glauben, Carina, ich habe mit alldem nichts zu tun. Ich kann mir das nur so erklären, dass Wackerzapp sein Maul zu weit aufgerissen hat. Wer weiß, was er Bongarts alles erzählt hat. Auf alle Fälle so viel, dass der meint, sich jetzt ein Stück vom Kuchen holen zu können.«
    Bauer schnäuzte sich und nahm dankend das Glas Wein entgegen.
    »Ich werde sehen, was als Erstes zu tun ist. Ich fürchte nur, mein Liebes, dass du in Düsseldorf hättest bleiben sollen. Die Polizei wird deine unerwartete Abreise möglicherweise falsch deuten, sollte man dich noch einmal aufsuchen wollen. Und ich fürchte, das wird man tun. Vor diesem Hintergrund wäre es auch nicht klug, die Wohnungen jetzt auf den Markt zu werfen. Zumal es Wochen dauern würde, bis die Verträge unter Dach und Fach sind. Carina, wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Wir müssen in Ruhe überlegen, was zu tun ist.«
    Vielleicht hat er ja recht, dachte sie, vorausgesetzt, er war nicht der Drahtzieher der ganzen Sache. Aber was halfen diese Gedanken jetzt? Sie hatte keine Wahl, agieren konnte sie jetzt nicht. Nur reagieren. Sie musste auf ihre Chance warten, Licht in die

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