Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
entscheiden. Lisa behauptete, dass er gar keine Entscheidung treffen wolle. Dass sie damit, zumindest teilweise, recht hatte, das hatte er nicht zugegeben.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Jakisch sah Frank zweifelnd an.
»Was? Ja, es geht um ein Haus.« Frank nickte irritiert.
»Ein Haus? Frank, es geht um viel, viel mehr als nur um ein Haus.«
Wie recht Jakisch doch hatte, ohne es zu ahnen, dachte Frank. »Natürlich. Entschuldigung. Ich war nicht ganz bei der Sache. Bitte mach weiter.«
»Ich glaube, ich fange noch einmal von vorne an.« Carsten Jakisch zog einen schmalen Ordner zu sich. »Es geht doch in allen Fällen irgendwie um Immobilien. Um Ankauf, Verkauf, Vermittlung, um Spekulation, um Wettbewerb, Konkurrenz, um viel Geld. Das waren jede Mengen Akten, durch die ich mich gewühlt habe. Na ja, mithilfe von Heini.«
»Bitte, nicht bei Adam und Eva anfangen.« Frank lächelte müde. Jakisch konnte manchmal ganz schön anstrengend sein.
»Auch das Paradies ist eine Immobilie. Eine göttliche, gewissermaßen.«
»Jakisch, bitte. Unter ›Paradies‹ laufen meist Puffs oder zwielichtige Bars.«
Jakisch räusperte sich theatralisch. »Wie auch immer. Ich habe mir gedacht, wo Geschäfte gemacht werden, laufen auch krumme Geschäfte. Und deshalb habe ich dann gestern mit den Wuppertalern telefoniert. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft wusste nix von Leuchtenberg oder Bauer. Aus deren Sicht sind die beiden sauber. Genauso wie Büschgens. Und dann«, Jakisch schlug die Hände zusammen, »zack, geht eben das Telefon, und schon sieht die Welt ganz anders aus.« Jakisch grinste breit.
»Wie das Leben so spielt.«
»Am Vormittag ist bei der Wuppertaler Staatsanwaltschaft ein anonymes Schreiben eingegangen. Besser gesagt, eine umfangreiche Akte. Eine detaillierte Zusammenstellung illegaler Geschäfte, Namen, Daten, Kontonummern, Gesprächs- und Sitzungsprotokolle. Ganz großes Kino. Das Ganze sieht nach einer riesengroßen Schweinerei aus, die da auf eurer Landesebene gespielt wird und wurde. Und mittendrin Leuchtenberg und Bauer. Und einige prominente Namen von Unternehmern, Politikern und Landesbediensteten, bis hinauf in höchste Regierungsämter.«
»Anonym, sagst du?«
»Okay, die Kollegen stehen erst am Anfang. Aber wenn die Ermittlungen erfolgreich sind, wird es ein Erdbeben geben, sagen die Kollegen. Einen Riesenknall.«
»Anonyme Schreiben haben den Nachteil, dass der Absender nicht bekannt ist.«
»Das, was die Kollegen nun in Händen halten, muss von jemandem kommen, der an exponierter Stelle in der Landesregierung, in einer der Baubehörden oder so was Ähnlichem sitzt.«
»Kennt man schon den Grund, warum es abgeschickt wurde?«
Jakisch nickte. »Dieser Jemand wollte sein Gewissen erleichtern. Er hat einige ›Ausrutscher‹ im Privaten gebeichtet, für die er erpresst wurde. Er wollte reinen Tisch machen. Vor allem mit seiner Frau. Er hat es nicht länger ausgehalten, diesen Erpressungsversuchen ausgesetzt zu sein. Er hat sogar die Fotos dazugelegt, die ihn zur ›Kooperation‹ bewegen sollten.«
»Und?«
»Die üblichen Fotos von Sexpartys in verschiedener Besetzung, meist mit jungen Frauen und nicht ganz so appetitlichen Praktiken. Sagen die Kollegen. Ich habe um ein paar Kopien gebeten.«
»Jakisch!«
»Quatsch. Aber vielleicht erkennen wir Einzelheiten, die uns etwas über den Ort der Aufnahmen verraten. Die Kollegen haben aber schon gesagt, dass das dauern kann. Sie wollen die Dokumente erst selbst auswerten.«
»Wie auch immer. Wir werden sehen. Auf den ersten Blick klingt das Ganze, als habe da jemand die Angst vor seiner Frau verloren, was?«
»Oder Pflichtgefühl hat über Angst gesiegt. Oder derjenige hat sich einfach nur befreien wollen. Die Moral hat jedenfalls gesiegt.«
»Jetzt wirst du aber pathetisch. Was steht denn nun genau in diesem anonymen Schriftsatz?«
»Das klingt geradezu unglaublich simpel. Hier zum Beispiel –« Jakisch fuhr mit dem Finger über die Zeilen. »Die Kollegen haben mir auf die Schnelle was zusammengestellt. Sie sprechen in mehreren Fällen von unternehmerischen Pflichtverstößen. Wenn ich das richtig verstehe, geht es darum, dass bei einigen Immobilienprojekten Häuser verkauft und nach der Renovierung zurückgemietet wurden. Dabei sollen der Verkaufspreis deutlich zu niedrig und die vereinbarte Miete viel zu hoch angesetzt worden sein. Angehörige von Behörden und Firmen sollen gemeinsam zu besonderen Partys geflogen worden sein, auf denen
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