Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
haben sollen. Du machst Fehler, Carina. Zu viele Fehler. Ich dachte, dass die ›Argumente‹ ausreichen würden, so hat es Ferdinand jedenfalls verkündet.«
Carina Bauer setzte sich vorsichtig auf die Kante des Sessels. »Ich warte stündlich auf den Anruf. Mach dir keine Sorgen. Unser Mann wird die Entscheidung so treffen, wie wir es von ihm verlangt haben. Seine Angst ist zu groß, in der Öffentlichkeit als Kinderficker dazustehen. Das Material ist gut genug, um ihn fertigzumachen. Er hat keine Chance, aus der Nummer rauszukommen. Er wird verhindern wollen, dass wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Er war ja schon eingeknickt, als wir ihm die hübschen Fotos mit den Mädchen gezeigt haben.«
»Rottach ist ja immer eine Reise wert.« Ein sentimentales Lächeln huschte über Anellis Gesicht. Aber nahezu gleichzeitig froren seine Gesichtszüge wieder ein.
»Du wirst sehen. Alles wird klappen.« Diese Zuversicht passte nicht zu ihrem ängstlichen Gesicht.
Anelli trat nahe an sie heran. »Ich kann deine Angst riechen, Carina. Du hast große Angst, denn du weißt, was passiert, wenn dein Vögelchen nicht zurück in unseren Käfig hüpft.«
»Silvio, bitte.«
»Was? Was willst du, mein Schatz?« Anelli breitete die Arme aus und strahlte sie an. »Was?«
»Gib mir ein bisschen Zeit. Ein paar Tage noch.«
»Wir haben eine geschäftliche Abmachung. Und ich bin es gewohnt, dass man seine Abmachungen einhält. Du hast versprochen, dass wir den Auftrag bekommen. Schau, wir haben Auslagen gehabt. Große Auslagen. Und wir sind kein Wohlfahrtsverein. Wir wollen unseren Einsatz zurück. Und zwar gleich. Wir sind Geschäftsleute, die sich auf ihre Partner verlassen. Und unsere Partner können sich auf uns verlassen. In jeder Hinsicht. Das weißt du, Carina. Also, enttäusch mich nicht. Ich möchte nicht Dinge tun müssen, die unschön wären. Für uns beide.«
Anelli lächelte sie an. Aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht.
»Ich weiß, dass du das anders siehst, aber hier bei uns ist in der Politik manches nicht so einfach. Es herrschen andere Gesetze als in Italien. Politiker, Regierungsbeamte, Lobbyisten bewegen sich in einem sensiblen Bereich, in dem jede falsche Bewegung, jedes falsche Wort fatale Folgen haben kann. Unser Mann muss daher sehr vorsichtig sein.« Sie musste Zeit gewinnen. »Wollen wir nicht zusammen zu Abend essen?«
Anelli schien unbeeindruckt von ihrem Vorschlag. »Politiker? Pah, dass ich nicht lache. Ein Typ wie ich, der benutzt die Politik und wirft sie weg.«
Carina Bauer machte eine bittende Handbewegung. »Sicher ist das Ganze lukrativ. Aber es ist eben auch kompliziert.«
»Bist du dumm? Was ist daran kompliziert?« Anelli nahm seine Hand zu Hilfe und zählte an den Fingern ab. »Muss ich dir das noch einmal erklären? Wir brauchen nur die Höhe des Kaufangebotes, dann können wir mit dem Kaufinteressenten Kontakt aufnehmen. Wir verlangen unsere übliche Summe, andernfalls werden wir ein höheres Angebot für das Objekt vorlegen. Was ist daran so kompliziert? Er hat keine Wahl, so oder so nicht. Du wirst alt, bella Carina. Die andere Sache hat doch auch geklappt. Wir haben das Grundstück im Hafen.«
Carina nickte. »Ich weiß ja auch nicht, warum er noch zögert. Er muss uns nur noch die Summe nennen. Ich verspreche dir, Silvio, ich kümmere mich um ihn.«
Silvio Anelli beugte sich zu ihr herunter. Ihre Gesichter berührten sich fast. »Es gibt keinen Aufschub mehr. Deine Zeit ist abgelaufen.«
Sie hielt den Atem an.
Sein Gesicht schnellte zurück, und er lachte laut auf, als hätte er einen umwerfenden Scherz gemacht. »Einen Tag. Weil du es bist. Und wegen der alten Zeiten. Weißt du noch? Die Woche in Rottach damals? Mamma mia, bella donna!«
Carina Bauer saß in ihrem Sessel und zitterte. Kalte Angst hatte sich um sie geschnürt wie eine zweite Haut, die ihr die Luft zum Atmen nahm.
»Bongarts bedroht mich.«
Anellis Lachen erstarb augenblicklich. »Bongarts? Was ist mit Bongarts? Bongarts ist ein cretino. Ein Idiot.«
»Er will das, was du willst.« Carina Bauer nahm ihre Arme vor den Körper, aus Angst, Anelli könnte seine Wut an ihr auslassen. Der Sessel bot ihr keinen Schutz.
»Vergiss Bongarts.«
»Das kann ich nicht.« Sie erzählte ihm mit wenigen Worten von Bongarts’ Drohungen.
Er beugte sich wieder zu ihr hinunter. »Vergiss Bongarts. Er ist ein Idiot. Lass uns ein bisschen über die alten Zeiten plaudern. Was meinst du, mein kleiner Schatz?« Er
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