Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
besondere Damen, an den Handgelenken mit speziellen Bändchen nach besonderen Farben sortiert, für besondere Dienste zur Verfügung gestanden haben sollen. In den Dokumenten ist von Sexpartys in verschiedenen Villen die Rede. Als Beweis sind sogar abgehörte Gespräche zwischen Frauen beigefügt, die dabei waren. Du solltest dir die Liste mal ansehen. Alles akribisch dokumentiert. Hier. Dutzende Abhörprotokolle. Das müssen schon ganz spezielle Herrenabende gewesen sein.«
Frank nickte. »Und diese Unterlagen sollten den anonymen Mittäter weich klopfen. Weiter?«
»Es sind sogar Sonderkonten aufgeführt, auf denen sich Geld befand, um diese Frauen zu bezahlen. Einige sollen sogar mit kleinen Wohnungen für ihre Dienste entlohnt worden sein.«
Frank nickte. »Unser anonymer Informant muss dann wohl auch selbst noch sehr genau recherchiert haben. Vor allem muss er die Möglichkeiten dazu gehabt haben. Jemand, der weit oben in diesem Netzwerk aus Firmen und Behörden steckt.«
»Vielleicht hat er zunächst versucht, Material gegen seine Erpresser zu sammeln, um sie damit abwehren oder sich freikaufen zu können. Das ist wie bei einem Zimmerbrand. Zuerst glaubt man, dass man das alleine in den Griff bekommt, und dann brennt die Bude doch lichterloh.«
»Da wundere ich mich, dass er nicht längst tot ist. Klingt nämlich alles sehr nach organisierter Kriminalität. Russen oder Italiener.«
Jakisch nickte eifrig, als er fortfuhr. »In den Firmen und Baubehörden soll jede Menge Schmiergeld geflossen und über die Jahre Geld veruntreut worden sein.«
»Gibt’s auch schon was Konkretes?«
»Angeblich zum Beispiel Ungereimtheiten beim Neubau des Landesarchivs, bei der Erweiterung eines Polizeipräsidiums, bei der Umsiedlung einer kompletten Hochschule. Und beim Ankauf eines Bürohauses für irgendeine Behörde.«
»Landesarchiv?«
Jakisch blätterte in den Unterlagen. »Hm. Hier, genau. Da ist irgendwann eine Art Zwischenhändler oder -käufer auf den Plan getreten, der das vom Land ausgeguckte Grundstück angekauft und dann für viel Geld an das Land weiterverkauft haben soll. Dadurch ist dem Steuerzahler, wenn es denn so ist, ein Schaden von fast 30 Millionen Euro entstanden.«
»Ein Zwischenhändler?«
»Ein Insider muss, noch ehe das öffentlich wurde, verraten haben, dass das Land beabsichtigt, das Grundstück im Duisburger Hafen zu kaufen. Für schlappe zwei Millionen. Kurz vor dem Notartermin taucht dann der neue Käufer auf, zahlt 3,8 Millionen Euro. Und von ihm kauft das Land dann das Grundstück für 30 Millionen.«
»Unglaublich.«
»Möchtest du noch mehr hören?«
Frank nickte. »Wenn’s interessant ist.«
»Firmen sollen nach Ende von Ausschreibungspflichten noch die Chance bekommen haben, ihr Angebot nachzubessern. Jemand muss ihnen also die Angebote der Mitbewerber verraten haben.«
Frank hob die Hand. »Das genügt mir erst mal. Der Landesrechnungshof wird seine Freude haben. Welche Rolle spielen nun Leuchtenberg und Bauer in der ganzen Sache?«
»Carina Bauer soll die Frauen besorgt haben. Sie soll als Kupplerin aufgetreten sein.«
»Die Sexpartys könnten in Rottach gelaufen sein.«
»Genau. Deshalb wollte ich möglichst schnell die Fotos haben.«
»Und Leuchtenberg? Wie passt der ins Bild?«
»Der soll für die wasserdichte Abwicklung der Deals gesorgt haben. Die Verträge sollen in seiner Kanzlei ausgehandelt worden sein. Er soll auch die Konten verwaltet haben, über die die, ähm, Dienstleisterinnen bezahlt wurden.«
»Damit haben wir ihn also endlich am Haken. Dein Kollege Mayr muss Bauer festnehmen.«
»Der Informant hat die Flucht nach vorn angetreten, weil ihm gefälschtes Beweismaterial untergeschoben werden sollte. Kinderpornos.«
XXXII.
Es klopfte an ihrer Zimmertür.
Carina Bauer schreckte hoch. Sie hatte sich auf ihr Bett gelegt und war eingeschlafen. Es hatte genau in dem Augenblick geklopft, als sich in ihrem Traum Bongarts über sie beugte. Sie stützte sich auf ihren Armen auf und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sie schwitzte. Carina Bauer sah sich um. Sie war in ihrem Zimmer. Gott sei Dank. Bongarts war nur ein böser Traum. Trotzdem meinte sie, seinen Atem in ihrem Zimmer zu riechen.
Es klopfte erneut, diesmal etwas energischer.
Carina Bauer spürte Angst in sich aufsteigen. Wenn Bongarts nun vor ihrer Tür stand? Nein, der würde nicht klopfen. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Sie brauchte einen klaren Kopf,
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