Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Spruch gut.
»Was grinst du so?«
»De Höhner. Kennt ihr im Allgäu sicher nicht. Karneval.«
Der Groschen fiel bei Jakisch pfennigweise. »Habt’s ihr eine Ahnung. Moosbach zum Beispiel ist zu Karneval der Gürzenich des Allgäus. Und der Moosbacher Faschingsverein die Prinzengarde.« Er sah in verdutzte Gesichter und grinste nun seinerseits. »Da sagt’s nix mehr, gell?!«
»Nimm die Fotos und versuch, die Dame zu erwischen. Sie wird wohl daheim im Sessel sitzen.« Frank deutete auf die Mappe mit den Fotos.
»Allat.« Carsten Jakisch legte seine Hand zum närrischen Gruß an eine imaginäre Narrenkappe.
»Der ist wirklich nicht ganz dicht.« Frank sah seinem Kemptener Kollegen kopfschüttelnd hinterher.
Zwei Stunden, drei Tassen Kaffee, vier Kekse und ein Fotoalbum mit Bildern aus Missen später war Carsten Jakisch zurück im Präsidium.
»Und?« Frank sah von seinem PC auf.
»Strike.« Jakisch machte die Becker-Säge.
»Heißt?« Pumuckl hätte den Besuch bei der alten Dame gerne noch verlängern können, dachte Frank.
»Sie hat Marie Schneiders erkannt.«
»Marie Schneiders?«
»Sag ich doch.« Jakisch setzte sich und drehte sich mit dem Drehstuhl selbstgefällig hin und her. »Die Freundin von Ernst Büschgens.«
»Kein Zweifel?«
»Nun, ich würde mal sagen: ausgeschlossen.«
»Marie Schneiders hat Samantha Kurzius gekannt?«
Dieser Frank schien auch nicht immer der Hellste zu sein, dachte Carsten Jakisch. »Zumindest hat sie von ihrer Existenz gewusst.« Er referierte noch einmal, was er von Robert Mayr über die Begegnung mit Büschgens’ Freundin erfahren hatte.
»Das wissen wir, Jakisch.« Ecki blätterte in seinen Unterlagen. »Hier.« Er hielt Mayrs Bericht in die Höhe.
»Ich würde erstens gerne wissen, worum es bei dem Streit ging. Und zweitens, ob diese Begegnung mit Kurzius nicht auch bedeuten kann, dass Schneiders mehr weiß und verheimlicht, als wir bisher angenommen haben.« Jakisch drehte sich immer noch leicht mit seinem Stuhl hin und her.
»Du meinst?«
Jakisch nickte. »Genau. Dass Marie Schneiders möglicherweise Kurzius umgebracht hat. Sie kennt ja zumindest Moosbach.«
»Gut.« Frank hatte eine Entscheidung getroffen. »Dann kümmert ihr euch um Marie Schneiders. Und ich werde mich mal auf den Heimweg machen.« Er sah auf die Uhr seines PC s. »Ich habe heute Sonderprobe. Wir spielen am Wochenende im La Isolana, in Wickrathberg.«
Carsten Jakisch hob erstaunt die Augenbrauen und sah Ecki an, der das Gesicht verzog.
»Nix, was du dir merken müsstest. Du weißt ja, ist nur Blues. Immer dasselbe: Die Frau ist weg, das Haus ist weg, und der Hund ist auch weg.«
»Oh. Du hast einen Hund?« Jakisch sah Frank ernst und besorgt an. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen.
»Allgäuer Arschloch.«
»Das hättest du besser nicht gesagt. Ich wäre sonst zu eurem Konzert gekommen.«
XXII.
»Was willst du?« Sie hatte Kevin über die Überwachungskamera eine Zeit lang beobachtet. Zunächst hatte sie auf sein Klingeln nicht reagiert. Sollte er doch denken, dass sie nicht zu Hause war. Weil er aber keine Anstalten machte, wieder zu verschwinden, hatte sie ihm schließlich doch noch geöffnet.
Er holte eine Flasche Champagner aus seiner Jacke hervor und schwenkte sie leicht hin und her. »Vielleicht können wir wieder Frieden schließen?«
»Ich wüsste nicht, dass wir im Krieg sind«, erwiderte sie kühl.
»Aber, aber.« Er ließ die Flasche wieder sinken.
»Ich will dich nur nicht mehr sehen.« Ihr Blick war deutlicher als ihre Worte.
Er war ihr zuwider. Sie konnte längst nicht mehr verstehen, warum sie sich damals auf ihn eingelassen hatte. Er hätte seine Rolle gespielt, auch ohne dass sie die Beine breit gemacht hätte. Sie musste sich eingestehen, dass sie seiner animalischen Aura nicht hatte widerstehen können, dieser Melange aus geistiger Schlichtheit und physischer Kraft.
Sie hatte ihn für seine Arbeit bezahlt. Und sie hatte, wenn sie ehrlich war, damals schon gewusst, dass sie auf dem Weg war, einen Fehler zu machen. Nun hatte sie endgültig das Gefühl, einen zu hohen Preis bezahlt zu haben. Er war ihr mittlerweile lästig wie eine Fliege beim Frühstück. Einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, dass sein gegeltes Haar grünlich schimmerte. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, auch seinen Spaß gehabt, nun hatte er zu verschwinden. Warum begriff er das nicht?
Er wollte nicht so einfach aufgeben. Zu viel stand auf dem Spiel. Und sie sah
Weitere Kostenlose Bücher