Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Mehrarbeit zu bestrafen?«
    »Nein, im Gegenteil – sie werden belohnt. Denn jeder Schüler wird künftig eine Art Heft mit Gutscheinen erhalten, mit denen er für die einzelnen Unterrichtseinheiten gewissermaßen bezahlt. Auf diese Weise werden gute Lehrer künftig auch gut verdienen, während schlechte Lehrer sich mangels Schülern irgendwann einen anderen Job suchen müssen.«
    Der Unterkiefer des Journalisten sank herab. »Das … ist ziemlich radikal«, brachte er mühsam heraus.
    »Ja«, sagte Simon einfach. »Es wird anfangs ungewohnt sein, aber auf lange Sicht eine Situation schaffen, in der motivierte, selbstbestimmte Schüler die besten Lehrer haben, die verfügbar sind. Wenn das erreicht ist, braucht man sich um alles Weitere keine Sorgen mehr zu machen.«
    Nachdem das Interview zu Ende war, meinte Alex voller Begeisterung: »Große Klasse. Teilen Sie ruhig aus, Herr König, dasbringt es total. Hauen Sie dicke Nägel rein. Klotzen, nicht kleckern!«
    ***
    Die Frau, die den Flur entlang auf sie zu kam, war schlank, sah gut aus und machte den Eindruck, sich verlaufen zu haben. Leo und Dirk wechselten einen Blick, dann stand Leo auf, um ihr entgegenzutreten. Dirk hatte Telefondienst, also war das hier sein Job.
    Im Näherkommen sah er, dass die Frau nicht mehr so jung war, wie sie ihren Bewegungen nach wirkte. »Guten Tag, gnädige Frau«, sagte Leo. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sie lächelte. »Dieses Schloss ist ziemlich unübersichtlich. Überall Gänge, Türen, Treppen …« Sie zupfte ihre elegante Bluse zurecht. »Ich suche Simon König. Man hat mir gesagt, dass er hier irgendwo wohnt.«
    Leo nickte. Genau aus diesem Grund standen Dirk und er hier Wache. Würden sie Simon König nicht abschirmen, die Journalisten hätten ihn rund um die Uhr mit Beschlag belegt. »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein«, lachte sie. »Nein, habe ich nicht. Aber ich bin seine Ehefrau. Ich hoffe, in dieser Eigenschaft kann ich ihn auch ohne Termin kurz sprechen.«
    Leo stockte der Atem. Die Ehefrau! Mit anderen Worten, die mögliche zukünftige Königin!
    Was jetzt? Leo wusste, dass Simon und seine Gattin seit etwa zwanzig Jahren getrennt lebten. Auch wenn das, was diese Frau sagte, stimmte und sie demzufolge juristisch die künftige Königin war, musste seine Loyalität dennoch Simon gelten.
    Er räusperte sich. »Verzeihen Sie, gnädige … ich meine, Königliche Hoheit …«
    »Was?« Sie sah ihn verdutzt an.
    »Im Prinzip ist das, was Sie sagen, sicher richtig«, fuhr Leo hastig fort, »aber ich fürchte, in diesem Fall muss ich trotzdem zuerst nachfragen.«
    Streng genommen hätte er sie sogar bitten müssen, sich auszuweisen: Woher sollte er wissen, ob sie tatsächlich diejenige war, die sie zu sein behauptete? Aber so weit wollte er nicht gehen, die möglicherweise künftige Königin von Deutschland um ihren Personalausweis zu bitten …
    Und er konnte auch nicht wissen, ob Simon dieser Besuch überhaupt gelegen kam. Mit anderen Worten, Leo musste ohnehin erst fragen.
    »Bitte nicht«, sagte die mögliche künftige Königin. »Es soll eine Überraschung sein. Er ahnt nicht, dass ich hier bin.«
    Leo verbeugte sich leicht. »Ich bin sicher, die Überraschung gelingt Ihnen trotzdem.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Ich verstehe. Sie sind sein Leibwächter!«
    »So ist es«, sagte Leo knapp. »Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen …«
    »Tun Sie Ihre Pflicht«, erwiderte sie lachend. Dann schüttelte sie den Kopf, und während Leo sich entfernte, hörte er sie sagen: »Simon …! Nie im Leben hätte ich dir so etwas zugetraut …«
    Er beeilte sich. So genau wollte er das alles nicht hören.
    Er fand Simon in der Bibliothek, in die Lektüre eines dicken Buches vertieft. Auf dem Tischchen neben ihm lag ein Block, auf dem er sich viele Notizen gemacht hatte.
    Er sah auf, als Leo hereinkam, begrüßte ihn mit einem sanften, königlichen Lächeln. »Leo. Sie sehen beunruhigt aus. Was gibt es?«
    »Königliche Hoheit, verzeihen Sie die Störung«, sagte Leo hastig. »Da ist eine Frau, die behauptet, Ihre Gattin zu sein …«
    Simon schoss geradezu aus seinem Sessel hoch. »Helene? Hier?« Er knallte das Buch auf den Block, achtete nicht auf das Lesezeichen, das davonflatterte, sondern stürmte los, dass Leo Mühe hatte, ihm zu folgen.
    Simon erreichte die Tür vor ihm, riss sie auf, sah auf den Flur hinaus. »Helene?«, rief er.
    »Hallo, Simon«, antwortete die Frau.
    Einen Herzschlag lang herrschte eine

Weitere Kostenlose Bücher