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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Lehrkraft. Und dass Helene ihn befremdet betrachtete. »Die gemeinsamen Anstrengungen, die auf die Initiative des Anführers unternommen werden, sollen der Gruppe zugutekommen. Das ist der Sinn der Sache. Es geht nicht darum, dass es dem Anführer gut geht, sondern der Gruppe insgesamt. Die anderen folgen dem Anführer, weil sie davon überzeugt sind, dass es ihnen auf diese Weise auf lange Sicht besser gehen wird, als wenn sie es nicht tun.«
    »Genau.« Leo nickte.
    »Es geht also nicht um Herrschaft . Es geht nicht darum, dass ein Mensch einen Anspruch auf etwas hat – einen Thron zum Beispiel. Es geht um das Wohl der Gemeinschaft. Die elementarste Aufgabe des Königs ist, das Volk zu beschützen. Dafür wählt man ihn, dafür gehorcht man ihm, dafür schaut man auf ihn. Das ist es, was man von ihm erwartet. Und zu Recht. Wenn einer diese Funktion nicht erfüllt, ist er kein König.«
    Die Maschine flog durch ein kleines Luftloch, wackelte ein wenig, beruhigte sich aber gleich wieder.
    »Ein bisschen viel verlangt von einem Einzelnen«, meinte Leo nachdenklich.
    Simon nickte lächelnd. »Nicht wahr?«
    ***
    Bis nach Rom zu kommen kostete Vincent drei Tage, weil diese Italiener so gut wie kein Englisch sprachen und er x-mal in den falschen Zug stieg. Er träumte jede Nacht von Zantini, der auf einer Bühne stand und mit EPROMs jonglierte, im einen Moment ganz viele davon hatte und im nächsten nur noch die leeren Hände vorzeigte … Wie hatte der Zauberer es gemacht? Was für einen Trick hatte er mit ins Grab genommen?
    Allmählich ging ihm das Geld aus. Vincent beschloss, von Rom aus zu fliegen.
    In der Mappe mit den Tickets und dem Geld, die Bruce ihm gegeben hatte, war auch eine Telefonnummer in Deutschland, die sein Vater damals telefonisch an seine Mutter durchgegeben hatte. Die rief er nun von einer Telefonzelle am Flughafen aus an. Eine Frau, die gut Englisch sprach, nahm ab, wusste Bescheid, wer er war, erkundigte sich nach seiner Flugnummer und sagte, er werde in Berlin abgeholt.
    Das geschah auch; zwei auffällig unauffällige Kleiderschränke, die nicht mehr ganz so gut Englisch sprachen, erwarteten ihn am Flughafen Tegel. Sie nannten ihn »Royal Highness« , geleiteten ihn zu einer Limousine und fuhren ihn in die Stadt. Er werde im Hotel ADLON logieren, erklärten sie ihm, genau wie sein Vater, der König, der im Lauf des Tages in Berlin einträfe.
    Und hier saß er nun, in einer Suite mit so vielen Zimmern, Winkeln und Durchgängen, dass man sich darin verlaufen konnte. Von den Fenstern aus sah er direkt auf das Brandenburger Tor, das irgendwie kleiner wirkte, als er es sich vorgestellt hatte.
    Was machte er hier eigentlich?
    »You will meet the king« , hatte es geheißen.
    Na, mal sehen.
    ***
    Alex holte sie vom Flughafen ab, mit zwei Limousinen, weil er in einer davon mit Simon allein sprechen wollte. Ansonsten hielt sich der Pomp in Grenzen: Eine Motorradstaffel fuhr ihremKonvoi voraus, was die an derlei Spektakel gewöhnten Berliner nur zu dem ein oder anderen gelangweilten Blick bewog.
    Simon bemühte sich, die Diagramme, Fotografien und Expertisen zu verstehen, die ihm Alex reichte, und zu begreifen, was es mit diesen »TWIN-Chips« angeblich auf sich hatte. Sirona hatte das herausgefunden, niemand wusste wie, aber: »Inzwischen wissen wir definitiv, dass es so nicht gelaufen sein kann«, erklärte Alex, der in seinem sprudelnden Wortschwall kaum zu bremsen war. »Als wir der Sache nachgegangen sind und uns dieses Werk in der Slowakei genauer angeschaut haben, hat sich herausgestellt, dass von diesen Chips überhaupt nur zweihundert Stück hergestellt wurden. Und raten Sie mal: Von denen liegen noch hundertvierzig im Schrank. Weil diese Technologie nämlich überhaupt nicht funktioniert.«
    Simon sah zwischen Alex’ triumphierendem Gesicht und dem Foto, das einen aufgesägten Computerchip zeigte, hin und her. »Nicht?«
    »Es funktioniert, wenn die Dinger an der frischen Luft sind«, grinste Alex. »Aber das sind sie ja nie, sondern sie stecken in Kästen aus Metall. Und dort sind sie abgeschirmt. Das Funksignal erreicht sie gar nicht!«
    »Ach so«, machte Simon. Er wusste nicht recht, ob ihn das erleichterte oder enttäuschte. Die Sache mit diesen Spezialchips hatte wie eine einleuchtende Erklärung für alles geklungen.
    »Glauben Sie mir jetzt, dass Sie wirklich gewählt sind?«, fragte Alex.
    Simon hob die Schultern. »Es muss wohl so sein.« Er reichte ihm die Unterlagen zurück. »War

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