Ein königlicher Skandal
hatte Max sie entweder mit onkelhafter Freundlichkeit oder betont kühl behandelt. Als er Rosa nun liebevoll anlächelte, meinte sie, Schmetterlinge im Bauch zu fühlen.
„Lass mich raten“, sagte er. „Die Halskette liegt in einem Safe, und die Waagen benutzt du bei der Arbeit.“
„Du kennst mich viel zu gut“, erwiderte sie lachend und stockte, als sie einen sehnsüchtigen Blick auffing. „Schon gut“, fügte sie mit bebender Stimme hinzu, „ich werde bald wieder fort sein.“
„Du bist nie fort“, widersprach er. „Aber es ist unmöglich … undenkbar.“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie begriff, was Max meinte. „Undenkbar“, wiederholte sie dann wie betäubt.
„Du bist sehr jung“, fuhr er tonlos fort. „Eines Tages wirst du einen Mann kennenlernen, der dir gefällt, der dich zum Lachen bringt und den du nicht nur begehren, sondern auch mögen wirst. Einen Mann, der genau das sein wird, was mir unmöglich ist – dein Ehemann.“
Traurig schüttelte sie den Kopf.
„Doch“, versicherte er. „Es wird so kommen.“
„Und du?“
Er zuckte die Schultern. „Ich werde wie immer meine Pflicht erfüllen.“
„Max …“
„Nein!“ Energisch wandte er sich ab und eilte zum Ausgang.
6. KAPITEL
Giovanni trat von der Küche, wo er mit der Köchin Kaffee getrunken hatte, in die Eingangshalle. Erstaunt blieb er stehen, als er Prinzessin Rosa entdeckte. Sie wirkte blass und sehr unglücklich. Ohne ihn zu bemerken, lief sie die Treppe hinauf.
Die Hand auf dem Türgriff, stand Prinz Max da und sah Rosa nachdenklich nach. Mit unbewegter Miene konzentrierte er sich sonst immer auf die vor ihm liegenden Aufgaben. Jetzt zeichneten sich seine Gefühle deutlich auf dem Gesicht ab. Giovanni fand seinen Verdacht bestätigt.
„Ach, Giovanni“, sagte der Prinz mit fester Stimme. „Sind Sie so weit?“
Giovanni hielt dem Blick des Prinzen stand, der inzwischen wieder gewohnt nüchtern und beherrscht aussah. „Der Hubschrauber ist da, und ich bin bereit.“ Er musste sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen, aber nicht hier und nicht jetzt.
Wieder zurück in ihrem Zimmer, stellte Rosa sich den Tatsachen. Für sie gab es nur einen einzigen Mann. Wenn sie Max nicht bekam, wollte sie auch keinen anderen. Eine gemeinsame Zukunft mit Max war unmöglich – undenkbar. Rosa würde somit niemals heiraten. Und sie würde nie Kinder bekommen, obwohl sie damit bis heute fest gerechnet hatte.
Wenigstens blieb ihr die Arbeit.
Doch diesmal half ihr auch die nicht. Zum ersten Mal erlebte Rosa den Tag als eine nicht enden wollende Tortur.
Am späten Nachmittag wies Rosa die Leute ein, die die Kontrolle der Weinstöcke übernehmen sollten. Sie waren jung und voll bei der Sache, hörten aufmerksam zu und stellten intelligente Fragen. Giovanni hatte recht. Rosa brauchte niemandem zu erklären, wie wichtig es war, regelmäßig genaue Berichte abzuliefern. Sie hatte es hier mit den Söhnen und Töchtern von Weinbauern zu tun. Was auf dem Spiel stand, wussten alle.
Die Siesta opferte sie einer angeregten Diskussion mit den Labortechnikern. Nachdem Rosa die Mitarbeiter auf den neuesten Stand gebracht hatte, besprachen sie die Maßnahmen zum Schutz der Weingärten.
Es war schon fast dunkel, als sie zum Castello zurückging. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie den ganzen Tag auf das Geräusch des Helikopters gewartet hatte. Bemitleidenswert. Sie schlug den Kragen der Jacke hoch und fröstelte. Wahrscheinlich würde Max die Nacht über in Porto di Castellante bleiben.
Das war auch besser so. Was er ihr an diesem Morgen gesagt hatte, tat immer noch weh. Und niemals würde sie diese Worte vergessen: Du bist nie fort …
Wie viele Frauen erfuhren wohl gleichzeitig, dass ein Mann sie begehrte und trotzdem nicht wollte?
Möglicherweise ging es vielen so. Hätte sie doch wenigstens für ihre Liebe kämpfen können, aber die Hindernisse waren unüberwindbar. Max war ihr Cousin und der zukünftige König von San Rinaldi, weil er der letzte männliche Erbe war. San Rinaldi brauchte ihn. Und was bedeutete schon ihr Glück im Vergleich zu dem Leben der vielen Menschen, deren Zukunft von Max abhing? Sie setzten all ihre Hoffnungen in ihn.
Hastig hob sie den Kopf. Sie war sicher, gerade das typische Geräusch eines herannahenden Hubschraubers gehört zu haben. Aufgeregt wollte sie die Straße zum Castello überquerten. Zu spät ertönte die Autohupe.
Schmerz jagte beim Aufprall durch ihren Körper,
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