Ein königlicher Verführer
genau das hatte er sich auch gerade gefragt. Es war überhaupt nicht seine Art, unwillige Frauen in sein Bett zu zwingen, und genau das war ihr Problem. Obwohl Maria immer wieder vehement bestritt, etwas für ihn zu empfinden, schmolz sie in seinen Armen regelrecht dahin, sobald er sie nur berührte.
Spielte sie nur mit ihm? Benutzte sie ihn schon wieder, während er sich einbildete, Oberwasser zu haben?
Alex richtete sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes, schwarzes Haar. Er war bisher immer stolz auf seinen wachen, unbestechlichen Verstand gewesen. Und auf seine Selbstdisziplin. Doch seit er diese Frau …
„Ich schlage vor, wir gehen ins Haupthaus hinüber“, sagte er brüsk. „Eines der Mädchen hat bereits deine Sachen ausgepackt. Du hast …“, er schaute auf seine Uhr. „… exakt zwanzig Minuten, um dich frisch zu machen und umzuziehen.“
„Und wo hat deine ergebene Sklavin mein Gepäck untergebracht?“, fragte Maria mit glimmendem Blick und trotzig vorgeschobenem Kinn.
Thee mou! Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn! Am liebsten hätte er sie einfach übers Knie gelegt … oder ihr die Kleider vom Leib gerissen und ihr gezeigt, wer hier das Sagen hatte!
„Da, wo sie hingehören!“, schnappte er unbeherrscht. „In meinem Zimmer! Hast du etwa vergessen, dass wir eine Abmachung haben?“
Maria seufzte resigniert auf. „Wie könnte ich etwas vergessen, das ganz sicher der größte Fehler meines Lebens ist?“, fragte sie heiser, doch der Prinz lachte nur …
8. KAPITEL
Was trug man zu einem Dinner im Kreis der königlichen Familie?
Auf jeden Fall nichts von dem, was Maria eingepackt hatte, das wurde ihr sehr schnell klar, nachdem sie Athenia in Alex’ Schlafzimmer gefolgt war.
Schlafzimmer? Konnte man einen Raum überhaupt so bezeichnen, der größer war als ihr gesamtes Loft? Polierter Holzboden, handgeknüpfte Teppiche, eine Decke, die einer Kathedrale zur Ehre gereicht hätte. Hinter der voll verglasten Wand die weitläufige Terrasse, zu der man auch vom Wohnraum aus Zugang hatte.
Und ein Bett! Mitten im Raum, auf einer Plattform, unter gewölbten Oberlichtern, durch die nachts die Sterne leuchteten. Auf der schweren schwarzen Seidendecke eine Anzahl blendend weißer Kissen, drapiert wie ein Bühnenbild.
„Ihre Sachen finden Sie im Ankleidezimmer.“
Maria zuckte zusammen. „Ich … danke“, sagte sie an Athenia gewandt.
„Es ist alles gebügelt und hoffentlich zu Ihrer Zufriedenheit.“
„Danke.“ Offenbar war es das einzige Wort, das sie noch herausbrachte.
Die Haushälterin lächelte höflich und zog sich zurück. Maria wartete einige Sekunden, dann lehnte sie sich an die geschlossene Tür und atmete ein paarmal tief durch. Ihr blieben nur zwanzig Minuten, und ehrlich gesagt, hatte sie noch nie länger gebraucht, um sich für eine Verabredung fertig zu machen. Aber da hatte sie ja auch gewusst, was sie anziehen würde!
Zwanglos, hatte Alex gesagt. Während Maria ihre perfekt gebügelten Jeans, Sweatshirts und Blusen betrachtete, fühlte sie ein hysterisches Kichern in sich aufsteigen.
Das Läuten des Telefons rettete sie. Maria schaute sich suchend um. Wo mochte es nur sein? Da, ein flaches weißes Teil an der Wand. Es klingelte erneut.
Maria nahm ab. „Hallo?“
„Du hast noch zwölf Minuten, glyka mou .“
„Alexandros?“
„Ich mag es, wenn du mich so nennst.“ Seine Stimme klang heiser, und wie stets fühlte Maria heiße Schauer über ihren Rücken rinnen. „Du bist noch nicht angezogen.“
„Alexandros …?“ Aufgeschreckt schaute sie um sich. „Wo bist du?“
Er lachte leise. „Keine Angst, ich kann dich nicht sehen, doch ich weiß genau, was du gerade tust. Du stehst in der Mitte des Raumes und versuchst, nicht auf das Bett zu starren, habe ich recht?“
„Falsch“, erwiderte Maria voller Genugtuung und betrachtete grimmig ihre allzu lässige Garderobe.
Wieder dieses leise, wissende Lachen. „Probier das smaragdgrüne Kleid und die schwarzen hochhackigen Riemchensandaletten“, schlug er vor. „Und bevor du mir an den Kopf wirfst, dass du weder tot noch lebendig die Kleider einer anderen Frau anziehst … beides ist eben erst von der Chanel-Boutique in Ellos geliefert worden. Leider konnte ich deine Größe nur schätzen, aber ich hoffe, alles passt … auch die intimeren Teile …“
Maria fühlte siedende Röte in ihr Gesicht steigen und hängte das Telefon mit einem Knall ein. Wie konnte er nur wagen …?
Wütend
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