Ein königlicher Verführer
schaute sie um sich.
Da hing das avisierte Kleid. Und davor, auf dem weichen Teppich, standen die Schuhe. Beides einfach hinreißend und genau das, was sie selbst für eine derartige Gelegenheit gekauft hätte. Und was in der lackschwarzen Tüte stecken mochte, wollte sie lieber gar nicht erst wissen …
Auf keinen Fall würde sie die Sachen tragen! Dann schon lieber etwas aus ihrer eigenen Kol lektion . Vielleicht eine weiße Bluse zur schwarzen Jeans?
Ausreichend für ein Dinner in einem etwas schickeren Restau rant in New York, aber in einem Palast, zu dem wohl wichtigsten Business-Meeting ihre Lebens?
„Ich hasse dich, Alexandros!“, zischte Maria aus vollem Herzen und musste sich widerstrebend eingestehen, dass die erste Runde an ihn ging.
In Windeseile duschte sie sich und versuchte auszublenden, dass der herbfrische Seifenduft sie an Alex erinnerte. Beim Shampoo erging es ihr ähnlich. Aber was war das schon gegen das Gefühl, als sie den schwarzen Spitzen-BH, das winzige Höschen und die halterlosen Seidenstrümpfe überstreifte?
Mit brennenden Wangen zog Maria sich fertig an und schaute fast ängstlich in den Spiegel. Konnte dieses mondäne Zauberwesen tatsächlich sie sein?
Kein Zweifel! Denn an der wilden Haarfülle änderten weder das schicke Kleid noch die eleganten High-Heels etwas. Versuchsweise raffte sie ihre dunklen Locken am Hinterkopf zusammen, begutachtete sich kritisch von allen Seiten und nickte zufrieden. Das war besser!
Nachdem Maria ihr Haar mit einem Clip gebändigt hatte, schaute sie auf die Uhr. Lieber Himmel! Ihr blieb nur noch eine Minute. Hastig wählte sie aus ihrer mitgeführten Schmuckschatulle ein schlichtes, zur Kordel gewundenes Band aus feinsten, geschmeidigen Goldgliedern, in deren Mitte ein polierter Bernstein eingeknotet war.
Perfekt! Noch schlichte goldene Stecker für die Ohren. Hatte sie irgendetwas vergessen? Ah, ja … eine Spur Mascara, um die Wimpern zu betonen und ein Hauch goldenes Lipgloss, passend zum Bernstein.
Ein abschließender Blick in den Spiegel, ein aufmunternder Luftkuss für die schöne Fremde und dann aber nichts wie los. Rasch schnappte Maria sich die schicke schwarze Abendtasche, die auch noch zu ihrer neuen Ausstattung gehörte, und eilte zur Tür.
Alex stand davor und wartete auf sie.
Umwerfend war ein zu schwacher Ausdruck, um ihn zu beschreiben. Spektakulär kam der Sache schon näher. Sag irgendwas!, versuchte Maria sich zu motivieren, doch ihre Zunge schien wie gelähmt.
Alex trug zur schwarzen Hose einen lässigen grauen Blazer, über einem schwarzen Hemd, das am Hals offen stand. Und keine Socken in den handgenähten ledernen Mokassins. Wie er so lässig mit verschränkten Armen und gekreuzten Knöcheln im Türrahmen lehnte, gab er ein verführerisches Bild ab.
Titel: Er wartet auf sein Date. Nur, dass sie beide kein Date hatten …
Er sagte kein Wort, sondern ließ nur seinen Blick in quälender Langsamkeit an Maria herunterwandern, wobei sie das alarmierende Gefühl beschlich, das smaragdgrüne Seidenkleid sei womöglich durchsichtig. Doch das war unmöglich! Trotzdem war es so, als versenge er mit seinem eindringlichen Blick ihre zarte Haut.
Und dann lächelte er. Es war ein träges, sehr männliches Lächeln, das ihren Pulsschlag in ungeahnte Höhen trieb.
„Fast perfekt“, lautete sein Urteil. „Bis auf eines …“ Er streckte die Hand aus, nahm den Clip aus ihrem Haar und lockerte es auf, bis es in schöner Fülle über die Schultern herabfiel. „Perfekt!“
Maria konnte sich gerade noch davon abhalten, das Kompliment zurückzugeben.
„Wollen wir?“
Sie nickte stumm und rauschte wortlos an ihm vorbei.
Sein Wagen erinnerte Maria an eine geschmeidige, schnurrende Wildkatze. Schwarz und gefährlich. Ein Maserati, Lamborghini oder Ferrari …
Sicher war sie sich nicht, außer in einem Punkt: Alex fuhr sehr schnell. Viel zu schnell! Mit der Souveränität eines Mannes, der sich in einem derartigen Geschoss ausgesprochen wohl und zu Hause fühlte. Maria versuchte, nicht beeindruckt zu sein.
„Irgendwas nicht in Ordnung?“
Seine raue Stimme irritierte sie, ebenso wie sein intensiver Blick. Wieder beschlich sie das Gefühl, ihr Kleid sei durchsichtig. Hoffentlich nicht! Denn wie hätte sie ihm den feinen Schweißfilm zwischen ihren Brüsten und die erwartungsvoll aufgestellten Brustspitzen erklären sollen?
„Maria?“
Ich will dich …
„Hast du Angst vor dem Dinner?“
Nicht vor dem Dinner! Vor dir …
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