Ein Koenigreich fuer die Liebe
Damiano aber nicht in die Augen, denn sie wusste, wie verführerisch der Ausdruck darin sein konnte. Statt dessen betrachtete sie angelegentlich seine Fliege, während sie versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
„Ich habe gedacht”, fuhr Damiano fort, „dass du die schönste Frau im Raum bist. Ich habe dich ständig angesehen und war stolz darauf, dass du meine Frau bist.”
Nun schaute sie ihn ungläubig an. Sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass er sie während des Essens angesehen hatte, und dass er ihretwegen stolz war, hatte er noch nie gesagt.
Darauf wollte sie ihn gerade hinweisen, doch sein Blick brachte sie zum Schweigen.
Plötzlich wollte sie sich nur noch in seinen Augen verlieren.
„Tatsächlich?” erwiderte sie statt dessen.
„Ja, tatsächlich. ” Lächelnd schaute Damiano ihr einen Moment in die Augen. Ihr war, als würde sich der Boden unter ihr auftun, und sie wollte nur noch die Augen schließen und sich fallen lassen. „Allmählich wird mir klar, dass meine Frau etwas ganz Besonderes ist.”
Er zog sie näher an sich und wickelte sich eine Strähne ihres rotblonden Haars um den Finger. „Ich frage mich, warum mir das vorher nie aufgefallen ist.”
Darauf wusste Sofia keine Antwort, und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte sie kein Wort über die Lippen gebracht.
Ängstlich und erregt zugleich, blickte sie ihn starr an.
„Was für ernst blickende blaue Augen.”
Jetzt strich er ihr so sanft übers Haar, dass ihr Herz schneller zu schlagen begann.
„ Ich frage mich, was du gerade denkst.”
Auch das hätte sie ihm nic ht sagen können. Sie wusste nicht einmal genau, ob sie überhaupt irgend etwas dachte. Das einzige, was sie in diesem Moment wahrnahm, waren die verwirrenden Gefühle, die sie empfand. Sie schüttelte den Kopf und schluckte.
Seine Zärtlichkeiten nahmen ihr fast den Atem, und es fiel ihr schwer, nicht den Kopf in den Nacken zu werfen, als er ihr darüber strich. Verzweifelt versuchte sie, das Verlangen zu unterdrücken, das er in ihr weckte. Doch vermutlich hatte Damiano es schon bemerkt, denn in seinen Augen flackerte etwas auf. Dann verstärkte er seinen Griff und neigte den Kopf, um sie zu küssen.
Unwillkürlich fragte sie sich, wie oft sie sich an seine Küsse erinnert hatte, als sie allein in ihrem Bett im Palazzo Verde gelegen hatte. Sie hatte es unzählige Male getan, bis ihr bewusst geworden war, dass es selbstzerstörerisch war. Dabei war sie tausend Tode gestorben, denn es war die Erinnerung an ein Paradies gewesen, aus dem man sie vertrieben hatte.
Als Damiano nun sanft die Lippen auf ihre presste, betrat Sofia wieder den verbotenen Garten. Sie nahm seinen männlichen Duft wahr, schmeckte ihn und spürte, wie die Hitze, die er ausstrahlte, sie verzehrte. Immer mehr geriet sie in den Bann seiner Leidenschaft und seiner Kraft.
Sofia spürte, wie erregt er war, und ließ sich einfach fallen, um die herrlichen Gefühle auszukosten. Wie konnte ich bloß so lange ohne ihn leben? ging es ihr durch den Kopf. Wie konnte ich dieses leere Dasein so lange ertragen?
Er löste sich einen Moment von ihr, um sie aufmerksam zu betrachten. Seine dunklen Augen funkelten vor Leidenschaft, und ihr war klar, dass er sie gleich zum Bett tragen und ausziehen würde, um ein wildes Liebesspiel zu beginnen. Bei der Vorstellung daran wurde sie ganz schwach und spürte, wie ihr Körper von heißen Wellen der Erregung durchflutet wurde. Gleichzeitig wurde sie wieder von Panik erfasst. Ob sie es wagen konnte, mit ihm zu schlafen? Konnte und wollte sie ihm überhaupt widerstehen?
Sie bekam allerdings keine Antwort auf diese Fragen, weil nichts dergleichen passierte.
Damiano hob sie nicht hoch und trug sie auch nicht zum Bett. Er zog sie nicht aus und schlief auch nicht mit ihr. Statt dessen gab er ihr einen Kuss aufs Haar. „Ich glaube, wir sollten jetzt lieber gute Nacht sagen. Wir haben morgen beide einen langen Tag vor uns.”
Als sie die Stirn runzelte, fügte er hinzu: „Ich schlafe in meinem Ankleidezimmer. Das ist wohl das beste.”
Sofia blinzelte verwirrt. „In Ordnung.” Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Ihre Gefühle waren ein einziges Chaos. Einerseits war sie erleichtert; andererseits enttäuscht, vor allem jedoch völlig verblüfft.
Auch als sie kurz darauf im Bett lag, zerbrach sie sich den Kopf über sein merkwürdiges Verhalten. Warum hatte Damiano sich im letzten Moment zurückgezogen? Schließlich hatte sie nicht protestiert,
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