Ein Koenigreich fuer die Liebe
als er sie geküsst hatte. Hatte er plötzlich an Fiona gedacht, die Frau, die er liebte? Und war ihm dann womöglich klargeworden, dass er sie, Sofia, überhaupt nicht begehrte?
Obwohl sie sich einredete, dass sie eigentlich hätte froh sein müssen, weil sie noch einmal davongekommen war, war das ein schwerer Schlag für sie. Die Vorstellung, dass Damiano sie wegen Fiona zurückgewiesen hatte, war für sie einfach unerträglich.
Hätte Sofia Damiano gesehen, der nebenan lag und auch nicht einschlafen konnte, wäre ihr klar gewesen, dass sie sich geirrt hatte. Er hatte sie begehrt, und obwohl er inzwischen kalt geduscht hatte, pulsierte das Verlangen immer noch in ihm. Er hatte seine ganze Willenskraft aufbieten müssen, um sich von ihr zu lösen.
Allerdings hatte er keine andere Wahl gehabt, denn er hatte gemerkt, dass Sofia hin-und hergerissen gewesen war. Einerseits hatte sie ihn auch begehrt, andererseits hatte sie Vorbehalte gehabt, das hatte er gespürt. Da sie in letzter Minute ohnehin nein gesagt hätte, war es besser gewesen, aufzuhören, bevor es zu spät war.
Damiano wälzte sich im Bett hin und her, während er versuchte, das Verlangen zu unterdrücken. Er war selbst über die Intensität überrascht gewesen. Als er Sofia geküsst hatte, war ihm natürlich in den Sinn gekommen, dass er ihren ohnehin schwachen Widerstand leicht hätte brechen können. Doch er war standhaft geblieben, weil er sich etwas anderes wünschte. Vielleicht lag es an seinem männlichen Stolz, aber wenn er irgendwann wieder mit seiner Frau schlief, sollte sie sich ihm bedingungslos hingeben und ihn genauso begehren wie er sie.
Damiano lächelte ironisch. In dieser Nacht würde er bestimmt nicht viel schlafen, doch es würde nicht die erste schlaflose Nacht sein, die Sofia ihm bereitet hatte. Und bald, dessen war er sicher, würde die Warterei ein Ende haben, und sie würden zusammen eine schlaflose Nacht verbringen.
Sehr bald sogar, schwor er sich.
6. KAPITEL
„Ich hatte einen phantastischen Tag!”
Als Sofia das Wohnzimmer betrat und ihre Jacke auszog, saß Damiano an dem Stilschreibtisch in der Ecke. Er trug einen dunkelroten Seidenmorgenrock mit Paisleymuster und überflog die Rede, die er an dem Abend beim Essen halten sollte.
Er sah auf und betrachtete sie. Ihre Wangen waren gerötet. „Es hat dir also Spaß gemacht, mit der Queen Tee zu trinken?” meinte er lächelnd.
„Ja. Sie ist eine sehr charmante Frau.” Sofia ließ sich auf einen der Sessel fallen, die mit einem schweren Seidenstoff bezogen waren. „Sie hat fast die ganze Zeit von ihren Enkelkindern gesprochen, und ich habe ihr von Alessandro erzählt. Ich musste ihr versprechen, ihr ein Foto von ihm zu schicken, wenn ich wieder in San Rinaldo bin.”
Sie lachte. Es war wirklich ein herrlicher Tag gewesen. Nach dem Tee mit der Queen hatte man noch mit einer Überraschung für sie aufgewartet, von der sie Damiano allerdings nicht erzählte. Falls er davon erfuhr, kam es womöglich noch zu einem Streit, und sie wollte sich den Tag nicht verderben.
Am Morgen war sie früh aufgestanden, um im Palazzo Verde anzurufen und mit Alessandro zu sprechen. Auch das Erlebnis vom gestrigen Abend, als Damiano sie zurückgewiesen hatte, machte ihr mittlerweile nicht mehr zu schaffen. Im Grunde musste sie froh sein, dass es so gekommen war, und es war verrückt gewesen, sich wegen Fiona aufzuregen. Schließlich wusste sie, was zwischen Damiano und ihr lief, und es war höchste Zeit, es zu akzeptieren.
Außerdem war das Schlafproblem gelöst. In den nächsten beiden Nächten konnte Damiano auch in seinem Ankleidezimmer schlafen.
Sofia streifte ihre Schuhe ab. Den rechten kickte sie weg, den linken zog sie etwas vorsichtiger aus, obwohl sie den ganzen Tag keine Schmerzen gehabt hatte.
Damiano beobachtete sie dabei. „Der Arzt ha t vorhin angerufen und gesagt, dass er vor dem Abendessen vorbeikommt, um dir die Spritze zu geben. Ist es heute besser mit deinem Fuß?”
„Viel besser sogar. Zum Glück musste ich auch nicht so viel laufen.”
„Vermutlich nicht. Schließlich hast du den ga nzen Nachmittag mit der Queen zusammengesessen”, sagte er lächelnd. „Und offenbar hast du ziemlich viel Tee getrunken.
Ich hatte dich schon vor ein paar Stunden zurückerwartet.”
„Ich hätte eigentlich auch eher zurück sein müssen, aber wie du ganz richtig bemerkt hast, habe ich ziemlich viel Tee getrunken.”
Das war natürlich geschwindelt. Damit er nicht merkte,
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