Ein Koenigreich fuer die Liebe
Bildunterschrift stand, dass sie am Vorabend dort gelandet war, weil sie einige Tage bei „Freunden” in der Stadt verbringen wollte.
Freunde … Einen Moment schaute Sofia starr auf die Buchstaben, während sie eine unbändige Wut und einen unerträglichen Schmerz verspürte. Unwillkürlich ließ sie die Zeitung fallen.
Deswegen hatte Damiano also nicht gewollt, dass sie zusammen mit ihm nach Genf flog.
Er hatte behauptet, er würde zu beschäftigt sein. Allerdings würde er nicht arbeiten, sondern seinem liebsten Zeitvertreib frönen, nämlich mit Fiona zusammenzusein.
Sie atmete tief durch, bemüht, die Fassung zu wahren. Sollte sie etwa Lückenbüßer für Fiona spielen, wenn diese gerade keine Zeit hatte? Damiano gehörte ihr genausowenig wie vorher. Er widmete ihr lediglich etwas mehr Zeit.
Vielleicht stellte er es sich so vor, aber für sie kam es überhaupt nicht in Frage. Ihr schwirrte der Kopf, und während des restlichen Fluges schaute Sofia blicklos aus dem Fenster. Damiano hatte sie betrogen und zum Narren gehalten. Seine Zärtlichkeiten hatten nichts bedeutet. Für ihn war es lediglich eine willkommene Abwechslung gewesen.
Und er hatte nur mit ihr geschlafen, um ein Kind zu zeugen. Auf keinen Fall würde sie sich so von ihm behandeln lassen. Es war demütigend, und es verletzte sie mehr, als sie ertragen konnte.
Ich bin eine Närrin gewesen, sagte sich Sofia. Ich habe geglaubt, was ich glauben wollte.
Und ich habe mir sogar Hoffnungen gemacht, dass etwas ganz Besonderes passiert ist. Das ist der Witz des Jahrhunderts!
Trotzdem konnte sie darüber nicht lachen, denn eine Träne lief ihr über die Wange.
„Es ist Ihr Mann, Hoheit. Er wünscht Sie zu sprechen.”
Es war am nächsten Abend, und Sofia war gerade oben gewesen, um Alessandro gute Nacht zu sagen. Nun saß sie in ihrem Wohnzimmer. Als das Telefon geklingelt hatte, hatte sie einen Moment gezögert, weil sie vermutet hatte, dass es Damiano sei. Während der letzten Stunde hatte es nämlich einige Male geklingelt, und sie hatte es einfach klingeln lassen, weil sie nicht mit ihm sprechen wollte. Allerdings war ihr klar gewesen, dass er irgendwann die Nummer des Palasts wählen und sich durchstellen lassen würde. Offenbar hatte er genau das getan.
Da Sofia nichts erwiderte, meldete sich die Frau in der Telefonzentrale wieder. „Soll ich ihn durchstellen, Hoheit?”
Sofia wollte ihr schon sagen, sie solle Damiano ausrichten, dass sie momentan nicht zu sprechen sei. Damit hätte sie jedoch nichts erreicht, weil er es einfach weiter probiert hätte.
Außerdem wäre es feige gewesen.
Also straffte sie sich und umklammerte den Hörer etwas fester. „Ja, stellen Sie ihn bitte durch.”
„Sofia, wie geht es dir?” meldete sich Damiano. „Ich versuche schon seit einer Stunde, dich anzurufen. Ich dachte scho n, ich würde dich nicht mehr erreichen. In zwanzig Minuten habe ich ein offizielles Abendessen.”
Seine Stimme zu hören brach ihr fast das Herz. Da ihre Kehle wie zugeschnürt war, brachte Sofia kein Wort über die Lippen.
„Sofia? Bist du noch da? Sag doch etwas, Schatz.”
Schatz. Das war wirklich zu grausam. Glaubte er denn, er würde mit Fiona sprechen?
Bemüht, sich zusammenzureißen, atmete sie einmal tief durch, bevor sie antwortete: „Ja, ich bin noch da.” Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Stimme kühl klang. „Was willst du?”
Damiano schwieg verblüfft. „Was ich will?” wiederholte er schließlich. Nach einer erneuten kurzen Pause fügte er hinzu: „Geht es dir gut?”
Am liebsten hätte Sofia die Frage verneint und ihrer Wut und ihrem Kummer freien Lauf gelassen. Aber sie beherrschte sich, denn es kümmerte ihn ohnehin nicht. Und wenn sie ihm Vorwürfe gemacht hätte, hätte er ihr bloß irgendwelche Lügen aufgetischt.
„Ja, danke, mir geht es gut”, entgegnete sie eisig. „Ich möchte nur wissen, warum du anrufst, das is t alles.”
„Warum ich anrufe, weißt du doch.” Jetzt war sein Tonfall auch kühl. „Ich wollte mit dir besprechen, wann du nach Genf kommst. Ich habe schon …”
„Du brauchst dich um nichts zu kümmern”, fiel sie ihm ins Wort. „Ich komme nicht nach Genf.”
„Du kommst nicht? Würdest du mir bitte erklären, warum?”
„Das brauche ich dir wohl nicht zu erklären, oder?” Ihr Mund war plötzlich ganz trocken geworden. „Wenn du einen Moment darüber nachdenkst, findest du es bestimmt selbst heraus.”
Damiano schwieg eine Weile. Er wollte offenbar
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