Ein Koenigreich fuer die Liebe
ich nämlich etwas mehr Zeit.”
Wieder beglückwünschte sie sich insgeheim, denn alles klappte wie am Schnürchen.
Dennoch wurde sie zunehmend nervöser, als der entscheidende Zeitpunkt näher rückte.
Daher aß sie nur eine kleine Portion Spaghetti und rührte den Schokoladenpudding überhaupt nicht an. Alessandro dagegen, der ihre wachsende Anspannung nicht bemerkte, aß wie immer mit großem Appetit.
Normalerweise spielte sie nach dem Essen noch ein wenig mit ihm, bevor er seinen Mittagsschlaf machte. Also holte sie jetzt einige Spielsachen hervor. Es war besser, wenn er wach blieb. Zum Schlafen würde er später noch genug Zeit haben.
In einer Stunde, wenn im Palast Mittagsruhe war, wollte sie mit Alessandro verschwinden. Und wenn Damiano von ihrer Flucht erfuhr, würde sie längst im Schloss ihrer Eltern sein, das nur eine Stunde Fahrt von Rino entfernt war. Sie würde ihm eine Lektion erteilen, denn sie ließ sich nicht von ihm tyrannisieren. Und er würde sie nie von Alessandro trennen!
Kurz vor halb drei zog sie Alessandro wieder Anorak und Schuhe an und schlüpfte in eine karierte Wolljacke und Stiefeletten, Dann nahm sie ihn auf den Arm.
„Also gut, gehen wir”, sagte sie zu ihm. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Wir wollen deine Großeltern besuchen.”
Kurz darauf eilte sie mit ihm den Korridor entlang und anschließend die Treppe hinunter, als würde sie von Höllenhunden gehetzt. Und genauso war ihr auch zumute!
Ihr Wagen stand auf dem Ho f hinter dem Palast, und als sie das Gebäude verließ, hämmerte ihr Herz förmlich. Sie hatte es fast geschafft. Nur noch ein paar Schritte, dann würde nichts und niemand sie mehr aufhalten können.
Im Hof war niemand zu sehen. Sofia nahm ihre Wagenschlüssel aus der Handtasche und öffnete die hintere Beifahrertür. „So, jetzt muss ich dich anschnallen”, sagte sie zu Alessandro und bückte sich, um ihn in den Kindersitz zu setzen. Doch genau in dem Moment hörte sie hinter sich eine Stimme.
„Gib Alessandro mir”, sagte die Stimme, „Er wird nirgend wohin gehen.” Und bevor Sofia reagieren konnte, wurde Alessandro ihr entrissen.
Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen. Langsam drehte sie sich um. „Damiano!”
flüsterte sie entsetzt. Sie war kreidebleich geworden.
Es war offensichtlich, dass Damiano sich nur mit Mühe beherrschte. Er funkelte sie an, als würde er sie gleich in Stücke reißen. „Wo wolltest du ihn hinbringen?” fragte er.
„Zu meinen Eltern”, brachte sie hervor. Dann wurde sie auch wütend. „Verdammt, woher hast du davon gewusst? Und woher nimmst du das Recht, mir zu verbieten, mit meinem Sohn zu seinen Großeltern zu fahren?”
Damiano schien sie mit seinen Blicken zu durchbohren. „Ich habe das Recht zu verhindern, dass mein Sohn entführt wird”, entgegnete er kalt. „Und versuch nicht, mir weiszumachen, dass du es nicht vorhattest.” Anschließend sah er Alessandro an. Sofort wurden seine Züge weicher. „Wir werden deine Großeltern ein andermal besuchen.”
Sofia betrachtete die beiden bestürzt. Allerdings war sie froh, dass Alessandro lächelte und nicht merkte, was für ein Drama sich in seiner Gegenwart abspielte. Wie ich diesen Mann hasse! dachte sie. Und in dem Moment hasste sie Damiano tatsächlich.
Schließlich wandte er sich ihr wieder zu. „Ich rate dir, in den Wagen zu steigen und zu deinen Eltern zu fahren, wie du es geplant hattest. Selbst wenn du hierbleibst, wirst du deinen Sohn eine Zeitlang nicht sehen, und es wäre sicher das klügste, wenn du dich von mir fernhältst.” Seine Augen funkelten bedrohlich.
Sie wollte protestieren, aber der hasserfüllte Ausdruck in seinen Augen brachte sie zum Schweigen. Wie in Trance schlug sie die Tür zu und stieg in den Wagen. Ihr war hundeelend zumute. Nachdem sie den Zündschlüssel ins Schloss gesteckt hatte, drehte sie sich noch einmal um und winkte Alessandro zu, bemüht, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Doch es war zu spät, Damiano war bereits mit ihm ins Gebäude gegangen.
8. KAPITEL
Die nächsten vierundzwanzig Stunden waren die Hölle für Sofia.
Vom Schloss ihrer Eltern aus rief sie ständig im Palazzo Verde an und bat darum, entweder zu Alessandro oder zu Alice durchgestellt zu werden. Dabei erhielt sie jedesmal dieselbe Antwort. Der Herzog habe die Anweisung gegeben, sie nicht weiterzuverbinden, doch sie könne sicher sein, dass es ihrem Sohn gutgehe. Als sie versuchte, mit Damiano zu sprechen, erging es ihr
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