Ein koestliches Spiel
gesetzlicher Vormund, wenigstens bis ich volljährig bin - was in drei Wochen sein wird. Wenn ich erst einmal einundzwanzig bin, werde ich nach dem Willen meines Vaters Vormund meiner Schwestern.“ Sie erwähnte nicht, dass sie dann auch für ihren Unterhalt aufkommen musste.
„Warum fragen Sie dann nicht einfach Onkel Oswald, ob er euch bis dahin unterstützen kann?“
„Ich konnte das nicht von ihm verlangen. Meine Schwestern haben recht. Großvater würde nicht zögern, Großonkel Oswald tätlich anzugreifen - einmal hat er beinahe einen Stallburschen umgebracht, wegen eines Fehlers mit einem Pferd.“
„Aber ...“
„Und obwohl Großvater der ältere Bruder ist, ist er stärker und in besserer Form, denn er geht regelmäßig auf die Jagd. Großonkel Oswald führt ein geruhsameres Leben.“
„Ich würde nicht zulassen, dass er eurem Großonkel etwas tut.“
Sie lächelte gerührt und schüttelte den Kopf. „Danke, aber das ist nicht alles. Als jüngerer Sohn ist Großonkel Oswald voll und ganz finanziell abhängig von Großvaters Wohlwollen, wissen Sie. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er als Lohn dafür, dass er uns zu helfen versucht, in Armut leben müsste.“
Lord Carradice sah nicht überzeugt aus, daher fuhr sie fort: „Großonkel Oswald würde sich vermutlich Großvater widersetzen, aber ohne eigenes Einkommen könnte er uns nicht unterstützen, und obwohl ich etwas Geld aus dem Verkauf des Schmuckes meiner Mutter haben werde, kann ich Großonkel Oswald davon keinesfalls noch seinen gewohnten Lebensstil ermöglichen. Er lebt sehr extravagant, wissen Sie. “ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, es ist viel besser, wir halten uns einfach außerhalb von Großvaters Reichweite auf, bis ich einundzwanzig bin. Und falls Charity und ...“ Sie brach ab. Edward hatte Charity noch nicht gebeten, ihn zu heiraten. Es konnte immer noch fehlschlagen. „Ihr Cousin sagte, er wolle uns helfen. Ein Duke hat doch eine gewisse Macht und Einfluss, oder?“
„Ja“, antwortete Lord Carradice. „Und das gilt auch für die Cousins von Dukes.“
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, und Gideon fuhr fort: „Wir brechen also zu einer Reise auf. Und was soll unser Ziel sein?“
„So weit hatte ich noch nicht gedacht“, gestand sie. „Ich möchte einfach nur weg, ehe er hier eintrifft - oh, und ich werde etwas Schmuck veräußern müssen. Ich werde nicht ausreichend ... “ „Sie brauchen nichts zu verkaufen“, begann er. „Ich werde Ihnen eine Summe vorstrecken ..."
„Es tut mir leid, aber ich könnte nie Geld von Ihnen annehmen“, unterbrach ihn Prudence fest. Sanfter fügte sie hinzu: „Ihre Hilfe ist uns sehr willkommen, Lord Carradice, und ich werde gerne die Kutsche Ihres Cousins nehmen, aber Sie wissen selbst, es wäre höchst ungehörig von mir, Geld von Ihnen zu leihen.“ „Pah, zum Teufel mit Schicklichkeit ..."
„Ich habe den Schmuck für genau diesen Zweck zurückbehalten“, beharrte Prudence. „Und es wäre sehr nett, wenn Sie mir beim Verkauf helfen könnten, denn ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, wie ich es anfangen soll.“ Sie schaute ihn aus besorgten Augen an. „Es ist nicht so, dass ich mich nicht freute ... “ Gideon zog die Brauen zusammen, dann seufzte er und lächelte verständnisvoll. „Ich weiß, und Sie haben natürlich recht. Entschuldigen Sie, ich sollte Ihnen nicht wegen Ihrer Skrupel zusetzen. Ich werde Ihnen dabei zur Hand gehen, Ihren Schmuck zu verkaufen, auch wenn es mir gegen den Strich geht. Schreiben Sie den Brief zu Ende, und denken Sie nicht weiter daran. Ich glaube, ich kann die Stimme meines Cousins in der Halle hören, was bedeutet, dass die Kutsche wartet.“
Er verließ den Raum, um zu sehen, was sein Cousin erreicht hatte.
Prudence brauchte nicht lange, um den Brief an Großonkel Oswald zu beenden. Sie ließ ihn auf dem Kaminsims lehnend stehen, mit Wachs versiegelt und mit seinem Namen auf der Vorderseite. Dann eilte sie nach oben, um sich um das Packen ihrer Sachen zu kümmern, aber es gab nichts mehr für sie zu tun. Ihre Zofe Lily hatte schon alles für sie erledigt; in ihrem Schlafzimmer lag nichts mehr, was ihr gehörte, die Reisetaschen waren gepackt und wurden in und auf die etwas altmodische, aber unbestreitbar geräumige Reisekutsche des Dukes verladen und festgeschnallt. Und auch ein schnittiger Phaeton stand vor dem Haus, dessen Paar herrlicher Grauer von Lord Carradices Pferdeknecht auf und ab geführt wurde.
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