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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Hancke zu erobern geglaubt hatte.
    »Wie können das die beantworten, die selbst überwältigt worden sind?« konterte er schnell.
    »Mein Beileid!« Dr. Hancke stand auf und drückte seine Zigarette in einer emaillierten Spuckschale aus. »Wir sind uns doch alle im klaren – trotz so vieler Unklarheiten –, daß Dr. Pohles Flucht ein Politikum und kein medizinischer Ausbruchsfall mehr ist?! Jede Begünstigung schadet dem Staat!«
    »Mein Mann wird nie öffentlich erklären, wie nah die Welt einer Katastrophe war«, rief Erika.
    »Warum flüchtet er dann?!«
    »Weil man ihn für immer kaltstellen wollte!«
    »Wollte man das?« Die Frage ging an den Chefarzt.
    Der hob die Schultern und schaute gegen das vergitterte Fenster. »Ich hatte nur meine Empfehlung von höchster Stelle –«, sagte er ausweichend.
    »Ist das Antwort genug?« rief Dr. Wenzler triumphierend.
    »Machen wir das Sandkastenspiel weiter.« Staatsanwalt Dr. Hancke steckte jungenhaft die Hände in die Hosentaschen. Er sah wirklich ungefährlich aus, was seine großen Erfolge in den Ermittlungen erklärte. »Wohin könnte Dr. Pohle geflüchtet sein?«
    »Ins Ausland«, antwortete Dr. Wenzler trocken.
    »Ohne Paß?«
    »Er hat einen Paß.«
    »Aha!«
    »Meinen! Er sieht mir ja jetzt zum Verwechseln ähnlich.«
    »Natürlich. Das vergaß ich ganz. Dr. Pohle wird also als Dr. Wenzler irgendwo im Ausland weiterleben?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dr. Wenzler vorsichtig. »Wie ich meinen Mandanten kenne, wird er mir – sobald er in Sicherheit ist – meinen Paß zurückschicken, seinen Paß anfordern und dann das geruhsame Leben eines normalen Bürgers weiterleben.«
    »Sie kennen Ihren Mandanten gut!« sagte Dr. Hancke sarkastisch. »Wir dürfen also abwarten, aus welcher Ecke der Welt sich Dr. Pohle meldet.« Er blickte hinüber zu Erika, die sehr erleichtert wirkte. Ihr verhärmtes Gesicht war gelockert und wieder von jener aus dem Inneren leuchtenden Schönheit, wie sie nur das große Glück zaubern kann. »Und Sie garantieren – so dumm das klingt und auch ist, denn Sie haben die Einhaltung der Garantie nicht in der Hand –, daß Ihr Mann der Öffentlichkeit gegenüber schweigt?«
    »Ja! Er will nur nicht als Narr dastehen.«
    »Aha!« Dr. Hancke hob die Brauen. »Und wie stellt er sich diese Rehabilitation vor?«
    »Eine interne, aber volle Anerkennung seiner Forschungsergebnisse und die Wiedereinsetzung in seine Stelle im Forschungszentrum St. Agatha.«
    »Von der er aber nie Gebrauch machen wird …?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich werde das berichten.« Dr. Hancke küßte Erika die Hand, klopfte Dr. Wenzler auf die Schulter und verließ die Klinik. Der Chefarzt zögerte, dann sagte er:
    »Es besteht ja wohl jetzt kein Anlaß mehr, daß Sie in der Klinik, in diesem Zimmer, bleiben, Frau Pohle. Wir brauchen jedes Bett …«
    »Ich gehe gleich nach Hause«, sagte Erika freundlich. »Türen ohne Klinken deprimieren mich ohnehin.«
    Dann waren sie wieder allein, Erika, Dr. Wenzler und die Zwillinge. Sie hatten brav auf ihren Stühlen gesessen und keinen Ton gesagt.
    »Was wollte der Onkel?« fragte jetzt das eine Mädchen.
    »Ist es wegen Papi?« wollte die Schwester wissen.
    »Ja. Er wollte Papi sprechen.«
    »Weil er von Onkel Wenzler andere Haare bekommen hat?«
    »Uff!« sagte Dr. Wenzler und setzte sich lachend auf das Bett. »Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet! Mädchen, daß ihr so lange den Mund gehalten habt, ist eine Wucht! Jetzt wollen wir warten, woher der Papi Nachricht gibt …«
    Dr. Pohle, nach Aussehen und Paß jetzt Dr. Wenzler, reiste unangefochten nach Norden. Bevor über Funk alle Grenzstationen auf einen reisenden Dr. Wenzler aufmerksam gemacht werden konnten, hatte er bereits die Fähre nach Dänemark bestiegen und fuhr über die Ostsee.
    Vom Schiff aus telefonierte er mit seinem Kollegen Ingmar Gustafsen in Schweden. Gustafsen lachte und lachte und versprach Pohle, ihn wie seinen Bruder aufzunehmen. Im Planetarium Oresund sei sogar eine Stelle frei … Pohle könnte sie sofort antreten. Ein Forscher solcher Qualität war immer und überall zu gebrauchen, auch wenn er sich bei Nacht und Nebel in seine neue Heimat schlich. ›Nacht und Nebel‹ war wörtlich zu nehmen. Denn als das Fährschiff von Dänemark nach Schweden übersetzte, fuhr es in einen solchen Nebel hinein, daß die Nebelhörner unaufhörlich heulten, und Dr. Pohle dachte, er schwimme durch eine Welt aus Milch.
    Im Hafen stand Gustafsen und drückte

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