Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
willens, die zwei gnädig davonkommen zu lassen. »Nehmen Sie doch bitte Platz«, sagte er lakonisch.
Grant rückte Shelley einen Stuhl zurecht und setzte sich neben sie. Sie schlug die Beine übereinander, zog sittsam den Rock über die Knie. Höflich-beflissen fixierte Grant die steinerne Miene des Rektors.
»Ich hatte gehofft, diese Diskussion würde sich vermeiden lassen«, holte Martin mit einlenkender Stimme
aus – wie ein Monarch, der sich bei einem Missetäter entschuldigte, bevor er ihn köpfen ließ. »Da wir eine kirchennahe Einrichtung sind, hat man uns naturgemäß stärker im Visier als eine staatliche Universität. Ihr – ähm – gegenseitiges … Interesse würde anderswo möglicherweise toleriert, aber hier bei uns unterliegt es Kritik und Ablehnung.
Sie, Mr. Chapman, kamen an unsere Institution, obschon Sie keine blütenweiße Weste hatten, wenn ich das einmal so nennen darf. Offen gestanden haben Sie uns enttäuscht. Wir –«
»In meiner Arbeit als Dozent?«
Der Rektor schien verärgert, dass Grant seinen Redefluss unterbrach. »Äh … nein. Ich müsste lügen, wenn ich das behaupten wollte. Der Vorsitzende Ihrer Fakultät ist durchaus zufrieden mit Ihrer Leistung.«
Grant grinste breit und seufzte erleichtert auf. »Das ist immerhin gut zu wissen.«
»Allerdings«, fuhr Martin unbeirrt fort, »ist uns Ihr moralisches Verhalten hier an dieser Universität genauso wichtig wie Ihr Lehrerfolg.« Er musterte beide mit durchdringendem Blick, ein eindeutiges Signal, dass er sich dem Kern der Sache näherte. »Einer unserer großzügigsten … Sponsoren … hat Kenntnis davon erlangt, dass Sie in einem eheähnlichen Verhältnis zusammenleben. Wir finden das schockierend und nicht tolerierbar. Besagter Mentor hat damit gedroht, eine hohe Summe zurückzuziehen, die uns bereits für den Bau eines neuen Forschungszentrums zugesagt war, wenn wir Mrs. Robins nicht zwangsexmatrikulieren. Den Vertrag mit Ihnen, Mr. Chapman, müssten wir selbstverständlich zum Semesterende auflösen.«
»Aber –«
Grant drückte vielsagend Shelleys Hand, um ihren ärgerlichen Einwurf zu stoppen. »Darf ich fragen, wer dieser Informant ist?«
»Das tut hier zwar nichts zur Sache, aber gut, es handelt es sich um einen überaus prominenten Mediziner in Oklahoma City. Seine Tochter studierte hier, und er absolvierte seinerzeit das Grundstudium bei uns.«
Schlagartig ging Shelley ein Licht auf. Sie spähte zu Grant, um seine Reaktion zu testen. Ob er ihren Verdacht teilte? Seine aufgebrachte Miene sprach Bände. Irgendwie schaffte er es dennoch, sich zu kontrollieren. »Ich denke, ich weiß, von wem Sie sprechen und wieso ein viel beschäftigter, prominenter Mediziner, wie Sie ihn beschreiben, ein Interesse am Liebesleben zweier Menschen haben könnte, die er nicht einmal persönlich kennt. Ich hatte nämlich das zweifelhafte Vergnügen, seinen zukünftigen Schwiegersohn kennen zu lernen.«
Der Rektor schlug entrüstet mit der Faust auf den Schreibtisch. »Mr. Chapman …«
»Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche.« Grant hob beschwörend die Hände. »Aber Mrs. Robins und ich werden nächsten Sonntag heiraten, Dr. Martin. Deutlicher kann man seine Gefühle füreinander sicher nicht zeigen. Weder in meinem Vertrag noch in den Statuten der Universität steht, dass ein Dozent nicht die Frau heiraten darf, die er liebt. Die Tatsache, dass meine zukünftige Ehefrau gleichzeitig Studentin an dieser Institution ist, sollte dabei keine Berücksichtigung finden.
Dr. Martin, erklären Sie Ihrem ›großzügigen Spender‹,
dass, wenn er sich weiterhin in unser Privatleben einmischt, ich einige einflussreiche Presseleute kenne, die sich mit Wonne auf diese Geschichte stürzen werden. Ein paar von denen sind ohnehin der Meinung, dass sie mir noch etwas schulden. Man ist in Washington verdammt hart mit mir umgesprungen – und das völlig zu Unrecht. Etliche Journalisten bereuen inzwischen ihre Verleumdungsstorys und wären froh, wenn sie sich in Wiedergutmachung üben könnten.
Ein Telefongespräch, und die Sache mit unserer Hochzeit und der diskriminierenden Haltung dieser Universität würde die Titelseiten sämtlicher Zeitungen und Magazine schmücken. Sie haben Bedenken, dass unsere Beziehung dem Ruf Ihrer Uni schaden könnte? Machen Sie sich lieber Sorgen darum, was mein Anruf alles bewirken könnte.
Lassen Sie sich das in aller Ruhe durch den Kopf gehen«, schloss Grant mit Nachdruck. Er stand auf und
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