Ein Kuss für die Ewigkeit
flüsterte sie fassungslos.
Er nahm ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. „Ja, ich kann mich von Roslynn trennen, schließlich findet sich immer ein Grund, um eine Ehe für nichtig erklären zu lassen. Und Ihr könnt mit Gilbert das Gleiche machen.“
„Wenn wir uns heimlich treffen, ist das eine Sache, Mylord. Aber Gilbert würde niemals einer Aufhebung unserer Ehe zustimmen, zudem würden alle erfahren, was sich zwischen uns abspielt.“ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, Mylord, das darf niemals geschehen.“
Ohne erkennbare Regung fragte er: „Wenn Ihr frei wärt, und ich wäre es auch, würdet Ihr es dann erwägen?“
Aufgebracht und von dem dringenden Wunsch geleitet, diesen Mann nicht länger in ihrer Nähe zu haben, erhob sie sich von der Bank. „Mylord, bitte fragt mich nicht solche Dinge!“ Sie musste die Tarnung noch eine Weile aufrechterhalten. „Macht mir nicht solche Hoffnungen, die sich nicht erfüllen können.“
Er fasste sie am Arm und zog sie zurück auf die Bank. „So sehr ich mir auch wünschte, Euch zur Frau zu haben, kann ich mein Verlangen nach Euch nicht leugnen. Ich kann nicht länger warten. Kommt heute Nacht zu mir, wenn er eingeschlafen ist. Kommt in mein Schlafgemach und lasst Euch von mir lieben. Lasst mich Euch zeigen, wie sich eine Ehe mit mir anfühlen würde.“
Obwohl sie sich das nur zu lebhaft vorstellen konnte, nickte sie. „Also gut“, lenkte sie ein und stand abermals auf. „Ich werde heute Nacht zu Euch kommen, sobald mein Mann schläft. Doch jetzt wage ich es nicht, noch einen Moment länger hierzubleiben.“
Mit diesen Worten eilte sie davon und ließ Wimarc im Garten zurück, der sich bereits ausmalte, was er alles mit ihr machen würde, und überlegte, durch welche Art von Unfall Lord Gilbert of Fairbourne sterben sollte.
Aufgewühlt lief Lizette in ihrem Schlafgemach unablässig auf und ab. Wo war Finn? Was machte er in diesem Augenblick? Hatte er sich wie angekündigt noch einmal das Verlies angesehen?
Wieder führte der Weg sie ans Fenster, doch diesmal wurde sie mit dem Anblick belohnt, wie Finn gemächlich über den Burghof schlenderte.
Es erstaunte sie, welche Ruhe er ausstrahlte, während sie vor Angst und Unruhe nahezu verging. Sie hoffte, er würde vor dem Abendessen noch nach oben zu ihr kommen, doch es war Ellie, die ihr Gemach betrat, um sie zu frisieren und ihr in eines von Roslynns geänderten Kleidern zu helfen.
Sie hatte erwartet, die Dienerin wieder so mürrisch zu erleben, wie am Morgen, aber zu ihrer großen Verwunderung machte sie einen … triumphierenden Eindruck. Als hätte jemand ihr ein Vermögen vermacht. Oder als hätte sie Zeit mit Finn verbracht.
„Zöpfe um meinen Kopf herum genügen“, meinte Lizette zu ihr und hielt sich vor Augen, wie unwahrscheinlich so etwas war. Vor allem jetzt, nachdem sie sich geliebt hatten. Außerdem wusste sie inzwischen, dass sie Finn vertrauen und ihm glauben konnte, wenn er sagte, er sei nicht an Ellie interessiert.
„Du wirkst glücklich“, fügte Lizette hinzu, als Ellie sie zu kämmen begann. Sofort musste sie daran denken, wie Finn sie frisiert hatte.
„Tatsächlich?“, entgegnete die junge Frau mürrisch. „Das muss wohl am Wetter liegen.“
Lizette nahm ihr kein Wort ab, und noch nie hatte sie sich so sehr einen Spiegel gewünscht wie in diesem Moment, um Ellies Mienenspiel sehen und einschätzen zu können, wie sie deren Antworten deuten sollte. Sie würde sich mit der Kanne begnügen müssen, die Ellies Gesicht in die Länge zog, sodass es an einen Pferdekopf erinnerte.
„Bist du heute meinem Gatten begegnet?“
„Seit heute Morgen nicht mehr.“
Die Antwort kam ruhig und beiläufig über ihre Lippen, und das Spiegelbild gab keinen Hinweis darauf, dass irgendwelche Zweifel angebracht waren. Lizette war zutiefst erleichtert, tadelte sich insgeheim aber, weil sie so wenig Vertrauen zu Finn hatte.
Sie stellte keine weiteren Fragen, und wenig später hatte Ellie ihr auch in Roslynns Kleid geholfen. „Das Essen sollte jetzt fertig sein, Mylady“, sagte sie und hielt ihr die Tür auf.
Da Finn nicht zu ihr gekommen war und er womöglich im Saal auf sie wartete, folgte sie Ellie nach draußen. Als sie die Tür hinter sich zuzog, fiel ihr Blick zufällig auf die Wand gegenüber ihrem Bett.
Das Loch, das man zwischenzeitlich mit Mörtel verschlossen hatte, war wieder geöffnet worden. Wie lange war das schon so? Hatte sie jemand beobachtet? Was mochte
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