Ein Kuss für die Ewigkeit
derjenige gesehen und gehört haben?
„Stimmt etwas nicht, Mylady?“, fragte Ellie, die bereits an der Treppe stand.
Lizette machte die Tür mit einem Ruck zu und bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. „Nein, es ist alles in Ordnung“, erwiderte sie und ging an ihr vorbei nach unten.
Finn lehnte an der Tafel auf dem Podest, neben ihm befand sich Wimarc. Lizette trat zu ihrem Platz und setzte sich hin, als sei alles in Ordnung, obwohl sie Finn unbedingt wissen lassen wollte, dass man sie möglicherweise wieder bespitzelt hatte.
Wäre Wimarc inzwischen dahintergekommen, dass sie ihm eine dreiste Lüge aufgetischt hatten, würde er sie ganz bestimmt nicht immer noch wie angesehene Gäste behandeln. Der Gedanke machte ihr neuen Mut, und sie versuchte sich auf das Essen zu konzentrieren. Sie nahm ein wenig Lammeintopf und knabberte wie ein Kaninchen am Gemüse. Von dem gekochten Hühnchen in Weinsoße aß sie etwas mehr, und am besten schmeckte ihr die geröstete Taube. Auch das gesalzene Wild war nach ihrem Geschmack, und zum Abschluss folgten Brotstückchen, gekocht in gesüßter Mandelmilch. Beim Anblick der gelierten Aale war sie fast völlig gesättigt, und unter diesem Vorwand ließ sie auch den Pudding aus Wein und Eiern unangetastet.
Unterdessen unterhielt sich Finn in seiner Rolle als Lord Gilbert mit ihrem Gastgeber angeregt über verschiedene Personen, denen er am Hof begegnet sein musste. Das Ganze wirkte wie ein unverfängliches Gespräch, bis Lizette begriff, dass Finn herauszufinden versuchte, wen Wimarc wohl noch zu seinen Freunden und Unterstützern zählte.
„Geht es Euch nicht gut, Mylady?“, fragte Wimarc besorgt, als er bemerkte, dass sie die Hand auf ihren Kelch legte, damit der Diener ihr keinen Wein nachschenkte.
„Es geht mir bestens. Es ist nur so, dass Eure Speisen sehr sättigend sind, Mylord. Außerdem bin ich etwas müde.“ Sie stand auf, da sie es für das Beste hielt, nicht noch länger an der Tafel sitzen zu bleiben. Finn war gut darin, Angst und Unbehagen zu überspielen, doch sie besaß nicht so viel Erfahrung wie er, und wenn Wimarc misstrauisch wurde, würde sie wieder seine Bedenken zerstreuen müssen. „Wenn Ihr mich entschuldigen würdet.“
„Ehrlich gesagt, Wimarc, bin ich selber auch müde“, erklärte Finn und zwinkerte ihrem Gastgeber zu, während er sich von seinem Platz erhob. „Das macht mein verletztes Bein und meine … nun, meine körperliche Betätigung heute Morgen.“
„Es würde uns beiden guttun, früh zu schlafen“, ergänzte sie und lächelte Wimarc an, dann nahm sie einen vollen Weinkrug an sich. „Vielleicht hilft uns ein wenig Wein, besser zu schlafen.“
Wimarc verzog den Mund zu einem wissenden, erfreuten Lächeln. „Dann wünsche ich Euch eine angenehme Nachtruhe, Mylady, Mylord. Ich hoffe, Ihr werdet beide gut schlafen.“
Nach einer angedeuteten Verbeugung ging sie vor Finn durch den Saal. An der Treppe angelangt, flüsterte er ihr zu: „Was sollte das? Warum hat Wimarc dich so angesehen?“
Sie legte einen Finger an ihre Lippen. „Nicht hier.“ Womöglich hielt sich jemand am Kopf der Treppe versteckt und belauschte sie.
Kaum waren sie zurück in ihrem Schlafgemach, stellte sie den Krug ab, nahm ein Leinentuch und stopfte es in das Loch in der Wand.
Als sie sich umdrehte, machte Finn die gleiche verwunderte Miene wie sie, als sie das Loch beim Hinausgehen entdeckt hatte. „Wie lange war das schon offen?“
„Ich weiß nicht. Aber Wimarc würde uns nicht so zuvorkommend behandeln, wenn ihm die Wahrheit über uns bekannt wäre, oder?“
Finn ließ sich auf die Bettkante sinken. „Bei Gott, ich hoffe, er spielt nicht mit uns, um uns plötzlich in sein Verlies zu stecken.“ Er blickte ihr tief in die Augen. „Vielleicht wartet er noch, bis du mit ihm das Bett geteilt hast.“
Sie setzte sich zu ihm. „Er erwartet mich heute Nacht in seinem Gemach.“
„Wann hast du denn das mit ihm verabredet?“, fragte er nach einem leisen Fluch.
„Ich saß auf der Bank im Garten, und er kam zu mir. Er sagte auch, er will mich heiraten.“
Finns verächtliches Schnauben verriet ihr deutlich, wie er darüber dachte. „Ein Glück, dass wir heute Nacht von hier fliehen. Ich werde ein sehr glücklicher Mann sein, wenn wir zusammen mit Ryder diese Burg hinter uns gelassen haben. Gott sei Dank lebt er noch. Ich sprach heute mit ihm und habe ihm gesagt, dass wir ihn rausholen werden.“
„Wann?“, fragte sie und stand auf, da
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