Ein Kuss für die Ewigkeit
setzen?“
„Mit Vergnügen!“, rief sie und ließ sich auf den bereitstehenden Stuhl fallen. „Ich wünschte, wir hätten auch solch guten Wein, aber Gilbert ist so knauserig! Von meiner Mitgift darf ich nichts, aber auch rein gar nichts ausgeben!“
„Das ist ja schlimm“, stimmte Wimarc ihr zu, setzte sich ihr gegenüber hin und spielte mit seinem Rubinring. „Ein so reizendes Geschöpf wie Ihr verdient edle Dinge.“
„Genau das meine ich ja auch! Aber nein!“, schimpfte sie und fuchtelte mit dem Kelch. „Er sagt, wir müssen unser Geld sparen, um Soldaten zu bezahlen! Warum?, fragte ich ihn. Im Land herrscht Frieden, wofür brauchst du dann so viele Männer?“
„Die Zeiten ändern sich, Mylady“, antwortete Wimarc, dessen Gesicht durch das Kaminfeuer in tiefe, zuckende Schatten getaucht wurde. „Bestimmt will Euer Gatte nur sichergehen, dass Ihr und Euer Zuhause gut geschützt seid.“
Schniefend stellte sie den Kelch weg. „Um mich kümmert er sich überhaupt nicht. Von mir erwartet er nur, dass ich ihm Söhne schenke“, erklärte sie schmollend, „und seine Lust befriedige.“
Mit einem Ärmel tat sie so, als wische sie sich eine Träne weg. „Er kann so gemein zu mir sein.“
Wimarc sah zu den Soldaten in seiner Nähe, die alle gehorsam in eine andere Richtung schauten und in Unterhaltungen vertieft waren. Dann rückte er mit seinem Stuhl näher an ihren heran, ergriff ihre Hand und streichelte sie mit seinen langen, kalten Fingern. „Es tut mir sehr leid, meine Liebe, dass Ihr so unglücklich seid. Das ist mein voller Ernst.“
Sie zog ihre Hand weg, als empfinde sie Schuldgefühle, aber nicht, als sei ihr seine Berührung zuwider. „Nun, er ist nicht immer nur gemein zu mir. Manchmal kann er auch freundlich sein. Und im Bett ist er … habt Ihr noch etwas Wein?“
Missfallen zuckte über Wimarcs Miene, dennoch rief er nach einer Dienerin, die ihnen Wein bringen sollte. Daraufhin kam Greseld zu ihnen, so schnell ihre alten Beine es erlaubten.
Es war nicht Ellie, wie Lizette bemerkte.
War sie bei Finn? Wimarc hatte zwar behauptet, er habe Ellie verboten, sich ihm zu nähern, doch sie konnte Wimarc nicht vertrauen – und Ellie auch nicht. Immerhin war Finn ein sehr gut aussehender Mann, und er hatte gesagt, Ellie könnte ihn womöglich mit Informationen versorgen. Aber wer wusste schon, was er tun würde, um an diese Informationen zu gelangen? Geküsst hatte er die Dienerin ja bereits …
Greseld reichte ihrem Herrn die Karaffe und zog sich gleich wieder zurück, sodass Wimarc selber Lizettes Kelch nochmals auffüllte. Dabei beugte er sich so weit über sie, dass er wie ein unheilvoller Schatten das Licht des Kamins verdeckte.
Ein Schauer rann ihr über den Rücken, und sie wollte nichts lieber, als sofort aufzuspringen und in ihr Schlafgemach zurückzukehren. Stattdessen lächelte sie ihn an. „Ihr seid so großzügig.“
„Ich kann noch viel großzügiger sein“, raunte er mit heiserer Stimme. Sein Atem strich heiß über ihre Wange.
Lizette suchte Zuflucht in einem weiteren Schluck Wein, während Wimarc sich zum Glück wieder hinsetzte. Sie fühlte sich wie in ihrer Kindheit, wenn es ihr gelungen war, einem Fausthieb ihres Vaters zu entgehen.
„Sagt, wie viele Männer hält Euer Gatte für nötig, damit Ihr gut beschützt seid?“, fragte Wimarc freundlich.
„Ach, so um die zweihundert Mann“, erwiderte sie mit einer wegwerfenden Geste.
„Und Ritter?“
Offenbar waren sie und Finn hier nicht als Einzige auf der Suche nach Informationen. „Von denen auch etliche“, ließ sie verlauten. „Die stören mich nicht so sehr. Einige von ihnen wissen sich zu benehmen und sehen auch recht gut aus.“ Sie lächelte ihn über den Kelchrand hinweg an. „Ihr habt auch viele Soldaten.“
„Auch ungefähr zweihundert“, antwortete er, obwohl sie sich sicher war, dass es mehr waren.
„Und Ritter?“
„Ich habe viele Verbündete, doch von denen sieht keiner gut aus.“
Sie rätselte, was er damit meinte. „Sicher nicht so gut wie Ihr“, sagte sie und senkte rasch den Blick, als sei ihr diese Bemerkung peinlich.
Seine Augen leuchteten, als er sich wieder vorbeugte und eine Hand auf ihren Oberschenkel legte. „Es freut mich, dass Ihr so denkt. Ich glaube, Ihr seid die schönste Frau, der ich je begegnet bin.“
Das war unverhohlene Schmeichelei, und wenn er meinte, sie würde ihm das einfach glauben, dann musste er sie schon für sehr einfältig halten. Adelaide
Weitere Kostenlose Bücher