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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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bieten hatte.
    Als sie erstmals ihre Vorstrafen erwähnt hatte, waren ihm große Zweifel an ihrer Unschuld gekommen. Aber was sie über die Jugendstrafanstalt und das »Angstprogramm« erzählt hatte, klang glaubwürdig. Solche Maßnahmen waren bei manchen Jugendlichen sehr erfolgreich, und offenbar hatten sie bei Renee funktioniert. Sie war so sehr eingeschüchtert worden, dass sie unmöglich den Raubüberfall begangen haben konnte. Davon war er überzeugt.
    War ihre Angst groß genug, dass sie immer noch an Flucht dachte?
    Im gleichen Moment, als ihm dieser Gedanke kam, durchfuhr es ihn wie bei einem schmerzhaften Stich. Nein. Das würde sie bestimmt nicht tun. Nicht nach dem, was sie soeben gemeinsam erlebt hatten. Jetzt würde sie darauf vertrauen, dass er ihr half.
    Aber was war, wenn er ihr nicht helfen konnte? Wenn ihr bewusst wurde, dass die Chancen, genügend Beweise zu sammeln, ziemlich klein waren? Was war dann?
    Allein die Vorstellung, an einen solchen Ort zurückzukehren, macht mich völlig fertig , hatte sie zu ihm gesagt, mit schreckgeweiteten Augen, als hätte sie in der Erinnerung noch einmal jeden Moment dieser furchtbaren Erfahrung durchlebt. Ich würde alles tun, um nicht ins Gefängnis zu kommen, John. Alles.
    Eine böse Vorahnung überkam ihn. Wenn er jetzt die Augen schloss und einschlief, würde er sie dann vielleicht nie wiedersehen? Wäre er allein in seinem Bett, wenn er wieder aufwachte?
    Das durfte er nicht zulassen. Ganz gleich, was er dafür tun musste, aber das durfte er nicht zulassen.

14
    Renee lag in Johns Armen und war immer noch völlig überwältigt von dem, was sie soeben erlebt hatte. Nie zuvor hatte sie so intensive Gefühle verspürt, niemals hätte sie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich war. In seinen Armen konnte sie beinahe ihre unangenehme Lage vergessen und zumindest für einen Moment so tun, als würden sie ein ganz normales Leben führen und hätten alle Zeit der Welt, die Möglichkeiten ihrer Beziehung zu erkunden.
    Wie sehr sie sich wünschte, dass es so wäre!
    Vielleicht würde es sogar geschehen. Er wollte ihr helfen. Er hatte bereits festgestellt, dass die Zeugin des Raubüberfalls unglaubwürdig war. Vielleicht fand er weitere Beweise, die die Geschworenen von ihrer Unschuld überzeugten. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und spürte, wie sich ihre Sorgen verflüchtigten. Mit John an ihrer Seite fiel es ihr leicht zu glauben, dass bald alles wieder gut sein würde.
    Sie legte eine Hand auf seine Brust, die sich mit sanfter, regelmäßiger Bewegung hob und senkte. War er eingeschlafen?
    »John?«, flüsterte sie.
    »Ja?«
    »Ich wollte nur wissen, ob du schläfst.«
    »Nein, ich schlafe nicht.«
    Ein längeres Schweigen folgte. Einen Moment lang machte sie sich Sorgen, aber dann wurde ihr klar, dass er vielleicht einfach nur müde war. Genauso wie sie. Nach dem langen Marsch durch den Wald hatte spätestens der Sex mit ihm ihre letzten Kraftreserven aufgebraucht.
    Dann wurde ihr bewusst, wie angespannt er wirkte. Vielleicht auch wütend. Oder beides.
    Sie richtete sich ein Stück auf und sah ihn an. Er schloss die Augen und wandte sich ab.
    O Gott! Sie hatte etwas falsch gemacht. Aber was?
    »John? Was ist los?«
    Er antwortete nicht. Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun. Genau davor hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. Irgendwie hatte sie ihn enttäuscht.
    Es war, als wäre ihr mit einem Mal die rosarote Brille heruntergerissen worden, und nun sah sie alles in einem ganz anderen Licht. Ihre Wangen glühten vor Scham. Er hatte ihr so viel gegeben, und sie hatte sich wie eine egoistische Nymphomanin benommen und ihm nichts zurückgegeben.
    »Es tut mir Leid, John«, sagte sie und hatte das Gefühl, im nächsten Moment in Tränen auszubrechen. »Beim nächsten Mal werde ich besser sein. Ich verspreche es.«
    Ihr wurde sofort klar, dass sie das Falsche gesagt hatte. Er hatte nie davon gesprochen, dass es ein nächstes Mal geben würde. Vielleicht interpretierte sie viel zu viel hinein. Vielleicht hatte er überhaupt nicht die Absicht ...
    »Besser?«, fragte er in ungläubigem Tonfall.
    »Es ist, wie ich gesagt habe. Ich ... ich weiß nicht, was ich tun muss, um ... du weißt schon ... einen Mann zu befriedigen. Ich weiß, ich hätte irgendetwas für dich tun müssen, aber ich weiß einfach nicht ...«
    »Renee.«
    Sie verstummte und sah ihn an. Er legte eine Hand auf ihr Gesicht und streichelte es mit dem Daumen.
    »Es hätte nicht

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