Ein Kuss von dir
angespannt: »Lassen Sie mich die persönlichen Informationen sehen.« Als sie Hochwürden Gilberts überraschten Gesichtsausdruck sah, setzte sie hinzu: »Bitte, Sir, die persönlichen Informationen.« Vage erstaunt stellte sie fest, dass sie sich wie Madeline anhörte, wenn diese ihre herzoglichen Anwandlungen hatte, aber andererseits hatte dieser Tonfall stets Wirkung gezeigt.
Genau wie jetzt. Hochwürden Gilbert schlug ein Gebetbuch auf und holte einen kleinen Zettel heraus, auf dem er die Namen notiert hatte. »Ich habe nie erlebt, dass jemand wegen einer so simplen Sache so besorgt gewesen wäre.« Er nahm Eleanor bei der Hand und fragte: »Sind Sie sicher, dass Sie in Wirklichkeit nicht eine andere Frage besprechen möchten? Brauchen Sie Rat, wie Sie Ihren Gatten zu behandeln haben? Er wirkt sehr dominant, manchmal kann so etwas einer jungen Braut Angst machen.«
»Er ist dominant.« Eleanor achtete nicht wirklich auf das, was er sagte. »Aber ich habe deswegen keine Angst.« Sie bemerkte, dass Hochwürden Gilbert bestürzt dreinsah, und ergänzte hastig: »Lady Gertrude hat mir genau erklärt, wie aus mir eine gute Ehefrau wird.
Lady Gertrude faltete die Hände und nickte andächtig.
»Ah.« Er spähte Lady Gertrude über die Augengläser an.
»Sehr gut. Es ist gut, dass Sie eine mütterliche Freundin haben, die Sie durch diese aufgewühlten fremden Wasser steuert.«
Eleanor besah sich den Zettel und erklärte Hochwürden Gilbert kopfschüttelnd: »Genau das, was ich befürchtet hatte. Hier steht Madeline Elizabeth Eleanor Jane de Lacy. Ich bin aber Eleanor Madeline Anne Elizabeth de Lacy. Madeline und Eleanor sind beides die klassischen Taufnamen der Familie de Lacy. Und mein lieber Mr. Knight hat meine Vornamen mit denen meiner Cousine verwechselt.«
»Oh, du meine Güte.« Hochwürden Gilbert keuchte vor Unbehagen.
»Es kann doch nicht angehen, dass ich quasi ein falsches Gelöbnis ablege«, fragte Eleanor nach.
»Nein, natürlich nicht.« Hochwürden Gilbert ging zu seinem Schreibtisch, entkorkte das Tintenfass und nahm mit zitternden Fingern die Änderung vor. »Es wäre gänzlich ungültig.«
»Und das wollen wir nicht.« Eleanor wies auf die Tür. »Jetzt, wo alles geklärt ist, können wir wohl weitermachen.«
»Ja, aber – sind Sie sicher, dass Sie nicht noch andere Bedenken haben?«, fragte der alte Kirchenmann.
Wenn man vorgibt, jemand anderes zu sein, kann man dafür in die Hölle kommen? Aber diese Frage zu stellen, war schier unmöglich, und eine beruhigende Antwort war auch nicht zu erwarten. Also schüttelte Eleanor den Kopf und rauschte zur Tür hinaus. Als sie an ihren Platz neben Mr. Knight zurückkehrte, legte der sich ihre Hand auf den Arm und bedeckte sie mit seiner Hand und hielt sie fest, als fürchte er sogar jetzt noch, dass sie fliehen könne.
Sie linste ihn verstohlen von der Seite an. Er schien über die Verzögerung verärgert … und außerdem hatte sie ihn gestern nicht gesehen und hatte in der kurzen Zeitspanne fast vergessen, wie gut aussehend er war. Er war groß, hatte breite Schultern, die das schwarze Jackett ausfüllten, und lange, muskulöse Beine, die sie sogar hier in der Kirche auf sündige Gedanken kommen ließen. Sein blondes Haar glänzte wie poliertes Gold. Sein strenges Gesicht erweckte in ihr den Wunsch, seine Wangenknochen und sein breites Kinn zu berühren. Seine Lippen … alles, was sie von seinen Lippen wollte war, sie irgendwo zu spüren, egal wo. Seine Augen waren hellblau und entrückt – es sei denn, er schaute sie an. Dann hatten sie die Hitze und Schönheit von heißer Kohle, und sie wusste, dass sein Blick nicht nur wärmen, sondern gewiss verbrennen konnte.
Hätte er es darauf angelegt, er hätte jede Dame der Gesellschaft haben können. Er hätte sich vermutlich nicht an die üblichen Regeln gehalten, aber Eleanor wusste, er hätte seinen Weg auf den Heiratsmarkt gefunden, und wenn er sich für ein Mädchen entschieden hätte, dann hätte dieses Mädchen den Eltern und der ganzen Gesellschaft getrotzt, um ihn zu bekommen.
Man sehe sich nur Eleanor an. Sie nahm ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und mit der Aussicht, in nicht zu ferner Zukunft Höllenqualen zu leiden. Aber sie wollte ihn so sehr, dass sie dafür die eigenen Prinzipien verriet, und sie hatte sich geschworen, dass sie die Konsequenzen tragen würde, wie immer sie auch aussahen.
»Der heilige Bund der Ehe ist ein ehrenwertes Haus, in das …« Der Pfarrer
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